Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Edeka will Drogerien eröffnen
Konkurrenz für Rossmann und dm
Hamburg. Der größte deutsche Lebensmittelhändler Edeka denkt über eine Expansion in den Bereich der Drogeriemärkte nach und könnte bald den großen Ketten Rossmann und dm Konkurrenz machen.
Allerdings müsse zunächst das Bundeskartellamt dafür die Voraussetzungen schaffen und eine langfristig angelegte Partnerschaft mit der regionalen Hamburger Drogeriemarkt-Kette Budnikowsky billigen, sagte Edeka-Vorstandschef Markus Mosa am Dienstag in Hamburg.
Im nächsten Jahr könnte Edeka beginnen, eigene Drogeriemärkte oder Shops in den Märkten zu eröffnen, sagte Mosa. Er halte 50 neue Märkte pro Jahr für eine realistische Größenordnung. Mit Budnikowsky soll ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet werden, in dem die Logistik und die Verwaltung angesiedelt sind, während die rund 180 „Budni“-Geschäfte der regionalen Kette in einer anderen Gesellschaft gebündelt werden sollen. Der genossenschaftliche Edeka-Verbund hat seine Umsätze 2016 weiter gesteigert. Insgesamt erhöhten sich die Erlöse um 2,5 Prozent auf 49,6 Milliarden Euro. Gut die Hälfte davon entfällt auf 4000 selbstständige Kaufleute mit 5900 Märkten, die um 3,8 Prozent auf 25,2 Milliarden Euro zulegten. Die Discount-Tochter Netto erreichte ein Plus von 2,6 Prozent auf 12,7 Milliarden Euro.
Der Gesamtmarkt sei um zwei Prozent gewachsen, vor allem durch gestiegene Zuwanderung und das Grenzgeschäft mit Einwohnern der Schweiz und Frankreichs. (dpa) Berlin. Zehn bis zwölf Grad Lufttemperatur sind in Deutschland für diesen Mittwoch vorhergesagt. Kühl, aber nicht ungewöhnlich für Ende April. In den meisten Wohnungen, Büros oder Werkstätten dagegen herrschen zwanzig bis 25 Grad. Eine Wohlfühltemperatur, nicht nur für Menschen. Die meisten Abgastests für Autos finden bei diesen Temperaturen statt.
Auf die Idee, dass die Umgebungstemperatur einen Einfluss darauf haben könnte, wie viele Schadstoffe ein Auto ausspuckt, kam bisher offenbar niemand. Es brauchte den Diesel-Skandal, um zu erkennen: Nicht nur der Fahrstil spielt für den Schadstoffausstoß eine Rolle, sondern auch das Wetter. Was das bedeutet, lässt sich erahnen, wenn man weiß: Die Hälfte der PkwFahrleistung wird in Deutschland bei Temperaturen von unter zehn Grad erbracht, davon geht das Umweltbundesamt aus. Das ist weit entfernt von den zwanzig Grad im Labor.
Welche Folgen das hat, präsentierte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) am Dienstag: Neue Messungen des Amtes haben ergeben, dass die Diesel-Autos noch mehr Stickoxide produzieren als angenommen. Auch Motoren der Schadstoffnorm Euro 6 übertrafen die Grenzwerte für Stickoxid (NOx) zum Teil um das Sechsfache. Die Werte gelten bisher nur für Labortests.
Verkehrsminister Dobrindt stellt sich taub
„Die Werte müssen runter“, forderte Hendricks. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) müsse mehr Druck machen. „Es ist bis jetzt nichts für eine tief greifende Verbesserung getan worden“, klagte die Umweltministerin. Dobrindt aber stellte sich taub. Er reagierte weder auf die neuen Erkenntnisse noch auf Hendricks Vorwürfe.
Stickoxide sind gefährlich, weil sie Pflanzen schädigen und auch für Menschen gefährlich sind. Die Gase tragen dazu bei, dass Feinstaub und Ozon entstehen. Mediziner machen sie für Herz-Kreislauferkrankungen verantwortlich. Neu an den Erkenntnissen des Umweltbundesamtes ist, dass der Ausstoß an Stickoxid umso größer wird, je kälter die Umgebungstemperatur ist. So produziert ein Diesel-Pkw der Schadstoffklasse Euro-4 bei null Grad Celsius im Schnitt 40 Prozent mehr NOx als bei 18 Grad. Bei sauberen Dieseln ist die Abweichung sogar noch größer: Ein Wagen, für den die Norm Euro 6 gilt, stößt bei null Grad fast doppelt so viel des Gases aus als bei 18 Grad.
Die Werte stammen aus Messungen an über 50 Autos auf Prüfständen und auf der Straße sowie aus Berechnungen mit Computermodellen. Dabei wurden verschiedene Fahrweisen, Verkehrssituationen und Umgebungstemperaturen bis 18 Grad getestet. Welche Modelle geprüft wurden, gab das Amt nicht bekannt. Es seien alle Dieselautos „repräsentativ“abgebildet. Das Amt geht davon aus, dass die Diesel-Pkw auf deutschen Straßen im Schnitt 767 Milligramm Stickoxid pro Kilometer ausstoßen statt bisher angenommener 575 Milligramm. Der Grenzwert für den Test im Labor liegt bei 80 Milligramm. Messungen der Deutschen Umwelthilfe und des Verkehrsministeriums hatten ähnliche Ergebnisse gezeigt. Hauptgrund: Abgasreinigungen schalten sich bestimmten Temperaturen angeblich zum Motorschutz ab, was bisher als legal gilt.
Umweltministerin Hendricks hatte das Bundesamt mit den Kontrollen, die turnusgemäß erst 2018 anstanden, beauftragt. Nun will die SPD-Politikerin noch vor der Bundestagswahl damit punkten, dass sie ihre Aufgabe ernst nimmt und ihren CSU-Kollegen Dobrindt vor sich hertreibt. „Der Autoverkehr und insbesondere die bestehende Dieselflotte sind der Kern des Luftbelastungsproblems in unseren Innenstädten“, sagte sie. „Darum ist meine klare Erwartungshaltung, dass die Automobilwirtschaft endlich ihre Diesel in Ordnung bringt.“Alle ihre Vorschläge, mit denen sie den Kommunen habe helfen wollen, um für saubere Luft zu sorgen, seien abgelehnt worden, klagte sie. Damit spielte sie auf den Streit um die blaue Plakette an, die Dobrindt ablehnt.
Hendricks forderte die Hersteller auf, die Emissionen von Neuwagen „deutlich vor 2021“zu reduzieren, wenn sie es wegen eines strengeren Testverfahrens ohnehin tun müssen. Die schon ausgelieferten Pkw sollten die Autokonzerne schnell auf eigene Kosten nachbessern. Audi, Porsche, Mercedes, VW und Opel wollen wegen überhöhter Abgaswerte europaweit in diesem Jahr 630 000 Autos zurückrufen, um die Abgasreinigung nachzubessern.
Linke und Grüne warfen Dobrindt vor, die Autoindustrie zu unterstützen und bei schärferen Kontrollen auf der Bremse zu stehen. Der Branchenverband VDA erklärte, die Messungen des Umweltamtes hätten nichts Neues ergeben. Die neuen Tests ab Herbst und neue Technologien würden die GrenzwertÜberschreitungen verringern.