Mainboards
Mini-ITX-Mainboards sind auf eine einzige Gra kkarte beschränkt, stehen in Leistung und Ausstattung den Standard-ATX-Platinen aber in nichts nach. Fünf der kleinen Multitalente mit AMD- und Intel-Unterbau haben wir ins Testlabor geholt.
E in Spiele-PC braucht nicht zwangsläu g einen Big Tower, denn viel Leistung kann man auch in einem kleinen Gehäuse unterbringen. Bestes Beispiel dafür sind die Mini-ITX-Mainboards im Test. Mit einer Grund äche von 17 x 17 Zentimetern melden sie nur etwa ein Viertel des Platzbedarfs einer Standard-ATX-Platine an. Steckt man die Mainboard-Zwerge in MiniITX-Gehäuse, werden daraus sehr kompakte und mobile Gaming-Systeme, die sich bequem zur LAN-Party tragen lassen. Fünf Gamer-Mini-ITX-Mainboards haben sich zum Vergleichstest versammelt: Asus ROG Strix X470-I Gaming, Biostar X470GTN, Gigabyte B360N WiFi, MSI B350I Pro AC und das MSI B360I Gaming Pro AC. Die AMDFraktion bilden die Sockel-AM4-Mainboards von Asus, Biostar und das MSI B350I Pro AC. Dabei laufen Asus und Biostar mit dem brandneuen X470-Chipsatz, das MSI mit dem schon etwas älteren B350-Chipsatz, der allerdings auch nicht viel mehr als ein Jahr auf dem Buckel hat. Aus dem IntelLager kommen das Gigabyte B360N WiFi und das MSI B360I Gaming Pro AC. Sie sind jeweils mit dem B360-Chipsatz ausgerüstet und setzen auf den Sockel LGA 1151 für die aktuelle 8. Generation der Core-i-, Celeronund Pentium-Prozessoren.
Mini-ITX-Format: Sehr umfangreiche Ausstattung auf 17 x 17 Zentimetern
Trotz Liliput-Formfaktor stimmt bei den Mini-ITX-Testkandidaten die Ausstattung. Vergleichbar ist sie am ehesten mit der eines Mittelklasse-ATX-Mainboards: 4x SATA 6 Gb/s, mindestens ein M.2-Slot, zahlreiche USB-3.x-Anschlüsse und ein 7.1-Soundchip werden immer geboten. Weil auf einem Mini-ITX-Board nur ein einziger PCIe-Slot Platz ndet, scheidet ein SLI-Betrieb mit zwei Gra kkarten dagegen aus. Der Pixelbeschleuniger sollte außerdem nicht länger als 17 Zentimeter sein, wenn er unbedingt in ein Mini-ITX-Gehäuse soll. Diese Voraussetzung erfüllen nicht viele High-End-Gra kkarten. Fündig wird man aber trotzdem, zum Beispiel bei der 16,9 Millimeter kurzen Gigabyte GeForce GTX 1080 Mini ITX 8G. Bei der Systemleistung begegneten sich die Mini-ITX-Mainboards beider Lager auf Augenhöhe. Zwar ergaben sich bei den CPU-Benchmarks Vorteile für AMD, was die Intel-Fraktion aber durch höhere Punktzahlen bei den synthetischen Tests ausglich. In der Praxis dürfte von den geringen Performanceunterschieden daher wenig bis gar nichts zu spüren sein.
Asus ROG Strix X470-I Gaming: Sehr teuer, aber bestes Gesamtpaket
Asus bietet mit dem ROG Strix X470-I Gaming eines der ersten Mini-ITX-Mainboards an, das ebenso wie das Biostar X470GTN den neuen X470-Chipsatz einsetzt. Dieser löst den X370 als bisherigen Top-Chipsatz für den Sockel AM4 ab. AMD hat den X470 für Ryzen-CPUs der zweiten Generation (Zen+) maßgeschneidert, die wie unsere Referenz-CPU Ryzen 7 2700X in 12 Nanometer Strukturbreite gefertigt sind. Das verhilft ihnen gegenüber dem 14-nm-Design ihrer Zen-Kollegen zu höherer Energieef zienz und verschafft Tuning-Enthusiasten mehr thermischen Spielraum beim Übertakten. Der X470-Chipsatz unterstützt auch RyzenCPUs der ersten Generation. Sein volles Potenzial kann der X470 aber erst mit einer CPU der Ryzen-2000-Serie entfalten, weil nur diese Features wie Precision Boost 2 und Extended Frequency Range (XFR) 2 beherrschen. Damit können sie die Taktraten ihrer Kerne dynamischer und effektiver über den Basistakt anheben als ihre Vorgänger. Das macht sie wie die X470-Mainboards zur ersten Wahl für Übertakter und Optimierer. Mit 200 Euro war das Asus das mit Abstand teuerste der 5 Mini-ITX-Mainboards, machte das aber durch seine gute Ausstattung wieder wett. Dazu gehört passend zum X470-Chipsatz das intuitiv bedienbare Overclocking-Tool Asus AI Suite 3 zum Einstellen individueller Übertaktungs- und Kühlungspro le. Ähnlich viele Tuning-Möglichkeiten gibt es bei den MSI-Mainboards. Weitere Pluspunkte für Asus: WLAN 802.11ac inklusive 2x2-MIMO-Support, die zu Aura Sync kompatible LED-Beleuchtung und virtueller Surround-Sound für VR-Headsets über das Audio-Tool Sonic Studio III. Darüber hinaus verfügte das ROG Strix X470-I Gaming als einziges AMD-Mainboard im Test über zwei M.2-Slots (2x PCIe 3.0 x4), wobei der oben auf der Platine sitzende Steckplatz zusätzlich mit einem Kühlkörper versehen war. Auf Intel-Seite gab es Vergleichbares nur beim MSI B360I Gaming Pro AC.
Biostar X470GTN: USB-C-Anschluss und S/PDIF-Ausgang, aber kein WLAN
Mit dem Biostar X470GTN geht eines der aktuell günstigsten Mini-ITX-Mainboards für die neuen Ryzen-2000-CPUs ins Rennen. Das mit dem X470-Chipsatz ausgerüstete X470GTN kostete zum Testzeitpunkt lediglich 120 Euro und unterbot damit den AMDTestsieger Asus ROG Strix X470-I Gaming um stolze 80 Euro. Dennoch macht das Biostar-Mainboard das Beste aus dem MiniITX-Platzangebot: Ein PCIe 3.0 x16-Slot, der extra verstärkt ist, zwei DDR4-RAM-Slots, vier SATA-6-Gb/s-Anschlüsse, ein M.2-Slot auf der Rückseite und 7.1-Sound sind wie bei der Konkurrenz Standardmerkmale. Zusätzlich geboten werden ein digitaler Audioausgang (S/PDIF) und als Besonderheit ein USB-3.0-Port, der als verdrehsicherer Typ-C-Anschluss ausgeführt ist. Eine WiFi-Funktionalität hat Biostar seinem Mainboard nicht spendiert. Auf WLAN und Bluetooth müssen Käufer deshalb verzichten, nicht aber auf den Gigabit-EthernetAnschluss. Ein weiterer Vorteil trotz Sparpreis: Bei der Wertungskategorie Leistung schnitt das Biostar X470GTN so gut ab wie die Mainboards von Asus und MSI. Dass es in der Gesamtwertung dennoch etwas nach hinten rutschte, lag insbesondere an der nicht optimalen Bedienung: Beim Setup werden nicht die neuesten Treiber aus dem Netz heruntergeladen, sondern kommen „aus der Konserve“, stammen also direkt von der Installations-DVD und sind damit nicht aktuell. Für Treiber- und BIOS-Updates kommt man nicht um einen Besuch der HerstellerWebseite herum.
Gigabyte B360N WiFi: Mit 115 Euro das günstigste Mini-ITX-Mainboard im Test
Das Gigabyte B360N WiFi vertritt zusammen mit dem MSI B360I Gaming Pro AC die Riege der Mini-ITX-Mainboards mit IntelChipsatz. Beide verwenden den altbekannten Sockel LGA 1151, doch Platz nehmen können darin nur Intel-CPUs auf Basis der Coffee-Lake-Mikroarchitektur. Wer bereits
einen Skylake- oder Kaby-Lake-Prozessor besitzt, kann diesen daher nicht in beiden Mainboards weiterverwenden. Gigabyte und MSI lösen dafür ein anderes Problem: Die preislich und leistungstechnisch den AMD-Ryzen-Prozessoren ebenbürtigen Coffee-Lake-CPUs liefen bislang nur auf teuren Mainboards mit Z370-Chipsatz, was günstige Systeme fast unmöglich machte. Diese Lücke schließen nun die neuen Coffee-Lake-Chipsätze H310, B360 und H370. Die „Mittelklasse“-Variante B360 verwenden Gigabyte und MSI. Von dessen Möglichkeiten macht das B360N WiFi innerhalb der Grenzen seines Mini-ITXFormfaktors regen Gebrauch, vernachlässigt dabei aber etwas die USB-Anschlüsse. Bis zu 4x USB 3.1 Gen.2 mit jeweils 10 Gb/s wären möglich, geboten werden aber nur 4 USB-3.0-Ports, die es auf nominell 5 Gb/s bringen. Letztlich ist das aber kein Drama, weil die höhere USB-Bandbreite nur selten benötigt werden dürfte. Im LAN ist das Gigabyte B360N WiFi dafür am besten aufgestellt: Hier stehen gleich zwei GigabitEthernet-Anschlüsse zur Verfügung – ideal, um sich beispielsweise in verschiedene Netzwerke gleichzeitig einzuklinken. Das Intel-interne Performance-Duell mit dem MSI B360I Gaming Pro AC verlor das Gigabyte B360N WiFi zwar knapp, gewann das Preisduell dafür aber deutlich, und das sogar klassenübergreifend: Mit 115 Euro war es das günstigste Mini-ITX-Mainboard im Vergleich.
MSI B350I Pro AC: Hard- und SoftwareTools erleichtern das Overclocking
Hinter der biederen Optik des MSI B350I Pro AC – braune Platine, schwarze Kühlkörper, zwei RGB-LED-Anschlüsse, aber keine integrierte Beleuchtung – versteckt sich ein gutes Mini-ITX-Mainboard. Das zum Testzeitpunkt für 130 Euro erhältliche B350I Pro AC
bietet einen M.2-Anschluss auf der Unterseite, der wie das Biostar X470GTN und das Gigabyte B360N WiFi sowohl SATA- als auch PCIe-basierte SSDs aufnehmen kann. Obwohl im MSI nur der „kleinere“B350-Chipsatz steckt, steht auch der übrige Schnittstellenumfang den X470-Mainboards von Asus und Biostar in nichts nach. Am SoundEquipment hat MSI dagegen gespart. Im B350I Pro AC werkelt lediglich der schon ältere Realtek ALC887. Beim Asus ROG Strix X470-I Gaming und beim Biostar X470GTN kommen mit dem Realtek ALC1220 beziehungsweise ALC892 die hochwertigeren Soundchips zum Zug. Im Test lieferte das MSI B350I Pro AC eine sehr solide Performance ab und gehörte zusammen mit seinen AMD-Kollegen von Asus und Biostar zu den schnellsten Mini-ITX-Mainboards. Und es gibt durchaus noch Luft nach oben: Das OverclockingPotenzial des Mainboards kann man sowohl hardwareseitig über das EFI-BIOS als auch mittels Software (Click BIOS 5) nutzen, wobei Schutzmechanismen wie etwa der Überspannungsschutz als Sicherheitsnetz dienen. Einzige Schönheitsfehler: Bei der Treiberinstallation stürzte das System wiederholt ab, lief jedoch sehr stabil, nachdem diese Hürde genommen war. Beim Setup sollte man unter Treiber/Software nicht sofort auf Installieren klicken, sondern in der Liste bis nach unten scrollen. Dann sieht man, dass auch Häkchen bei Tools wie Google Chrome und Google Drive gesetzt sind, die man vielleicht aber nicht unbedingt mitinstalliert haben will.
MSI B360I Gaming Pro AC: Top-Ausstattung, LED-Steuerung auch per App
Für 130 Euro erhielt man mit dem MSI B360I Gaming Pro AC nicht nur das am besten ausgestattete Mini-ITX-Mainboard aus dem Intel-Lager, sondern gleichzeitig auch ihren schnellsten Vertreter. Mit 6.265 Punkten beim PCMark 10 erzielte das B360I Gaming Pro AC sogar über beide Klassen hinweg die beste System-Performance. So wie das Gigabyte B360N WiFi konnte auch das MSI bei den CPU-Benchmarks jedoch nicht mit den vom AMD Ryzen 2700X angetriebenen AMD-Rivalen gleichziehen. Besonders deutlich el der Vorsprung beim Cinebench 15 aus. Beim Rendern des Testbilds war das B360I Gaming Pro AC mit 1.464 Punkten klar schneller als das Gigabyte B360N WiFi (1.389 Punkte), sah damit aber kein Land gegen die im Mittel 1.755 Punkte starke AMD-Konkurrenz. Weil die Performanceunterschiede insgesamt aber sehr überschaubar blieben, büßte das MSI nur zwei Zähler bei der Leistungswertung gegenüber den schnellsten Mainboards ein. Durch seine übrigen Tugenden konnte sich das MSI B360I Gaming Pro AC zudem als engster Verfolger des 70 Euro teureren Testsiegers Asus ROG Strix X470-I Gaming platzieren und verdiente sich damit die Preis-Leistungs-Empfehlung. Zur Bestnote bei der Ausstattung verhalfen dem B360I Gaming Pro AC viele kleine, aber feine Board-Details. Beispiele: Zwei M.2Slots, die sich jeweils mit PCI-3.0-x4-Tempo ansteuern lassen, vergoldete Anschlüsse und Kondensatoren für eine optimale 7.1-Audiowiedergabe, WLAN 802.11ac mit Multi-User-MIMO-Unterstützung, Bluetooth 5.0 sowie eine LED-Beleuchtung, die sich sogar per Smartphone-App regeln lässt. Dazu gesellen sich die gleichen Overclocking-Tugenden wie beim MSI B350I Pro AC, die aufgrund des B360-Chipsatzes aber ins Leere laufen, weil sich damit weder CPU noch RAM über den Basistakt hinaus anheben lassen. Aufgrund des identischen DVDInstallers musste man auch aufpassen, sich nicht aus Versehen Bloatware auf das System zu laden. Die beim MSI B350I Pro AC beobachteten Abstürze bei der Treiberinstallation traten beim B360I Gaming Pro AC dagegen nicht auf.
Fazit
Mit dem Asus ROG Strix X470-I Gaming bekommen Anwender das beste AMDMainboard im Test und gleichzeitig auch das beste Gesamtpaket aus Leistung, Ausstattung, Ergonomie und Extras. Zuschlagen sollten beim 200 Euro teuren Testsieger von Asus genauso wie beim 80 Euro preiswerteren Biostar X470GTN vor allem Käufer, die eine Ryzen-CPU der zweiten Generation einsetzen wollen, weil sie nur auf dem X470-Chipsatz ihre volle Performance zeigen kann. Gamer sind mit dem dritten AMD-Mainboard im Test, dem MSI B350I Pro AC, aber mindestens genauso gut bedient. Ausgerüstet mit dem aktuellsten BIOS lief es so performant wie die beiden X470-Mainboards von Asus und Biostar und punktete obendrein durch zahlreiche Overclocking-Einstellungen. Die Mini-ITX-Mainboards mit Intel-Unterbau sind generell etwas günstiger als ihre AMD-Kollegen. Folgerichtig kommt auch der mit 115 Euro günstigste Mini-ITX-Textkandidat Gigabyte B360N WiFi aus dem Intel-Universum. Für das Overclocking eignen sich das Gigabyte und der Preis-LeistungsSieger MSI B360I Gaming Pro AC aufgrund ihres B360-Chipsatzes aber nicht. IntelCPUs mit offenem Multiplikator, erkennbar am hintangestellten K, lassen sich ebenso wie das RAM nur auf den teuren Z370Mainboards übertakten.