Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)
Über Guinnessbuch-Einträge und mehr
Jenaer Sporthistorie: Als 1997 engagierte Läufer zu einem ganz besonderen Rekordversuch auf dem Rennsteig aufbrechen
Dem Eintrag einer Weltrekordwanderung 1994 ins Guinnessbuch der Rekorde, die der USV Jena und der GutsMuths-Rennsteiglaufverein organisiert hatten, folgten 1997 und 1998 zwei weitere Einträge. Am 9. Mai 1997 abends starteten 105 Läuferinnen und Läufer in Blankenstein am Anfang des Rennsteigs, um über 100 Kilometer bis nach Schmiedefeld zu laufen. Das Besondere und damit die RekordIdee war, dass sie als Gruppe, bei der nicht mehr als 100 Meter zwischen dem Ersten und Letzten liegen durften, zusammenblieben. Nach 19 Stunden und 15 Minuten hatten 102 Frauen und Männer in Schmiedefeld den Weltrekord für das Guinnessbuch geschafft.
Organisationsleiter Peter Fuchs und Betreuungschef Maik Masuhr hatten alle Hände voll zu tun, dass in regelmäßigen Abständen Versorgungsstellen eingerichtet wurden. Besonders wichtig wurde dies in der Nacht, als Regen, Schnee und Temperaturen unter null Grad Celsius extreme Bedingungen schufen.
Müllsäcke, zu wetterfesten Überzügen umfunktioniert, schützten die Teilnehmer vor der gröbsten Kälte. Eine weitere Schwierigkeit bestand darin, dass die Waldwege nachts trotz Taschenlampen kein zügiges Laufen in Gruppe möglich machten. Über weite Strecken kam zu es zu einem ständigen „Halt und Weiter“, um den vorgegebenen Abstand zwischen Spitzen- und Schlussläufer von 100 Metern einzuhalten. Unterwegs unterstützten Vereine die Aktion. Der Sportverein 1860 Tettau mit Falk Wick sorgte um Mitternacht für warmen Tee. Florian Meusel hatte mit der Pension Arnika in Friedrichshöhe für alle früh um vier Uhr ein Frühstück vorbereitet. An der Rennsteigwarte bei Masserberg ließen es sich die Helfer um Christian Ernst nicht nehmen, den legendären Rennsteiglauf-Haferschleim auszuschenken.
Zusätzlich kümmerten sich Physiotherapeutinnen der Kurklinik mit Massagen um die Teilnehmer. An ausgewählten Versorgungspunkten standen außerdem die Sportmediziner der Uni Jena unter Leitung von Johanna Hübscher bereit, um die Teilnehmer auf Herz und Nieren zu prüfen.
„Johanna Hübscher und ihre wissenschaftlichen Mittäter rückten mit Akribie und modernstem Gerät den 100 km-Aspiranten auf und in den Leib. Urin und Blut unterlagen der Spurensuche, die Fleischpartien der Suche nach Fett-, Wasserund Muskelmasse. Das Skelett wurde auf Vollständigkeit und rechte Anordnung überprüft“, schrieb der Hermsdorfer Wilhelm Schaffer in einem umfangreichen Artikel.