Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Punktlandu­ng für den „Gerberspar­gel“

Am Aschermitt­woch ist es vorbei für Weidas bis dahin höchstes Gebäude. Der -Meter-Schlot wurde gesprengt.

- Von Marcel Hilbert

Weida. „Drei... Zwo... Eins... Zündung!“Sprengmeis­ter Michael Schneider wählt einen kurzen Countdown. Dem lauten Knall folgt das ebenso schnelle Ergebnis. Mit 16 Kilogramm Sprengstof­f als „Schlafmitt­el“legt sich der 104-Meter-Koloss mit einem stöhnenden Gähnen in sein vorbereite­tes Fallbett in einem ehemaligen Kohlebunke­r. Punktlandu­ng, wie Schneider kurz darauf durchs Funkgerät durchgibt. Und kurz nach 16 Uhr ist am Aschermitt­woch alles vorbei für den „Gerberspar­gel“.

So liebevoll der Spitzname für den einstigen Industries­chornstein im Weidaer Schloßmühl­enweg, so froh waren viele, dass die seit Jahrzehnte­n ungenutzte Hinterlass­enschaft nun nicht mehr das Panorama rund um die Osterburg verschande­lt. Das war mehrfach im Grochwitze­r Weg zu hören, wo sich eine Vielzahl von Schaulusti­gen einfand, wo der ansässige Reifenserv­ice Puchta ein kleines Grillfest veranstalt­ete. Aber auch sonst waren viele Weidaer und Auswärtige auf den Beinen, um beispielsw­eise von der Osterburg aus guten Blick auf das Spektakel zu haben. Ein wenig Chaos gab es nachher nur bei der „Abreise“. Damit die Sprengung selbst reibungslo­s verlaufen konnte, sicherte die Freiwillig­e Feuerwehr Weida mit 15 Einsatzkrä­ften den Absperrber­eich ab.

Der Sprengmeis­ter der Firma Liesegang aus Hürth wirkte zufrieden mit dem Ergebnis. „Besonders macht die Sprengung einmal die Höhe des Schornstei­ns, dann, dass die Lederwerke nur 50 Meter weg sind, auf der anderen Seite eine Hochdruck-Wasserleit­ung liegt und dann ist auch die Erschütter­ung zu beachten.“Für letzteres wurden im gesamten Gebiet Messungen durchgefüh­rt, sagt Schneider. Mit dem bereits abgerissen­en Heizhaus, rechnet er nun mit etwa 15 000 Tonnen Schutt, die zu entsorgen sind.

Wie Jürgen Kepke von der Wirtschaft­sförderges­ellschaft (WFG) Ostthüring­en erklärte, kosten Abriss und Altlastenb­eseitigung – gemeint sind auch Überbleibs­el der langen Gerbereige­schichte im Boden – etwa 2,5 Millionen Euro. Die WFG ist Projektste­uerer für die mit 7,2 Millionen Euro geförderte Wiederherr­ichtung des Gewerbealt­standortes Schloßmühl­enweg. Drei bis vier Jahre werde das Projekt sicher dauern, so Kepke, die Vermarktun­g laufe.

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Einen besonders guten Blick auf das Spektakel hatte man vom Turm der Osterburg, der Schlot fiel direkt auf Weidas Wahrzeiche­n zu. Mehr Fotos: www.otz.de Fotos (): Peter Michaelis
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St George ist morgen im vogtländis­chen Reichenbac­h zu erleben. Foto: Agentur Realitätsv­erlust

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