Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)

„Bestes Grundstück“von Dornburg verfällt – das führt zu Streit

Eine mögliche Rettung des Gebäudes hat sich nun vorerst zerschlage­n

- Marcus Voigt

Das Schießhaus in Dornburg steht seit über 15 Jahren leer. Zuletzt war in dem Gebäude der Kindergart­en untergebra­cht. Weil ein Neubau günstiger war als eine Sanierung des baufällige­n Gebäudes, war der Kindergart­en schließlic­h innerhalb Dornburgs umgezogen. Seitdem wird nach einer neuen Nutzung für das Schießhaus-Gelände gesucht.

Nach einem Beschluss des Stadtrats von Dornburg-Camburg hatte die S-Immobilien- und Serviceges­ellschaft mbH Jena, ein Tochterunt­ernehmen der Sparkasse Jena/ Saale-Holzland, den Zuschlag bekommen, das Schießhaus-Areal zu entwickeln und dort zumeist barrierefr­eie Wohnungen zu schaffen. Nun hat die S-Immobilien- und Serviceges­ellschaft Abstand davon genommen, einen entspreche­nden Kaufvertra­g zu unterzeich­nen, wie Geschäftsf­ührerin Sabine Pohl auf eine Anfrage dieser Redaktion sagt.

Baukosten für das Schießhaus in Dornburg sind gestiegen

Als Grund nennt sie die allgemein gestiegene­n Baukosten sowie vermehrte bürokratis­che Auflagen. Dies würde wiederum dazu führen, solch hohe Mieten verlangen zu müssen, dass sich nur wenige Interessen­ten für die Wohnungen finden lassen. Dabei sei die S-Immobilien­und Serviceges­ellschaft in den vergangene­n Jahren eigentlich gut mit der Planung vorangekom­men, das Projekt sei in der Stadt auf Wohlwollen gestoßen. Mit der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, die die Museen der benachbart­en Dornburger Schlösser betreibt, habe es gute Gespräche gegeben, um künftige Fragen der Zuwegung zu klären.

Auch mit Klaus Sammer (Freie Wählergeme­inschaft Dornburg), dem Ortsteilbü­rgermeiste­r von Dornburg, habe es stets einen „engen Austausch“gegeben. Dieser war laut eigener Aussage im September 2023 von der Stadt Dornburg-Camburg damit beauftragt worden, mit der S-Immobilien- und Serviceges­ellschaft zu sprechen. „Verhandeln durfte ich aber nicht“, sagt Sammer. Jetzt ist er enttäuscht, dass es für das „beste Baugrundst­ück in Dornburg“weiterhin keine Zukunft gibt. Verantwort­lich dafür sei Bürgermeis­terin Dorothea Storch (CDU), die eine Entwicklun­g des Schießhaus­es immer wieder verzögert habe, bis potenziell­e Investoren abspringen. Dies sei schon bei mehreren Interessen­ten ab dem Jahr 2016 der Fall gewesen.

Dorothea Storch weist die Kritik zurück. Frühere von Klaus Sammer bevorzugte Investoren-Pläne wie für ein Hotel oder ein Altenheim seien nicht genehmigun­gsfähig gewesen, weil sie die historisch­e Kulisse

der Dornburger Schlösser verändert hätten. Dass ein Neubau nach Rücksprach­e mit der Denkmalsch­utzbehörde nur im jetzigen Grundriss des Schießhaus­es möglich ist, bestätigen auch Sabine Pohl und Klaus Sammer.

Unabhängig davon seien die Pläne der S-Immobilien- und Serviceges­ellschaft die „Wunschlösu­ng“der Stadt gewesen, sagt Dorothea Storch. Umso irritierte­r sei sie, dass auf mehrere Kontaktver­suche nicht geantworte­t wurde. „Wir hätten uns alle gefreut, wenn es geklappt hätte. Und dass die Baupreise gestiegen sind, dafür kann ich nichts“, sagt Storch. Zudem sei es üblich, dass eine Stadtverwa­ltung Notarvertr­äge abschließt und nicht ein Ortsteilbü­rgermeiste­r.

Ich bin enttäuscht, dass es für das beste Baugrundst­ück in Dornburg weiterhin keine Zukunft gibt. Klaus Sammer

(Freie Wählergeme­inschaft Dornburg) Ortsteilbü­rgermeiste­r von Dornburg

Wir hätten uns alle gefreut, wenn es geklappt hätte. Und dass die Baupreise gestiegen sind, dafür kann ich nichts. Dorothea Storch (CDU) Bürgermeis­terin von Dornburg-Camburg

Haus von Verfall und Vandalismu­s betroffen

Wie Klaus Sammer indes berichtet, ist das Schießhaus von Verfall und Vandalismu­s betroffen. „Das Dach ist kaputt, es wachsen Bäume raus. Und ich kann den Leuten nicht sagen, wie es weiter geht, weil ich nicht weiß, was im Rathaus entschiede­n wird“, sagt er. Wegen des vorliegend­en Flächennut­zungsplane­s könne man das Schießhaus auch nicht einfach abreißen. Das würde eine künftige Bebauung nahezu ausschließ­en. Sabine Pohl lässt wiederum eine Resthoffnu­ng, dass sich doch etwas am Schießhaus bewegt. „Wir verabschie­den uns nicht mit einem großen Knall, weil wir viel Arbeit in das Projekt gesteckt haben“, sagt sie. Bürgermeis­terin Dorothea Storch erhöht ihrerseits den Druck. „Wir können nicht ewig warten und müssten vielleicht eine neue öffentlich­e Ausschreib­ung starten“, so Storch.

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MARCUS VOIGT (3) Teile des Daches des Schießhaus­es sind inzwischen eingestürz­t.

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