Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Städte meiden Leerstand
Kein Leerstand kommunaler Gebäude in Bad Lobenstein. Kreativer Umgang mit alten Häusern in Wurzbach.
Bad Lobenstein/Wurzbach. „In der Stadt Bad Lobenstein gibt es keinen Leerstand kommunaler Gebäude“, sagt Bürgermeister Thomas Weigelt (parteilos). Allerdings gebe es bei den etwas mehr als 400 Wohnungen der Wohnungsbaugesellschaft Bad Lobenstein einen Leerstand von knapp 20 Prozent. „In der Vergangenheit haben wir einige Blöcke abgerissen, die einen großen Leerstand aufwiesen“, sagt er. Dabei habe man stets versucht, die dortigen Mieter in andere Blöcke der Wohnungsbaugesellschaft unterzubringen. „Aber das klappt nicht mit jedem Mieter. Manche suchen sich auch eine andere Wohnung, die nicht in der Hand der Wohnungsbaugesellschaft liegt.“
Mittlerweile sei man davon ab, Blöcke zurückzubauen. „Jeder Block, den wir zurückbauen, verringert das Kapital der Wohnungsbaugesellschaft zwischen 400 000 und 600 000 Euro. Und das Kapital ist die Sicherheit der Gesellschaft für Kredite und ähnliches.“Falls es wieder einen Rückbau geben sollte, dann an einem Gebäude an der RichardKöcher-Straße, „aber, wenn dann erst in zwei Jahren“, betont Weigelt. Denn zum Zukunftsplan gehöre, die bisherigen Wohnungsstandorte in ihren
Außenbereichen aufzuwerten und die Blocks für altersgerechtes Wohnen auszubauen. Die Aufwertung der Außenanlagen durch die Einrichtung neuer Parkplätze, Sanierung von Kinderspielplätze, neue Anstriche der Häuser und Anbau von Balkonen zeige sich schon an den Gebäuden am Weg der Freundschaft.
Bei den Gebäuden in privater Hand ist laut Weigelt der Leerstand geringer. Zwischen zehn und elf Prozent der Gebäude seien nicht bewohnt. „Wir versuchen, die Besitzer zu animieren, solche Gebäude zu verkaufen, und zeigen Möglichkeiten zur Förderung von notwendigen Sanierungsarbeiten auf“, sagt Weigelt. Die drei herrenlosen Gebäude gegenüber des ehemaligen Bäckers an der Schlossgasse stellten ein besonderes Problem dar. „Eventuell würden wir eine Zwangsversteigerung anstrengen, aber damit können wir auf die Nase fallen.“Denn, wenn sich kein Käufer für die denkmalgeschützten Gebäude fände, müsste die Stadt sie herrichten und das sei sehr teuer. „Dort gibt es einen Turmstumpf, der erhalten werden muss“, sagt Weigelt.
Ein Beispiel, was man mit einem leerstehenden Gebäude alles anstellen kann, ist das ehemalige Wannenbad in Wurzbach. Nicole Hartenstein, Pflegedienstleiterin des Seniorenzentrums „Haus Elisabeth“in Ebersdorf, und Johanna Steinbock vom Schleizer Maschinenund Betriebshilfsring hatten vor zwei Jahren gemeinsam die Idee, das Grundstück der Stadt abzukaufen und ein Pflegeangebot in Wurzbach aufzubauen.
Das Gebäude beherbergte bis vor kurzem Vereinsräume der Wurzbacher Karnevalsgesellschaft Grün-Gold, ein Atelier und eine Fahrschule. Diese sind aber mittlerweile ausgelagert worden. Die Wurzbacher Narren haben eine neue Bleibe im ehemaligen „Rudi-ArnstadtHeim“beim Hammersaal gefunden. Dieses Gebäude steht seit der Wende quasi leer. Ende der 1990er-Jahre kaufte die Gemeinde das Gebäude von den privaten Eigentümern zurück. Durch Fördermittel konnte das Dach und die Fenster saniert werden. Die Instandsetzung schreitet bisher so gut voran, dass zum „Goldenen Kasper“am 8. April das ehemalige Heim des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes der Öffentlichkeit präsentiert werden kann.
Was mit dem ehemaligen Wannenbad aber passieren soll, ist noch unklar. „Wir prüfen derzeit intensiv, ob und wie am Standort des ehemaligen Wannenbads in Wurzbach eine Tagepflege mit seniorengerechten Wohnungen entstehen kann“, erklärte gestern auf Anfrage der OTZ Rainer Neumer, Geschäftsführer der Diakoniestiftung. Ein solches Projekt erfordere erfahrungsgemäß eine siebenstellige Investitionssumme, deshalb sei eine gründliche Prüfung unabdingbar.
„Zudem erfordern Vorhaben dieser Größenordnung die Zustimmung unseres Aufsichtsrates“, so Rainer Neumer weiter. Jedoch könne wegen der Sitzungstermine des Aufsichtsrates eine abschließende Entscheidung nicht vor Ende Juni 2017 erfolgen.
„Jeder Block, den wir zurückbauen, verringert das Kapital der Wohnungsbaugesellschaft zwischen 400 000 und 600 000 Euro.“Thomas Weigelt (parteilos), Bürgermeister