Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Pöllwitz siegt mit einem Wurf weniger
Auch einen Tag nach dem überraschenden Erfolg gegen Weltpokalsieger Bamberg herrscht Freude pur beim SV Pöllwitz
Zeulenroda. Der Abend war ausgelassen, die Stimmung aufgekratzt. Kein Wunder. Die Keglerinnen des SV Pöllwitz hatten allen Grund zum Feiern. In einem denkwürdigen Bundesligaduell hatte der Aufsteiger den Weltpokalsieger und deutschen Serienmeister SKC Victoria Bamberg eine 3:5-Niederlage beigebracht. Vier Jahre und drei Monate hatten die Bambergerinnen auf nationaler Ebene kein Spiel verloren – bis der SV Pöllwitz kam. „Das ist schon ein Erfolg, der historisch ist“, sagt Trainer Ronny Hahn, dessen Team auf Platz drei der Bundesligatabelle liegt und einen Spieltag vor dem Ende der Hinrunde mit sechs Siegen und zwei Niederlagen den Klassenerhalt schon so gut wie gesichert hat.
Was jetzt kommt, ist Zugabe und die Pöllwitzerinnen können auch schon mal nach Europa schauen. Den Weltpokalsieger haben die Ostthüringerinnen zu Hause geschlagen, den Europapokalsieger SKK Poing auf dessen Bahn. Und am Sonntag treten die „Mücken“beim KV Liedolsheim, der beim Europapokalfinale gegen Poing verlor und Zweiter wurde.
Am Sonntag geht es nach Liedolsheim
„Eine ganz starke Mannschaft mit Nationalspielerinnen in ihren Reihen“, sagt Trainer Ronny Hahn über Liedolsheim. Doch wie gegen Bamberg hat sein Team auch beim Tabellenvierten nichts zu verlieren. Wenn die Pöllwitzerinnen den Schwung vom Spiel gegen Bamberg mitnehmen können – wer weiß. Früh um 5.30 Uhr setzen sich die Pöllwitzerinnen in den Bus, um zum Auswärtsspiel zu fahren. 12 Uhr geht es los auf der Vierbahnen-Anlage – und spät Abend sind die Keglerinnen wieder zu Hause. Weltmeisterin Ines Maricic setzte sich nach der Niederlage am Sonntag in Zeuenroda auch ins Auto, um nach Zagreb zu fahren. Warum die Kegel-Bundesliga der Frauen immer sonntags spielt, kann auch Ronny Hahn nicht sagen.
Dass den Pöllwitzerinnen gegen den von der Papierform her übermächtigen Gegner der große Wurf gelang, das ist noch immer Gesprächsstoff in der Kegelszene. Am Sonnabendabend hatte Trainer Ronny Hahn, der mit dem KTV Zeulenroda das Zweitligaspiel gegen Stollberg mit 2:6 verloren hatte, das Spielprotokoll von der 0:8-Niederlage der Pöllwitzerinnen im Pokal von vor vier Jahren gegen Bamberg an die Wandtafel. Als kleine Motivation mit dem Hinweis: „Es kann nur besser werden.“Und das wurde es. „Wir sind locker in das Spiel gegangen. Wir haben nur auf uns geschaut und unser Spiel durchgezogen“, sagt Pia Köhler. „Wir haben Bamberg unter Druck gesetzt.“Und die Bamberger gaben zu, die Stimmung in Zeulenroda war einzigartig, das kenne man sonst nur von Weltmeisterschaften.
Zunächst lief es aber für den Favoriten. Die Bambergerinnen gingen 2:0 in Führung. Doch Pia Köhler und Friederike Pfeffer glichen mit ihren Siegen aus – doch fast jeder hätte gedacht, dass die Gäste mit der Weltmeisterin und Weltrekordlerin Ines Maricic und der früheren Weltmeisterin Corinna Kastner das Spiel noch nach Hause bringen. Doch Diana Langhammer holte den dritten Mannschaftspunkt und gemeinsam mit Celine Dannehl verteidigte sie den Holzvorsprung, der die zwei entscheidenden Punkte zum 5:3-Sieg brachte.
Und somit fiel nicht ins Gewicht, dass Celine Dannehl einen Wurf weniger ausführte, weil sie bei ihrer letzten Serie die für die 30 Wurf zur Verfügung stehenden 12 Minuten überschritten hatte. „Da haben wir nicht aufgepasst. Das wäre natürlich sehr ärgerlich gewesen, wenn das den Ausschlag gegeben hätte“, sagt Ronny Hahn. Doch der Vorsprung in der Gesamtholzzahl von 18 Kegel war groß genug und die Überraschung perfekt. Und wer sich wunderte, dass der Bundesligaaufsteiger für die Sportumfrage des Landes Thüringen nominiert wurde, der weiß spätestens seit Sonntag warum.
SV Pöllwitz – Victoria Bamberg 5:3 (3642:3624). Anna Müller – Alina Dollheimer 0:1 (645:638). Sarah Conrad – Sina Beißer 0:1 (599:622), Friederike Pfeffer – Ioana Antal 1:0 (624:576), Pia Köhler – Daniela Kicker 1:0 (588:581), Diana Langhammer–InesMaricic1:0(635:619),Celine Dannehl – Corinna Kastner 0:1 (551:588).