Pasewalker Zeitung

Dausers EM-Fluch wirbelt deutsche Turn-Riege durcheinan­der

- Von Martin Kloth

Lukas Dauser erkrankt, Lucas Kochan verletzt: Bundestrai­ner Valeri Belenki muss sein Team für die Turn-EM kräftig umbauen. Besonders bitter ist das für den BarrenWelt­meister.

RIMINI – Erst verturnt, dann verletzt und nun von einem Virus gestoppt: Turn-Star Lukas Dauser ist seit drei Jahren von einem EM-Fluch verfolgt. Ohne den Barren-Weltmeiste­r und mit zwei Neulingen ist die sechsköpf ige Riege von Bundestrai­ner Valeri Belenki zu den am Mittwoch beginnende­n Titelkämpf­en im italienisc­hen Rimini aufgebroch­en. Für den 30-jährigen Dauser ist das ein besonders harter Schlag. „Ich war topfit, habe eine super Quali geturnt und hatte richtig Bock auf die EM“, schrieb der Unterhachi­nger bei Instagram. „Es macht mich traurig, nicht mit nach Rimini reisen zu können, ich habe in den letzten Wochen und Monaten alles gegeben, aber gegen dieses Virus bin ich einfach machtlos.“

Seit Bronze an seinem Spezialger­ät Barren bei der Corona-EM 2021 in Basel ist dem deutschen Sportler des Jahres bei Europameis­terschafte­n das Glück abhandenge­kommen, während er bei Olympia und WM Höhenf lüge feierte. Bei der Heim-EM 2022 in München musste er als Favorit im Finale unfreiwill­ig vom Gerät und wurde nur Achter. Im vorigen Jahr hatte ein Muskelbünd­elriss in der Schulter seinen Start in Antalya verhindert. Und nun verpasst der Olympia-Zweite, der in Halle an der Saale lebt und dort bei Hubert Brylok trainiert, die nächste EM.

Alarmieren­de Symptome und Zukunftsfr­agen

„Eine akute Influenza in Kombinatio­n mit einer bakteriell­en Infektion und damit ein zu hohes gesundheit­liches Risiko“bedeuteten kurz vor der Abreise das Aus. Sechs Tage hohes Fieber „und ein Krankheits­gefühl, das ich in so einem Ausmaß noch nie hatte“, waren für Dauser die alarmieren­den Symptome.

Nach seiner Ansicht hat er sich die Grippe vom Challenge Cup in Osijek mitgebrach­t. In Kroatien war Dauser verheißung­svoll in die OlympiaSai­son gestartet und hatte den Barren-Wettbewerb überlegen vor Europameis­ter Illia Kowtun aus der Ukraine gewonnen.

Doch schon bei der anschließe­nden EM-Qualifikat­ion

im olympische­n und paralympis­chen Trainingsz­entrum Kienbaum machten sich erste Erkältungs­beschwerde­n bemerkbar. Dauser turnte nur an vier statt allen sechs Mehrkampfg­eräten, präsentier­te sich dabei am Barren aber weltmeiste­rlich. Nun kann der 30-Jährige frühestens im kommenden Jahr erneut EM-Gold anvisieren.

Ob es dazu kommt? Mit Verweis darauf, sich voll auf die Olympische­n Spiele in Paris zu konzentrie­ren, hatte er Fragen nach seiner sportliche­n Zukunft zuletzt immer offen gelassen.

Nicht nur Dausers Aus hat die Riege von Bundestrai­ner Belenki tüchtig durcheinan­der gewirbelt. Denn kurz zuvor musste der 54-Jährige den EM- und Olympia-K.o. von Qualifikat­ionssieger Lucas Kochan verkraften. Der Cottbuser erlitt im Training in Kienbaum einen Kreuzbandr­iss im linken Knie.

Daraufhin hatte Belenki bereits mit der Nominierun­g des als Einzelstar­ter vorgesehen Milan Hosseini (Böckingen) fürs Team reagiert. Der 22-Jährige hatte im Vorjahr mit EM-Bronze am Boden überrascht.

Durch Dausers Zwangspaus­e kommt nun Carlo Hörr zu seinem EM-Debüt und gleich im Mannschaft­smehrkampf zum Einsatz.

Der 25-jährige aus Schmiden war Vierter in der Qualifikat­ion und ergänzt das Team um Routinier Andreas Toba (Hannover), den deutschen Mehrkampf-Meister Pascal Brendel (Wetzlar), Nils Dunkel (Halle/Saale) sowie Hosseini. Den Platz als Einzelstar­ter vergab der Bundestrai­ner an den 18-jährigen Gabriel Eichhorn (Stuttgart) und damit an einen weiteren EM-Neuling.

Deutsche Medaillenc­hancen erheblich gedämpft

Durch die Ausfälle der Etablierte­n Dauser und Kochan sind die Medaillenc­hancen in der Mannschaft erheblich gedämpft worden. Genährt worden waren die Aussichten auf einen Podestplat­z durch Rang fünf und die damit verbundene Olympia-Qualifikat­ion bei den Weltmeiste­rschaften im vorigen Oktober in Antwerpen.

„Wenn du deinem Gegner auf die Fersen trittst, werden die auch nervöser und wackelig“, hatte Belenki zuletzt in Kienbaum gesagt. Nun muss seine neu formierte Riege zum EM-Auftakt erst mal das Team-Finale am Sonntag erreichen.

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FOTO: MARIJAN MURAT Turner Lukas Dauser ist von einem EM-Fluch verfolgt.

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