Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Cyber-Spionage trifft jedes zweite Unternehmen
Täter sind nicht selten Mitarbeiter. Der jährliche Schaden beträgt geschätzt Milliarden Euro
Berlin. Jedes zweite Unternehmen wird digital ausspioniert. Am häufigsten werden Notebooks und Smartphones gestohlen, um an Finanz-, Kunden- und Mitarbeiterdaten zu kommen. Der jährliche Schaden für die deutsche Wirtschaft durch Cyberattacken wird auf 55 Milliarden Euro geschätzt. Das ergab eine Befragung des Digitalverbands Bitkom unter 1069 Geschäftsführern.
„Eine unglaubliche Schadensbilanz“, sagte der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, bei der Vorstellung der Studie. Zum Vergleich: Der Landeshaushalt von Thüringen hat ein Volumen von rund zehn Milliarden Euro. Der Bitkom-Präsident Achim Berg ist überzeugt, dass Großangriffe wie zuletzt mit der Schadsoftware Wanna Cry „nur die Spitze des Eisbergs sind“.
62 Prozent der Täter sind eigene, meistens frühere Mitarbeiter, 41 Prozent Kunden, Lieferanten und Konkurrenten sowie 21 Prozent Hacker. Nur drei Prozent der Attacken gehen auf Geheimdienste zurück, die oft sehr komplexe Angriffe starten.
Am häufigsten führt die Spurensuche nach den Tätern nach Deutschland (37 Prozent), Osteuropa (23 Prozent), China (20 Prozent), Russland (18 Prozent) und in die USA (15 Prozent). In 16 Prozent der Fälle kann man nicht eingrenzen, wo der Angreifer sitzt.
Über die gefährdeten Branchen macht Bitkom keine Angaben. Betriebe in der Größenordnung zwischen 100 und 500 Mitarbeitern sind am stärksten betroffen. Bitkom-Präsident Berg führt dies darauf zurück, dass die mittelständischen Betriebe „besonders innovativ“und als Lieferanten interessant sind: Sie dienen als Einfallstür, um an Großkonzerne heranzukommen. Hinzu kommt, dass kleinere Unternehmen häufig nicht so gut geschützt sind.