Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Corona-politik im Blindflug
Es ist ein Stochern im Dunkeln. In Thüringen wurden, Stand Sonntag, 288 Neuinfektionen gemeldet. Die bundesweite Inzidenz lag bei 222,7. Vorläufig. Wie die Lage wirklich ist, wird erst in einigen Tagen klar sein. Vielleicht am Freitag, vielleicht auch später.
Am Mittwoch wollen die Kultusminister die Lage an den Schulen beraten. Auf welcher Datengrundlage das reell passieren soll, bleibt schleierhaft.
In Thüringen müssen am Montag die Schulleitungen entscheiden, wie es ab Mittwoch mit dem Unterricht weitergehen soll, und Vorbereitungen treffen. Auf welche Zahlen sie sich bei der Entscheidung stützen sollen, die sie vor Schülern und Eltern dann zu verantworten haben, weiß nicht einmal das RKI genau. Mit einem Hauch Zynismus könnte man sagen, dass die fehlende genaue Datenlage zum Infektionsgeschehen den Kohl auch nicht mehr fett macht. Thüringens Schulleitungen sind seit Corona ohnehin einiges gewöhnt, und der Bildungsminister hat es mit seinen jähen Wendungen der vergangenen Tage geschafft, Schüler, Lehrer und Eltern zum Jahresbeginn in maximale Verwirrung zu stürzen.
Wie kann es sein, dass das Land in einen Januar mit befürchteter Omikron-welle startet, ohne einen genauen Überblick über die Infektionslage zu haben? Der Verzögerungseffekt der Meldungen an Wochenenden ist seit Beginn der Pandemie bekannt. Die Personallage in den Gesundheitsämtern auch. Konsequenzen? Offensichtlich keine.
Kommunikationspannen, Fehleinschätzungen, widersprüchliche Entscheidungen: Ob das im Detail der Bund oder das Land zu verantworten hat, ist für den Bürger nebensächlich.
In der Summe bleibt der Eindruck, dass die Politik noch immer viel zu oft dem Virus hinterherstolpert. So gehen wir in das Jahr drei der Pandemie.