Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Experten fordern: Der Wolf soll ins Jagdrecht
Gera. Der Wolf soll in das Jagdrecht aufgenommen werden, wo Luchs und Wildkatze längst sind. Das fordern nicht nur Jäger und Artenschützer in Thüringen. Auch Tilo Kummer (Linke), Vorsitzender des Fachausschusses für Umwelt, Energie und Naturschutz im Thüringer Landtag, sagte unserer Zeitung gestern: „Angesichts der Entwicklung der Wolfspopulation ist die Einordnung des Wolfes, der unter absolutem Schutz steht, nicht mehr sachgerecht. Wir benötigen einen niedrigeren Schutzstatus für den Wolf.“
Der „Aufschrei mancher Naturschützer“, die dies verhindern wollten, sei „eine Fehlinterpretation des Jagdrechtes“, hob der studierte DiplomfischereiIngenieur Kummer hervor. Unterstützung erhält er von der Agrarexpertin seiner Fraktion, Johanna Scheringer-Wright. Das Thüringer Umweltministerium kündigte Widerstand an. Die Forderung nach Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht sei „pure Ideologie“, teilte Staatssekretär Olaf Möller unserer Zeitung mit. Silvester Tamas, Wolfsexperte des Naturschutzbunds Nabu, vermutet, vielen Jägern gehe es vor allem oft um eines: Trophäen an der Wand.
Die Jäger sehen das anders. Frank Herrmann, Geschäftsführer des Landesjagdverbands Thüringen, begründet die Forderung so: „Der Wolfsbestand in Deutschland hat stark zugenommen und wird auch künftig um etwa 30 Prozent pro Jahr weiter anwachsen. Darum ist es sinnvoll, den Wolf jetzt ins Jagdrecht aufzunehmen. Die Konflikte mit dem Wolf nehmen zu.“
Für den Artenschutz-Forscher Martin Görner aus Jena, Leiter der Arbeitsgruppe Artenschutz Thüringen, steht ebenfalls fest: „Natürlich muss der Wolf aus Gründen des Artenschutzes ins Jagdrecht. Zum jetzigen Zeitpunkt sind Wölfe weder in Europa noch in Deutschland in irgendeiner Form gefährdet.“
Tilo Kummer, Vorsitzender des Umweltausschusses im Thüringer Landtag, will einen niedrigeren Schutzstatus.