Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Literaturfreunde feiern Martin Walsers .
Der Schriftsteller Martin Walser mischt sich gerne ein. Mit seiner Dankesrede löste 1998 der frischgebackene Träger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels eine Kontroverse zur deutschen Erinnerungskultur aus, indem er vor einer „Instrumentalisierung des Holocausts“warnte. Jetzt meldete er sich in der Stuttgarter Zeitung zu Wort. Er schätze die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel, erklärte der Romancier. „Wir werden gerade Zeugen einer Völkerwanderung. Dass das überall, wo sie hinkommt, eine Unruhe, eine Krise auslöst, ist doch selbstverständlich, deswegen fand ich ja die Bundeskanzlerin so toll, als sie gesagt hat, wir schaffen das.“Sie habe mit diesem Satz dem historischen Moment entsprochen.
Was Martin Walser über seinen heutigen 90. Geburtstag denkt, behält er lieber für sich. Unlängst darauf angesprochen, gab sich der Autor gänzlich unbeeindruckt. Er feiere eher seinen Namenstag, sagte Walser. „Aber Geburtstag? Lassen wir‘s. Ich brauch‘s nicht.“
Trotzdem wird er heute 90. Und wenn nicht er, dann feiern wir – ihn, als großen deutschen Schriftsteller, dessen Novellen und Romane wie „Ein fliehendes Pferd“, „Die Verteidigung der Kindheit“, „Finks Krieg“oder „Der Lebenslauf der Liebe“unsere Bücherregale adeln. Aus seinem Goethe-Roman „Ein liebender Mann“las Walser zuletzt in Weimar, und zur Uraufführung seines gleichnamigen Stücks war er am Theater Meiningen zu erleben.