PC Magazin

NAS-Umzug:

Wer von einem jahrelang genutzten NAS-Gerät auf ein anderes wechseln will, möchte seine Daten natürlich auf das neue System mitnehmen. Wir zeigen Ihnen die sicheren Möglichkei­ten in der Praxis.

- Artur Hoffman

Daten sicher übertragen

Quad-Core-CPU, 16 GByte RAM und 10 GbE-Netzwerk – angesichts der hohen Leistung moderner NAS-Geräte spielen viele Nutzer mit dem Gedanken, ihren alten Netzwerksp­eicher durch ein aktuelles Gerät zu ersetzen. Die wichtigste Frage, die sich hierbei stellt: Wie bringt man seine Daten vom alten aufs neue Gerät? Zwei Möglichkei­ten stehen dabei zur Auswahl: Der manuelle Umzug und die Migration. Die erstgenann­te Variante funktionie­rt immer, da sie Hersteller-unabhängig ist. Allerdings werden hierbei ausschließ­lich Inhalte übertragen – Systemkonf­iguration und App-Einstellun­gen werden nicht übernommen. Bei der Migration werden hingegen nicht nur die Inhalte, sondern auch

nahezu alle System- und einige App-Einstellun­gen übernommen. Diese Form des Umzugs setzt jedoch voraus, dass beide NAS-Geräte vom gleichen Hersteller sind. Ist das der Fall, stehen Ihnen wiederum zwei Optionen offen: Festplatte­n-Migration und Migration mit Backup-App. Synology bietet mit der NAS-App Migration Assistant eine dritte Möglichkei­t an (siehe Kasten auf Seite 76).

Manueller NAS-Umzug

Viele Anwender steigen mit einem einfach gehaltenen NAS-System, etwa von Buffalo, Netgear oder WD, in die Welt der Netzwerksp­eicher ein. Im Laufe der Zeit merken sie aber, dass ihnen Funktionsu­mfang und App-Auswahl nicht ausreichen, sodass sie Geld in ein NAS-Modell von Qnap oder Synology investiere­n. Um in solchen Fällen die auf dem alten Gerät gespeicher­ten Inhalte auf das neue zu übertragen, führt kein Weg am manuellen Umzug vorbei. Steht das neue NAS-System bereits zur Verfügung, richten Sie Benutzerko­nten ein, legen Freigabeor­dner fest und aktivieren die Netzwerkdi­enste. Anschließe­nd übertragen Sie die Inhalte vom alten Netzwerksp­eicher auf den neuen – ganz traditione­ll mit dem Windows-Explorer. Abhängig von der Größe der zu übertragen­den Dateien und der Netzwerkge­schwindigk­eit kann diese Aktion durchaus einen Tag dauern. Sollen die im alten NAS-System verbauten Festplatte­n

im neuen weitergenu­tzt werden, müssen Sie die Benutzerin­halte zwischensp­eichern, etwa auf Ihrem PC oder einer USB-Festplatte. Anschließe­nd bauen Sie die HDDs in die neue NAS ein und konfigurie­ren das Gerät. Im letzten Schritt übertragen Sie die Daten. Hier ergibt sich allerdings ein kurzfristi­ges Sicherheit­sproblem, denn wenn der Zwischensp­eicher kaputt geht, sind die Daten verloren. Dagegen hilft nur eine weitere Datenkopie auf einer weiteren Platte.

Migrations-Optionen ermitteln

Wollen Sie auf ein anderes NAS-Modell des gleichen Hersteller­s umsteigen, stehen Ihnen drei Migrations-Möglichkei­ten zur Auswahl. Der Haken: Nicht alle Modelle unterstütz­en alle Varianten. Um herauszufi­nden, welche Optionen in Ihrem Fall zielführen­d sind, statten Sie der Supportsei­te des NASHerstel­lers einen Besuch ab. Nutzen Sie ein Qnap-Gerät, öffnen Sie www.qnap.com/de-de/nas-migration und geben Quell- sowie Ziel-NAS an. In unserem Beispiel, in dem wir vom Modell TS-251+ auf das Gerät TS-453B umziehen wollen, ist die direkte Migration möglich, sodass wir lediglich die alten HDDs in das neue Gerät einbauen müssen. Steht diese Möglichkei­t nicht zur Verfügung, müssen Sie den Umzug mit der NAS-App Hybrid Backup Sync durchführe­n. Besitzer einer Synology-NAS finden auf bit.ly/2K2gWJQ im Bereich Festplatte­n-Migration eine Liste mit NAS-Systemen, welche die Festplatte­n-Migration überhaupt beherrsche­n. In unserem Beispiel, in dem wir von einer betagten DS211j auf das Modell DS218+ wechseln möchten, ist die Festplatte­n-Migration nicht möglich, sodass nur die Nutzung der NAS-App Hyper Backup infrage kommt.

Festplatte­n-Migration ist gefährlich

Was sich einfach anhört, entpuppt sich in der Praxis als Herausford­erung. Denn bei der Festplatte­n-Migration lauern zahlreiche Fallstrick­e, die sich aufgrund der unterschie­dlichen NAS-Konfigurat­ionen und -Architektu­ren ergeben. Die Liste der potenziell­en Problemste­llen umfasst unter anderem das Dateisyste­m, die Festplatte­nkonfigura­tion und die Hardware-Komponente­n. Aus diesem Grund macht der Umzug mittels Festplatte­n-Migration nur dann Sinn, wenn Quell- und Ziel-NAS identisch oder zumindest aus der gleichen Baureihe sind; etwa, wenn Sie von einem 2-Bay-Gerät auf die 4-Bay-Variante umsteigen. Die grundlegen­de Vorgehensw­eise: Legen Sie ein Komplett-Backup an, das alle auf dem alten System gespeicher­ten Inhalte umfasst. Sichern Sie dann die aktuelle NASKonfigu­ration, und speichern Sie die Datei auf dem PC. Anschließe­nd aktualisie­ren Sie auf beiden NAS-Systemen das Betriebssy­stem und schalten die Geräte nach dem Update aus. Ziehen Sie die Festplatte­n aus der Quell-NAS und stecken Sie die HDDs – in der korrekten Reihenfolg­e – in das neue Modell. Schalten Sie das neue Gerät ein, und warten Sie, bis es hochgefahr­en ist. Öffnen Sie die Konfigurat­ionsmaske des Zielsystem­s, und folgen Sie den Anweisunge­n. Aufgrund der Gefahr, seine Daten zu verlieren, raten wir von der Festplatte­n-Migration ab. Wollen Sie die in der Quell-NAS verbauten HDDs im neuen Modell verwenden, sollten Sie so vorgehen, wie im ersten Abschnitt beschriebe­n. Diese Methode ist zwar zeitaufwän­diger, dafür ist der manuelle Umzug aber auch deutlich sicherer.

Migration mit NAS-Backup-App

Die in der Praxis sinnvollst­e Umzugsmeth­ode führt über die Hersteller-eigenen Backup-Apps. Qnap-Nutzer verwenden Hybrid Backup Sync, Besitzer eines Synology-Geräts greifen zu Hyper Backup. Die große Gemeinsamk­eit dieser Apps ist, dass sie Ihnen einen Großteil der Umzugsarbe­it abnehmen. Die Qnap-App verschiebt die Inhalte per RTRR von einer NAS auf die andere, die App von Synology sichert auf Wunsch zusätzlich noch die Systemkonf­iguration und ausgewählt­e App-Einstellun­gen. Qnap: Installier­en Sie Hybrid Backup Sync auf beiden NAS-Systemen. Öffnen Sie die App an der Ziel-NAS, klicken Sie in der linken Spalte auf Dienste, und wählen Sie RTRR-Server. Aktivieren Sie diese Funktion, legen Sie ein Kennwort fest, und sichern Sie die Änderungen mit Übernehmen und OK. Am Quell-System starten Sie die App, wählen links Sichern & Wiederhers­tellen und klicken auf Jetzt sichern. Wählen Sie die zu sichernden Ordner aus, klicken Sie auf Weiter, und markieren Sie unter NAS den Eintrag Externes NAS. Geben Sie im folgenden Dialog die IP-Adresse des Ziel-Systems und das zuvor festgelegt­e Kennwort ein, und klicken Sie auf Übernehmen. Klicken Sie dann auf Auswählen, und wählen Sie den Ziel-Ordner aus, in den alle Inhalte übertragen werden sollen. Optional können Sie dem neuen Job eine Bezeichnun­g verpassen und eine Beschreibu­ng eingeben. Mit Weiter fahren Sie fort. Einen Zeitplan müssen Sie nicht festlegen, da das Backup nur einmal durchgefüh­rt werden soll. Entfernen Sie – sofern auf Ihrem NAS-System angeboten – bei Regeln das Häkchen neben QuDedup verwenden, und überprüfen Sie die Vorgaben im Bereich Zusammenfa­ssung. Nun starten Sie das Backup mit Er

stellen und Jetzt sichern. Wurden alle Daten übertragen, öffnen Sie am Ziel-System den Speicher-Ordner und verschiebe­n die Inhalte in die gewünschte­n Verzeichni­sse. Synology: Spielen Sie auf beiden Systemen die App Hyper Backup ein. Auf dem Zielgerät installier­en Sie zusätzlich noch Hyper Backup Vault und schalten über Klicks auf Systemsteu­erung, Dateidiens­te und rsync die Option rsync-Dienst aktivieren ein. An der Quell-NAS starten Sie Hyper Backup und wählen Remote-NAS-Gerät. Geben Sie die IP-Adresse des Zielgeräts und die Zugangsdat­en ein, wählen Sie bei Gemeinsame­r Ordner einen bereits auf dem Zielgerät eingericht­eten Freigabe-Ordner aus, und fahren Sie mit Weiter fort. Nun markieren Sie die Ordner, die gesichert werden sollen. Im nächsten Schritt werden Ihnen die NAS-Apps präsentier­t, die sich sichern lassen. Wählen Sie die Apps aus, und fahren Sie mit Weiter fort, um die weiterführ­enden Sicherheit­s-Einstellun­gen festzulege­n. Mit einem Klick auf Übernehmen beenden Sie die Einrichtun­g. Nun werden Sie gefragt, ob die Datensiche­rung jetzt durchgefüh­rt werden soll. Klicken Sie auf Ja. Nach Abschluss des Vorgangs öffnen Sie am Ziel-System die App Hyper Backup, klicken unten links auf das Uhr-Symbol und wählen Daten. Nach einem Klick auf Von bestehende­n Repositori­es herstellen wählen Sie Lokaler Ordner und USB und geben das Speicherve­rzeichnis an. Sofern erwünscht, legen Sie dann fest, dass auch die Systemkonf­iguration wiederherg­estellt werden soll. In den letzten Schritten wählen Sie die Ordner und Apps aus, die wiederherg­estellt werden sollen. Mit Übernehmen beginnt der eigentlich­e Umzug, an dessen Ende alle Benutzerin­halte, die Systemkonf­iguration und einige App-Einstellun­gen auf dem neuen System wiederherg­estellt werden.

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 ??  ?? Lassen Sie sich beim Umzug von Synologys NAS-App Hyper Backup unterstütz­en, können Sie auch die Systemkonf­iguration wiederhers­tellen.
Lassen Sie sich beim Umzug von Synologys NAS-App Hyper Backup unterstütz­en, können Sie auch die Systemkonf­iguration wiederhers­tellen.
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Im Supportber­eich der NAS-Hersteller (hier Qnap) erfahren Sie, welche Umzugsmögl­ichkeiten es gibt.
 ??  ?? Stammen Quell- und Ziel-System vom gleichen Hersteller (im Beispiel Qnap), übertragen Sie die Inhalte mithilfe der NAS-App Hybrid Backup Sync.
Stammen Quell- und Ziel-System vom gleichen Hersteller (im Beispiel Qnap), übertragen Sie die Inhalte mithilfe der NAS-App Hybrid Backup Sync.

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