Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Wie ein Hobby-markt ein ganzes Dorf verbindet
Unterm Motto „Ein Dorf trifft sich – wir reden und feiern miteinander“fand in Kleinreinsdorf zum dritten Mal der Markt statt
Alles begann mit dem Kranzbinden für den Maibaum und wie das so ist, man unterhält sich dabei. Plötzlich stellten die Kleinreinsdorfer fest, dass sie gar nicht soviel übereinander wussten. Man begann darüber zu reden, was man in der Freizeit so alles tut. Sven Wiedemann, der Wehrführer der freiwilligen Feuerwehr von Kleinreinsdorf erinnert sich, wie das damals war: „Der übernächste Nachbar wusste schon nicht, was der andere macht und was für schöne Dinge dabei herauskamen. Da haben wir gesagt, na ganz einfach, wir machen mal einen Markt und stellen unsere Hobbys uns gegenseitig vor“, gesagt, getan, der Hobby-markt von Kleinreinsdorf war geboren.
Jetzt fand der Hobby-markt bereits zum dritten Mal statt und wird immer beliebter, sodass inzwischen auch Leute von Außen kommen. Darum hat man sich jetzt entschlossen, dem ganzen einen festen Termin zu geben. Immer am zweiten Sonnabend im Mai soll er stattfinden. „Damit sich das die Leute merken können“, sagt Sven Wiedemann.
Ich habe mich in all den Jahren in das Vogtland mit seinen herrlichen Wiesen und Feldern, seinen sanften Bergen und dem wunderschönen Wald verliebt. Katharina Gräff
Mitten im Getümmel flaniert eine Weinkönigin
Beim gemütlichen Bummeln von Stand zu Stand, an der beschaulichen Dorfstraße entlang, kann man so einiges entdecken. Ob man noch ein paar Gemüsepflanzen braucht, Blumen für den Garten und Balkon, Socken aus Alpakawolle, ein Schild aus dem heimischen Schiefer mit der Hausnummer, ein Glas Honig oder einen selbst geschnitzten Schutzengel. Auf dem Kleinreinsdorfer Hobby-markt findet man fast alles, was das Herz begehrt. „Da hält auch mal spontan ein Auto an, dass gerade per Zufall, die Straße entlang fährt“, berichtet Steve Hupfer, der Vorsitzende des Vereins der freiwilligen Feuerwehr, der übrigens der Träger des Marktes und kleinen Dorffestes ist.
Das Rauschen der Bäume und das Zwitschern der Vögel sind der Soundtrack, des Hobby-marktes. Denn man verzichtet ganz bewusst auf Musik. „Das wird von den Leuten akzeptiert und deswegen kommt man ins Gespräch und kann
sagen, das ist so und das ist so. Und weil man miteinander spricht, ist eben alles ein bisschen friedlicher“, erklärt der Feuerwehrchef. Damit auch in Zukunft alle Brände gelöscht werden können, dürfen die Kinder ausprobieren, wie es sich anfühlt, einen echten Feuerwehrschlauch in der Hand zu halten. Spielerisch spritzen sie, mit dem Schlauch, Blechdosen aus den Fenstern eines kleinen Holzhäuschens, auf das man Flammen gemalt hat, herunter. Was für ein Spaß für die Kleinen. Das findet auch Fabio Kölbel aus Jena, der gerade seine
Oma und Cousinen aus dem Nachbardorf Nitschareuth, besucht und begeistert vom Hobbymarkt ist und auch schon einiges gekauft hat. „Ich habe für das ganze Jahr Geschenke für meine Familie“, sagt er strahlend.
Seit sich Katharina Gräff aus Mandel an der Nahe erinnern kann, ist sie und ihre Familie, mit Kleinreinsdorf verbunden. „Wir freuen uns sehr, dass wir wieder eingeladen sind. Wir sind viereinhalb Stunden heute Nacht gefahren und haben, wie von den Kleinreinsdorfern bestellt, die Sonne mitgebracht“, plaudert
die Weinkönigin von Mandel aus Rheinland-pfalz fröhlich drauflos. Seit dreißig Jahren kommt die Winzer-familie von Katharina Gräff mehrmals im Jahr nach Kleinreinsdorf. Jedes Mal mit dem selbst gekelterten Wein im Gepäck, den sie persönlich ausliefern. Denn im Dorf wird der Wein aus Mandel an der Nahe gern getrunken. „Es ist für mich wie ein nach Hause kommen“verrät sie. „Seit meiner Kindheit komme ich hierher. Inzwischen haben wir hier auch Freunde. Ich habe mich in all den Jahren in das Vogtland mit seinen herrlichen Wiesen und Feldern, die bis zum Horizont reichen, seinen sanften Bergen und dem wunderschönen Wald verliebt.“Da ist es nicht verwunderlich, dass man das ganze Jahr über in Kontakt bleibt und sich austauscht über das, was Bauern und Winzer zugleich bewegt – das Wetter und seine zunehmenden Kapriolen.
Es ist, wie eine Zeitreise in die Vergangenheit, wenn man die Schmiede von Sebastian Bauch betritt. Für den Hobby-markt hat er die Türen zu seiner Werkstatt geöffnet. Staunend kann man hautnah das circa 5000 Jahre alte Handwerk erleben. Schon das Schmiedefeuer löst eine gewisse Ehrfurcht aus. Wenn man dann noch beobachtet, wie unter dem Schmiedehammer, das glühende Metall seine Form verändert, und zu einem Flaschenöffner wird, kommt man sich wie in einem Film, der im Mittelalter spielt, vor.
Typisch vogtländisch geht es auch zu, wenn es um das leibliche Wohl geht. Wie es sich gehört gibt es vom Holzkohlegrill, für die hungrigen Besucher, die aus dem Vogtland nicht wegzudenkende, Roster. Rostbrätel, mit braun gebratenen Zwiebeln, sind ebenfalls zu haben. Wer es lieber süß mag, der kann den typisch, vogtländischen Kuchenteller verputzen, natürlich mit einer guten Tasse Kaffee. Für den großen Durst gibt es Fassbrause oder ein kühles Bier.