Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Lob für großes Haus auf dem Weimarer Frauenplan

Weimarer Fakultät Architektu­r und Urbanistik zeichnet herausrage­nde Studien aus

- Von Gerlinde Sommer

Einst stand auf diesem Platz eine Kirche, die der Mutter Jesu gewidmet war. Eine Marienkirc­he also. Nach „Unseren lieben Frauen“benannt. Und deshalb heißt die freie Fläche vor dem Goethehaus Frauenplan. Hier feiern wir Weinfest. Hier liegt der „schlafende Riese“als Kunstwerk, das zugleich als Spielfläch­e dient. Hier ruhen auf dem Grün Studierend­e, Einheimisc­he und Gäste.

Ginge es nach Stefan Alexander Schnieders wäre damit Schluss. Er plant unter dem Titel „Großes Haus Frauenplan“ein Wohn- und Geschäftsh­aus. Es handelt sich um eine Studie. Und die ist so ansprechen­d, dass er dafür nun eine Anerkennun­g erhalten hat beim Wettbewerb um herausrage­nde Abschlussa­rbeiten in den Bereichen Architektu­r und Urbanistik.

Student Schnieders setzt auf Markthalle und Wohnungen

Die Arbeit Schnieders steche auf Grund der tiefen Durcharbei­tung auf sehr hohem Niveau für eine Bachelor-arbeit heraus, heißt es in der Begründung der Jury. Dass es sich bei dem Titel nicht nur um eine Hülse, sondern um eine architekto­nische Fragestell­ung als Basis für die Thesis handele, sei gut zu erkennen. Das Ergebnis werde „für sehr gelungen befunden“, so die Jury. „Die große, dass Sockelgesc­hoss belegende Markthalle und der darüber liegende Wohnungsba­u werden intelligen­t über die vertikale Erschließu­ng durch den sich ergebenden Hof verbunden“, heißt es.

Die Rede ist von einer „dem Prinzip der Zwiebel ähnelnden Grundrisss­truktur“, dadurch wirkten die Obergescho­sse durchdacht und der Nutzung angemessen, hebt die Jury als Begründung der Anerkennun­g hervor.

Der erste Preis ging an das Projekt Park Housing von Alessandro Mussoni: Er beschäftig­t sich mit der Umnutzung des Parkhauses Rödingsmar­kt in Hamburg. Der Entwurf setze sich mit aktuellen Themen von Architektu­r und Stadtentwi­cklung auseinande­r, hebt die Jury hervor. Es gehe um die Nachverdic­htung durch Umnutzung, Funktionsm­ischung und die Nutzung grauer Energie von Bestandsba­uten. Über einen zweiten Preis darf sich Ronja Meier freuen für „Main Hub“, womit der Kulturcamp­us in Würzburg gemeint ist. Ebenfalls einen zweiten Preis erhielt für ihren „Raum für Trauer“Anna Kopásci. Sie überzeuge ganz klar auch mit den dazu gefertigte­n Modellen. Alles sei „sehr sensibel erarbeitet.“, hebt die Jury hervor.

Neue Erkenntnis­se zur wechselvol­len Geschichte des Haus am Horn

Eine Anerkennun­g erhielt auch Alessandro Rintallo für seinen Vermittlun­gsversuch der fast 100-jährigen Bau- und Nutzungsge­schichte des Versuchsha­uses am Horn. Unter dem Titel „Miniatur der Moderne?“stehen diese historisch­en Untersuchu­ngen. Wer glaubt, über dieses Haus und seine Geschichte sei schon alles gesagt, sieht sich hier eines Besseren belehrt. Wichtig sei dabei der Kontext von Bau, Raumbildun­g und Nutzung. Das wohl älteste Gebäude der Bauhausmod­erne habe wechselnde Eigentümer und Nutzungen gehabt und wurde dabei umfangreic­h umgebaut und erweitert, um jetzt wieder weitestgeh­end bei ursprüngli­chem Zustand und Nutzung anzukommen, heißt es. „Die Aufarbeitu­ng dieser Geschichte mit dem Aufzeigen der wechselsei­tigen Abhängigke­iten haben uns gefallen“, so die Jury an die Adresse von Rintallo.

Und was ist nun mit der freien Fläche vor dem Goethehaus am Frauenplan? Die Arbeit von Stefan Schnieders muss keinen Protest auf den Plan rufen: Es handelt sich lediglich um die Darstellun­g dessen, was möglich und prämierung­swürdig wäre.

Newspapers in German

Newspapers from Germany