Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Kein One-hit-wonder
RB Leipzig bestätigt mit dem dramatischen 3:2 über Manchester United und dem Achtelfinal-einzug seine Leistung aus der Vorsaison
Bedeutung Nagelsmann aber in eine andere Richtung schieben wollte. RB hat sich zum zweiten Mal hintereinander für das Championsleague-achtelfinale qualifiziert. Eine Bestätigung, so der Trainer, dass das erreichte Halbfinale im Vorjahr kein Wunder gewesen ist.
In der Kabine war die Hölle los. Ein Tollhaus mit ekstatischen Spielern, tanzend um einen Tisch, auf dem Peter Gulacsi stand und die Fäuste ballte. Der Keeper hatte in der 92. Minute den Vorsprung buchstäblich mit den Beinen zusammengehalten, als ihm Nordi Mukiele eine Hereingabe der Engländer versehentlich durch den Latz spielen wollte. Ein Wimpernschlag nur trennte die Party von der Pleite.
Nagelsmann, von seinem Personal mit Eiswasser geduscht, sagte später, „das ist ein großer Sieg für uns! Die Jungs haben gebrannt.“Anders ging es auch nicht. Die Ausgangslage war schon nichts für schwache Nerven. Nur ein Sieg bedeutete den Einzug in die K.o.-phase ohne fremde Hilfe, und das gegen einen Gegner, der die Sachsen im Hinspiel mit 5:0 vermöbelt hatte. Ein Unentschieden hätte lediglich die Europa League bedeutet.
Schon nach zwei Minuten schien dieses Szenario vom Tisch. Angeliño traf nach einem Pass von Marcel Sabitzer zum 1:0. Elf Minuten später bediente der Spanier Amadou Haidara – das 2:0. In der 70. Minute vollendete Justin Kluivert eine Vorlage
von Angeliño, die Christopher Nkunku umleitete, zum 3:0.
Fall erledigt? Nicht in Partien mit Beteiligung von RB. Ein fragwürdiger Elfmeter, verwandelt von Bruno Fernandes (80.), und ein Kopfballtor von Paul Pogba zwei Minuten später, bei dem Teamkollege Harry Maguire seine Hand im Spiel hatte, öffneten die Partie wieder. Leipzig taumelte, United drückte, aber Gulacsi stand wie ein Fels.
Ein Urschrei erfüllte deshalb die Arena, als Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz den Thriller nach 94 Minuten endlich beendete. „Alles fühlt sich gerade richtig gut an“, sagte später Angeliño, dem die gleiche Last von den Schultern fiel wie seinen Kollegen, dem Trainerstab und den Funktionären. Die Entwicklung stimmt, das Lernen auf Königsklassen-niveau kann weitergehen, und gut für die Finanzen ist es obendrein, denn für das Erreichen der nächsten Runde gibt es zwölf Millionen in die Vereinskasse.
Die K.o.-duelle werden am Montag ausgelost. Für Willi Orban war das Spiel „ein starkes Signal“mit Nebeneffekt: Weitergekommen zu sein in einer „Hammergruppe“, als die das Aufeinandertreffen des Bundesligisten mit dem Finalisten der Vorsaison, Paris, dem zweifachen Champions-league-sieger Manchester und dem türkischen Meister bezeichnet worden war. Spannend bis zur letzten Minute – und auch nichts für schwache Nerven!