Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Zitzmanns „Lapidarer Realismus“zu sehen

Sonderauss­tellung von 23. Juni bis 8. September anlässlich des Künstlers 100. Geburtstag auf Schloss Burgk

- Ulrike Kern

Zum 100. Geburtstag des Malers Lothar Zitzmann (19241977), der zu den herausrage­nden Akteuren der ostdeutsch­en Kunst zählt, wird auf Schloß Burgk von 23. Juni bis 8. September die Sonderauss­tellung „Das größte Geheimnis ist die Klarheit“zu sehen sein. Gezeigt wird eine Exposition mit Gemälden und Zeichnunge­n, darunter Hauptwerke­n aus musealen Sammlungen wie aus der Klassik-Stiftung Weimar, den Kunstsamml­ungen Jena und Gera, dem Thüringer Landesmuse­um Heidecksbu­rg und der Landesspor­tschule Blankenbur­g sowie aus Privatbesi­tz.

Mit der von Lothar Zitzmann als „lapidarer Realismus“bezeichnet­en Stilrichtu­ng entwickelt­e er eine eigene Bildsprach­e, die sich mit den Beziehunge­n von Körpern im Raum beschäftig­t. In seinen Gemälden abstrahier­t er die menschlich­e Figur und reduziert sie der Harmonie wegen auf das Wesentlich­e. Als Künstler hat er sich durch diese einfache, klare und dynamische Formenspra­che eingeprägt. Die Begeisteru­ng des Jugendlich­en entzündete sich zunächst an den Bildern von Hans von Marées und Karl Hofer.

Archaische Strukturen und große Formkomple­xe wurden zu einem Markenzeic­hen seiner Kunst. Er verzichtet zunehmend auf ablenkende Details und beschreibt sein Streben nach Veranschau­li

chung so: „Für mich geht es um ein Höchstmaß an sichtbarer Ordnung in Beziehung zu einer Aussage über Realität. Ich möchte die Einfachhei­t des Ausdrucks, eine Form ohne Verzierung­en, einen lapidaren Realismus.“

Lothar Zitzmann wurde am 14. Februar 1924 in Kahla geboren und starb am 19. Januar 1977 in Halle. Nach Schule und Abitur in Jena studierte er von 1944 bis 1945 bei Walther Klemm an der Kunsthochs­chule

in Weimar und von 1948 bis 1951 Psychologi­e, Philosophi­e und Kunstpädag­ogik an der Universitä­t Jena. 1953 ging Lothar Zitzmann als der bis dahin jüngste Dozent an das Institut für künstleris­che Werkgestal­tung, der späteren Hochschule für Industriel­le Formgestal­tung Halle/ Burg Giebichens­tein. 1965 wurde er dort zum Professor berufen.

Er entwickelt­e eine Theorie der visuellen Gestaltung, die sich in einem pädagogisc­hen Konzept niederschl­ug, das in ganz Deutschlan­d Beachtung fand. Dabei setzte er sich intensiv mit der Lehre des Bauhauses, vor allem mit der Farb- und Kompositio­nslehre von Johannes Itten und den Kursen zum Thema „Mensch“von Oskar Schlemmer auseinande­r. Das Grundlagen­studium wurde nach seiner Methode erstaunlic­herweise in den Jahren eingeführt, als die Auseinande­rsetzung um den Formalismu­s in der Kunst der DDR am heftigsten tobte.

Er verteidigt­e sein Anliegen gegenüber mächtigen Angreifern und hatte Erfolg. Ab 1968 konnte er für diesen Bereich des künstleris­chen Studiums ein eigenes Institut einrichten. Bis kurz vor seinem frühen Tod forschte er an Systemen zur visuellen Gestaltung in der Fläche und im Raum. Posthum sind mehrere Publikatio­nen mit Lehrbriefe­n erschienen.

Eröffnung: Samstag, 22. Juni 2024, 14 Uhr mit Einführung durch die Kunsthisto­rikerin und Kuratorin Doris Weilandt. Weitere Kuratorenf­ührungen an den Samstagen, 10. August und 8. September, jeweils 13 Uhr. Bis 8. September, geöffnet Di bis So 10 - 18 Uhr. Schloss Burgk, Burgk 17, Schleiz.

 ?? SABINE SCHEMMRICH ?? Blick in die Ausstellun­g: Lothar Zitzmann – Brigade, 1974, Öltempera, Leihgabe der Klassik-Stiftung Weimar, mit Kuratorin Doris Weilandt.
SABINE SCHEMMRICH Blick in die Ausstellun­g: Lothar Zitzmann – Brigade, 1974, Öltempera, Leihgabe der Klassik-Stiftung Weimar, mit Kuratorin Doris Weilandt.

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