Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Discounter verkauft Zebrafleisch
Die Supermarktkette Netto bietet in ihrer Aktionswoche Steaks der Wildtiere an und wird dafür heftig kritisiert
Berlin. Pünktlich zur Weihnachtszeit hat sich der Discounter Netto etwas Besonderes für seine Kunden ausgedacht: Neben Stangenspargel und Eistörtchen bietet die Supermarktkette in ihrem Prospekt diese Woche auch tiefgefrorenes Zebrasteak an. 300 Gramm gibt es für 6,99 Euro. Bei manchen Verbrauchern stößt das Zebrasteak bisher jedoch auf wenig Begeisterung. Auf der Facebook-Seite von Netto sammeln sich bereits Kommentare wie: „Was genau stimmt mit Euch nicht?! Habt ihr nicht schon genug Tierarten zum Verzehr zu verkaufen?! Musste jetzt auch noch Zebrafleisch dazukommen?“, fragt eine Nutzerin. Von „Perversität“und „Ausrottung“ist auch die Rede. Kritik gibt es auch von der Artenschutzorganisation Pro Wildlife.
Das Fleisch stamme in der Regel von Tieren aus der freien Natur. Die meisten Wildtierbestände seien durch Wilderei und Lebensraumverlust bedroht, kritisiert eine Sprecherin: „Der Trend zu exotischem Fleisch von Tieren aus weit entfernten Ländern ist sehr bedenklich.“
Der Discounter Netto erklärt auf Anfrage unserer Redaktion, dass das Fleisch aus Südafrika stamme. Ob es aus der Zucht oder der freien Wildbahn kommt, ist nicht bekannt. Zur Kritik in den sozialen Netzwerken äußert sich der Discounter Netto nicht.
Die Naturschutzorganisation WWF hält es für möglich, dass das Fleisch von Steppenzebras stamme. Deren Bestände gehen weltweit zurück, die Rote Liste, die weltweit vom Aussterben gefährdete Tier- und Pflanzenarten
Artenschutzabkommen regelt Handel
aufführt, stuft das Steppenzebra aber nicht als gefährdet ein. Die beiden anderen Zebraarten, das Grevy- und das Bergzebra, sind dagegen stark bedroht. „Den kommerziellen internationalen Handel mit Luxusprodukten von Wildtieren anzukurbeln, deren Bestände ohnehin stark rückläufig sind, ist unverantwortlich und kontraproduktiv für den Artenschutz“, kritisiert Pro Wildlife.
Ein Warnhinweis auf der Verpackung macht jedoch zusätzlich nachdenklich: „Auf mögliche Rückstände von Geschossteilen achten“, steht dort geschrieben. Die Naturschutzorganisation WWF geht nicht davon aus, dass die Einfuhr des Fleisches eine Bedrohung für die wild lebenden Tiere darstellt. Dafür sorge das Washingtoner Artenschutzabkommen, das den internationalen Handel mit wild lebenden Tier- und Pflanzenarten reguliert. Das Steppenzebra darf demnach frei gehandelt werden, das Bergzebra unterliegt in Europa Importbeschränkungen, und der Handel mit dem Grevyzebra ist gänzlich untersagt. Für problematisch hingegen hält die Organisation die langen Transportwege des Fleisches. „Wir lehnen Exotenfleisch ab, das mit dem Flugzeug oder Schiff eingefahren wird“, sagt WWF-Sprecherin Sylvia Ratzlaff. Dies sei unnötig, da es bereits ein ausreichendes Angebot an Wildfleisch in Europa gebe. Noch ist der Konsum von Zebrafleisch allerdings verschwindend gering. Der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft zufolge entfielen von den 59 Kilogramm Fleisch, die im Jahr 2017 pro Person verzehrt wurden, nur 800 bis 900 Gramm in die Kategorie „Sonstiges“, zu der Wildfleisch wie von Strauß und Zebra gehören.
Der Konsum sei in den letzten Jahren gleichbleibend gewesen, ein Trend sei nicht erkennbar. Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Martin Hofstetter hält den Fleischkonsum in Deutschland ohnehin für zu hoch. Wer nicht verzichten will und Ente oder Weihnachtsgans nicht mehr sehen könne, solle unter „ökologischen Gesichtspunkten“statt zum Zebra- lieber zu heimischem Pferdefleisch greifen.