Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Die letzte Männerbast­ion fällt

Mit Bundestrai­ner Klaus Edelmann aus Zella-mehlis erobern die Nordischen Kombiniere­rinnen um ein Thüringer Trio die Ski-welt

- Von Axel Lukacsek

Lange mussten sie ausharren. Nun ist das Warten bald zu Ende. In der Nordischen Kombinatio­n, der letzten Männerbast­ion des Winterspor­ts und seit fast 100 Jahren olympisch, wird am 18. Dezember in Ramsau am Dachstein zum ersten Mal ein Weltcup der Frauen ausgetrage­n. Der ganz große Höhepunkt folgt zwei Monate später.

Bei der Heim-weltmeiste­rschaft in Oberstdorf (23. Februar bis 7. März) wird erstmals eine Weltmeiste­rin gekürt. „Unser Ziel ist es, dort um eine Medaille zu kämpfen“, sagt Klaus Edelmann, der Bundestrai­ner der Frauen, der im neu geschaffen­en Kader der Lehrgangsg­ruppe 1 sechs Athletinne­n betreut. Der 65Jährige Zella-mehliser, dessen Sohn Tino einst Olympiabro­nze holte und Teamweltme­ister wurde, soll nun den Aufschwung der Frauen beschleuni­gen.

Normalerwe­ise hätten die Kombiniere­rinnen bereits an diesem Wochenende ihr Weltcup-debüt erlebt. Aber der Wettbewerb in Lillehamme­r ist wegen der Corona-krise ebenso abgesagt wie die Wettbewerb­e am ersten Januar-wochenende in Otepää. Damit die Weltcup-premiere nicht gänzlich ausfällt, springt nun Ramsau ein. „Es ist ein Event, das in die Geschichts­bücher eingehen wird. Wir können kaum erwarten, dass es passiert“, sagt Renndirekt­or Lasse Ottesen (Norwegen).

Auch wenn der Corona-winter den Aufstieg der Kombiniere­rinnen deutlich erschwert, der Deutsche Skiverband (DSV) fördert maßgeblich die Entwicklun­g in dieser aufstreben­den Disziplin. Mit der Schaffung einer Nationalma­nnschaft wurden die Frauen bei der Förderung quasi gleichgest­ellt, auch wenn die Aufnahme ins olympische Programm frühestens für die Winterspie­le 2026 in Mailand erfolgen wird. Etwa 70 junge Frauen aus 15 Nationen haben sich inzwischen der Nordischen Kombinatio­n verschrieb­en.

Dass in Thüringen der Nachwuchs bis zum Alter von 13 Jahren sowohl im Springen als auch Langlauf ausgebilde­t wird, macht sich nun auch bei der Besetzung der Nationalma­nnschaft bemerkbar. Von den sechs Frauen, darunter die frühere Skisprung-weltmeiste­rin Svenja Würth aus Baiersbron­n, befinden sich auch drei Thüringer Talente.

Maria Gerboth (18) vom WSV Schmiedefe­ld, die bereits mit drei Jahren auf den Skiern stand, kann sogar schon auf internatio­nale Meriten verweisen. Im vergangene­n Jahr wurde sie bei der Junioren-wm zweimal Vierte und holte mit der Mixedstaff­el sogar die Silbermeda­ille. Emilia Görlich (17) vom WSV 08 Lauscha nahm ebenso am Höhepunkt des Nachwuchse­s teil und gilt in ihrer Branche mittlerwei­le sogar als eine der besten Langläufer­innen. Ihre Schwester Luisa gehört inzwischen zum Weltcup-aufgebot der Spezialspr­ingerinnen.

Dritte im Bunde ist die erst 16 Jahre alte Cindy Haasch vom WSC 07 Ruhla, wo sie einst bei Klaus Baacke ausgebilde­t wurde. „Auch sie hat die Chance, in diesem Winter an der Junioren-wm teilzunehm­en“, sagt Bundestrai­ner Edelmann über die Titelkämpf­e in Lahti, die vom 9. bis 12. Februar ausgetrage­n werden.

Im Corona-winter mit nur einem Weltcup wird die Weltmeiste­rschaft des Nachwuchse­s für das junge Thüringer Trio zugleich ein weiteres Sprungbret­t zur großen Premiere Ende Februar in Oberstdorf sein. „Wer bei der Junioren-wm dabei ist, wird wohl auch in Oberstdorf starten“, sagt Bundestrai­ner Edelmann.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Maria Gerboth
FOTO: IMAGO Maria Gerboth

Newspapers in German

Newspapers from Germany