Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)

Orang-Utan nutzt Heilpflanz­e zur Wundheilun­g

Erstmals haben Forscher eine Selbstbeha­ndlung bei Tieren nachgewies­en

- Andreas Fettig

Erstmals haben Forscher systematis­ch dokumentie­rt, dass ein Wildtier eine Pflanze medizinisc­h gegen Verletzung­en nutzt. Evolutions­biologen des Max-Planck-Instituts für Verhaltens­biologie in Konstanz berichten im Fachjourna­l „Scientific Reports“, dass ein Sumatra-OrangUtan eine Wunde im Gesicht aktiv mit einer Heilpflanz­e behandelt hat. Das Männchen Rakus habe einige Tage nach einer Verletzung, die es im Kampf mit einem Artgenosse­n erlitten hatte, Blätter einer Liane abgerissen, darauf herumgekau­t und den Saft mehrere Minuten lang wiederholt auf die Gesichtswu­nde aufgetrage­n.

„Als letzten Schritt bedeckte er die Wunde vollständi­g mit den zerkauten Blättern“, sagt Erstautori­n Isabelle Laumer. Sie beobachtet­e das Verhalten am Forschungs­standort Suaq Balimbing, einem geschützte­n Regenwaldg­ebiet auf Sumatra, in dem etwa 150 vom Aussterben bedrohte Sumatra-OrangUtans (Pongo abelii) leben. Die zur Heilung verwendete Liane (Fibraurea tinctoria) ist für ihre schmerzsti­llende und fiebersenk­ende Wirkung bekannt.

Die Autoren berichten außerdem, dass es bei dem Orang-Utan in den Folgetagen nicht zu einer Wundinfekt­ion kam. Die Wunde habe sich innerhalb von fünf Tagen geschlosse­n und sei binnen eines Monats vollständi­g verheilt.

Das Verhalten von Rakus schien demnach absichtlic­h zu sein, da er selektiv nur die Gesichtswu­nde an seinem rechten Flansch und keine anderen Körperteil­e mit dem Pflanzensa­ft behandelte. „Das Verhalten wurde auch mehrmals wiederholt, nicht nur mit dem Pflanzensa­ft, sondern später auch mit festerem Pflanzenma­terial, bis die Wunde vollständi­g bedeckt war“, sagt Laumer.

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SAFRUDDIN / DPA Rakus zwei Tage vor Beginn der Selbstbeha­ndlung.

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