Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Ein nasskaltes Vergnügen
Mit Charles Franzke und Laura Brosius gewinnen zwei Thüringer beim „Getting Tough – The Race“in Rudolstadt
Traditionelles Reifenschleppen an den ehemaligen Weinbergen bei Oberpreilipp. Knapp Läuferinnen und Läufer aus der ganzen Welt waren in diesem Jahr bei der siebten Auflage vom „Getting Tough – The Race“dabei. >>>mehr Fotos: www.otz.de Foto: Peter Scholz Rudolstadt. Die siebte Auflage der „Hölle von Rudolstadt“geht in die Geschichte ein. Nicht etwa, weil sich die vermeintlich milden Temperaturen – zum Start zeigte das Thermometer fast zweistellige Plusgrade an – durch den beißenden Wind schnell als Trugschluss erwiesen. Sondern weil das Finale um den Sieg als eines der bislang spannendsten in der Geschichte eines der härtesten Hindernisläufe Europas war.
Vier Jahre lang fuhr der Ingolstädter Hagen Brosius vor allem dank seiner starken Laufleistung oft sehr souverän den Sieg ein. Dieses Mal fand er im Lokalmatadoren Charles Franzke seinen Meister: „Beim Laufen war ich absolut am Limit, da ging nicht viel mehr“, so der Rudolstädter, der vor den finalen Hindernissen einen Rückstand von etwa vier Minuten auf den Ingolstädter hatte. „Ich wusste, dass ich das aufholen konnte“, so der spätere Sieger. Brosius, der sich früh mit Krämpfen herumplagte, wurde wenige 100 Meter vorm Ziel von Franzke an einer hohen Pyramide überholt: „Die Zuschauer haben mich auf den letzten Hindernissen ohne Ende gepusht. Da schaltet dann einfach auch nur der Kopf ab“, so der Doppelsieger. Denn bereits am Vorabend gewann er den Sprint, als es auf einer 1000-Meter-Strecke Sieger Charles Franzke sprintet durch die Saale, verfolgt von Hagen Brosius. ausnahmslos über die Hindernisse ging.
Die Familien-Ehre rettete einige Zeit später Laura Brosius. Die Schwester von Dauer-Sieger Hagen kam nach zweiten und dritten Plätzen in den letzten Jahren dieses Mal als erste Frau ins Ziel: „Es war sehr hart,vor allen die tiefen Wasserhindernisse“, sagt die gerade einmal 1,64 Meter große Jenaerin. Titelverteidigerin Susann Kraus musste in der Nacht vor dem Rudolstädter Lauf aus beruflichen Gründen kurzfristig absagen.
Das Wasser war es auch, das den meisten Läufern in diesem Jahr zu schaffen machte: Vor allem der etwa 400 Meter lange Wassergraben, bei denen vielen das Wasser im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Hals und darüber hinaus stand, erforderte alle Kräfte. Und manch einen überforderten diese mehr als zehn Minuten im kalten Wasser: „Wir hatten insgesamt 82 Behandlungen, davon die große Mehrzahl wegen Unterkühlung und Erschöpfung“, so Uwe Richter, der die medizinische Versorgung der acht Notärzte und mehr als 100 weiterer Einsatzkräfte koordinierte.
„Wir haben in diesem Jahr einen Punkt erreicht, an der besonders viele Leute an ihre Grenze kamen“, sagt Markus Ertelt, einer der Cheforganisatoren des Laufes. Dabei haben sich auch erstmals eingesetzte mobile Hindernisse bewährt, die die Läufer noch mehr forderten.
Und manchen den letzten Nerv raubte: Etwa 600 Starter mussten vor der Ziellinie die Segel streichen. Doch viele von ihnen dürften dennoch nächstes Jahr wiederkommen.