NAS-Umzug:
Wer von einem jahrelang genutzten NAS-Gerät auf ein anderes wechseln will, möchte seine Daten natürlich auf das neue System mitnehmen. Wir zeigen Ihnen die sicheren Möglichkeiten in der Praxis.
Daten sicher übertragen
Quad-Core-CPU, 16 GByte RAM und 10 GbE-Netzwerk – angesichts der hohen Leistung moderner NAS-Geräte spielen viele Nutzer mit dem Gedanken, ihren alten Netzwerkspeicher durch ein aktuelles Gerät zu ersetzen. Die wichtigste Frage, die sich hierbei stellt: Wie bringt man seine Daten vom alten aufs neue Gerät? Zwei Möglichkeiten stehen dabei zur Auswahl: Der manuelle Umzug und die Migration. Die erstgenannte Variante funktioniert immer, da sie Hersteller-unabhängig ist. Allerdings werden hierbei ausschließlich Inhalte übertragen – Systemkonfiguration und App-Einstellungen werden nicht übernommen. Bei der Migration werden hingegen nicht nur die Inhalte, sondern auch
nahezu alle System- und einige App-Einstellungen übernommen. Diese Form des Umzugs setzt jedoch voraus, dass beide NAS-Geräte vom gleichen Hersteller sind. Ist das der Fall, stehen Ihnen wiederum zwei Optionen offen: Festplatten-Migration und Migration mit Backup-App. Synology bietet mit der NAS-App Migration Assistant eine dritte Möglichkeit an (siehe Kasten auf Seite 76).
Manueller NAS-Umzug
Viele Anwender steigen mit einem einfach gehaltenen NAS-System, etwa von Buffalo, Netgear oder WD, in die Welt der Netzwerkspeicher ein. Im Laufe der Zeit merken sie aber, dass ihnen Funktionsumfang und App-Auswahl nicht ausreichen, sodass sie Geld in ein NAS-Modell von Qnap oder Synology investieren. Um in solchen Fällen die auf dem alten Gerät gespeicherten Inhalte auf das neue zu übertragen, führt kein Weg am manuellen Umzug vorbei. Steht das neue NAS-System bereits zur Verfügung, richten Sie Benutzerkonten ein, legen Freigabeordner fest und aktivieren die Netzwerkdienste. Anschließend übertragen Sie die Inhalte vom alten Netzwerkspeicher auf den neuen – ganz traditionell mit dem Windows-Explorer. Abhängig von der Größe der zu übertragenden Dateien und der Netzwerkgeschwindigkeit kann diese Aktion durchaus einen Tag dauern. Sollen die im alten NAS-System verbauten Festplatten
im neuen weitergenutzt werden, müssen Sie die Benutzerinhalte zwischenspeichern, etwa auf Ihrem PC oder einer USB-Festplatte. Anschließend bauen Sie die HDDs in die neue NAS ein und konfigurieren das Gerät. Im letzten Schritt übertragen Sie die Daten. Hier ergibt sich allerdings ein kurzfristiges Sicherheitsproblem, denn wenn der Zwischenspeicher kaputt geht, sind die Daten verloren. Dagegen hilft nur eine weitere Datenkopie auf einer weiteren Platte.
Migrations-Optionen ermitteln
Wollen Sie auf ein anderes NAS-Modell des gleichen Herstellers umsteigen, stehen Ihnen drei Migrations-Möglichkeiten zur Auswahl. Der Haken: Nicht alle Modelle unterstützen alle Varianten. Um herauszufinden, welche Optionen in Ihrem Fall zielführend sind, statten Sie der Supportseite des NASHerstellers einen Besuch ab. Nutzen Sie ein Qnap-Gerät, öffnen Sie www.qnap.com/de-de/nas-migration und geben Quell- sowie Ziel-NAS an. In unserem Beispiel, in dem wir vom Modell TS-251+ auf das Gerät TS-453B umziehen wollen, ist die direkte Migration möglich, sodass wir lediglich die alten HDDs in das neue Gerät einbauen müssen. Steht diese Möglichkeit nicht zur Verfügung, müssen Sie den Umzug mit der NAS-App Hybrid Backup Sync durchführen. Besitzer einer Synology-NAS finden auf bit.ly/2K2gWJQ im Bereich Festplatten-Migration eine Liste mit NAS-Systemen, welche die Festplatten-Migration überhaupt beherrschen. In unserem Beispiel, in dem wir von einer betagten DS211j auf das Modell DS218+ wechseln möchten, ist die Festplatten-Migration nicht möglich, sodass nur die Nutzung der NAS-App Hyper Backup infrage kommt.
Festplatten-Migration ist gefährlich
Was sich einfach anhört, entpuppt sich in der Praxis als Herausforderung. Denn bei der Festplatten-Migration lauern zahlreiche Fallstricke, die sich aufgrund der unterschiedlichen NAS-Konfigurationen und -Architekturen ergeben. Die Liste der potenziellen Problemstellen umfasst unter anderem das Dateisystem, die Festplattenkonfiguration und die Hardware-Komponenten. Aus diesem Grund macht der Umzug mittels Festplatten-Migration nur dann Sinn, wenn Quell- und Ziel-NAS identisch oder zumindest aus der gleichen Baureihe sind; etwa, wenn Sie von einem 2-Bay-Gerät auf die 4-Bay-Variante umsteigen. Die grundlegende Vorgehensweise: Legen Sie ein Komplett-Backup an, das alle auf dem alten System gespeicherten Inhalte umfasst. Sichern Sie dann die aktuelle NASKonfiguration, und speichern Sie die Datei auf dem PC. Anschließend aktualisieren Sie auf beiden NAS-Systemen das Betriebssystem und schalten die Geräte nach dem Update aus. Ziehen Sie die Festplatten aus der Quell-NAS und stecken Sie die HDDs – in der korrekten Reihenfolge – in das neue Modell. Schalten Sie das neue Gerät ein, und warten Sie, bis es hochgefahren ist. Öffnen Sie die Konfigurationsmaske des Zielsystems, und folgen Sie den Anweisungen. Aufgrund der Gefahr, seine Daten zu verlieren, raten wir von der Festplatten-Migration ab. Wollen Sie die in der Quell-NAS verbauten HDDs im neuen Modell verwenden, sollten Sie so vorgehen, wie im ersten Abschnitt beschrieben. Diese Methode ist zwar zeitaufwändiger, dafür ist der manuelle Umzug aber auch deutlich sicherer.
Migration mit NAS-Backup-App
Die in der Praxis sinnvollste Umzugsmethode führt über die Hersteller-eigenen Backup-Apps. Qnap-Nutzer verwenden Hybrid Backup Sync, Besitzer eines Synology-Geräts greifen zu Hyper Backup. Die große Gemeinsamkeit dieser Apps ist, dass sie Ihnen einen Großteil der Umzugsarbeit abnehmen. Die Qnap-App verschiebt die Inhalte per RTRR von einer NAS auf die andere, die App von Synology sichert auf Wunsch zusätzlich noch die Systemkonfiguration und ausgewählte App-Einstellungen. Qnap: Installieren Sie Hybrid Backup Sync auf beiden NAS-Systemen. Öffnen Sie die App an der Ziel-NAS, klicken Sie in der linken Spalte auf Dienste, und wählen Sie RTRR-Server. Aktivieren Sie diese Funktion, legen Sie ein Kennwort fest, und sichern Sie die Änderungen mit Übernehmen und OK. Am Quell-System starten Sie die App, wählen links Sichern & Wiederherstellen und klicken auf Jetzt sichern. Wählen Sie die zu sichernden Ordner aus, klicken Sie auf Weiter, und markieren Sie unter NAS den Eintrag Externes NAS. Geben Sie im folgenden Dialog die IP-Adresse des Ziel-Systems und das zuvor festgelegte Kennwort ein, und klicken Sie auf Übernehmen. Klicken Sie dann auf Auswählen, und wählen Sie den Ziel-Ordner aus, in den alle Inhalte übertragen werden sollen. Optional können Sie dem neuen Job eine Bezeichnung verpassen und eine Beschreibung eingeben. Mit Weiter fahren Sie fort. Einen Zeitplan müssen Sie nicht festlegen, da das Backup nur einmal durchgeführt werden soll. Entfernen Sie – sofern auf Ihrem NAS-System angeboten – bei Regeln das Häkchen neben QuDedup verwenden, und überprüfen Sie die Vorgaben im Bereich Zusammenfassung. Nun starten Sie das Backup mit Er
stellen und Jetzt sichern. Wurden alle Daten übertragen, öffnen Sie am Ziel-System den Speicher-Ordner und verschieben die Inhalte in die gewünschten Verzeichnisse. Synology: Spielen Sie auf beiden Systemen die App Hyper Backup ein. Auf dem Zielgerät installieren Sie zusätzlich noch Hyper Backup Vault und schalten über Klicks auf Systemsteuerung, Dateidienste und rsync die Option rsync-Dienst aktivieren ein. An der Quell-NAS starten Sie Hyper Backup und wählen Remote-NAS-Gerät. Geben Sie die IP-Adresse des Zielgeräts und die Zugangsdaten ein, wählen Sie bei Gemeinsamer Ordner einen bereits auf dem Zielgerät eingerichteten Freigabe-Ordner aus, und fahren Sie mit Weiter fort. Nun markieren Sie die Ordner, die gesichert werden sollen. Im nächsten Schritt werden Ihnen die NAS-Apps präsentiert, die sich sichern lassen. Wählen Sie die Apps aus, und fahren Sie mit Weiter fort, um die weiterführenden Sicherheits-Einstellungen festzulegen. Mit einem Klick auf Übernehmen beenden Sie die Einrichtung. Nun werden Sie gefragt, ob die Datensicherung jetzt durchgeführt werden soll. Klicken Sie auf Ja. Nach Abschluss des Vorgangs öffnen Sie am Ziel-System die App Hyper Backup, klicken unten links auf das Uhr-Symbol und wählen Daten. Nach einem Klick auf Von bestehenden Repositories herstellen wählen Sie Lokaler Ordner und USB und geben das Speicherverzeichnis an. Sofern erwünscht, legen Sie dann fest, dass auch die Systemkonfiguration wiederhergestellt werden soll. In den letzten Schritten wählen Sie die Ordner und Apps aus, die wiederhergestellt werden sollen. Mit Übernehmen beginnt der eigentliche Umzug, an dessen Ende alle Benutzerinhalte, die Systemkonfiguration und einige App-Einstellungen auf dem neuen System wiederhergestellt werden.