Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)
„Bestes Grundstück“von Dornburg verfällt – das führt zu Streit
Eine mögliche Rettung des Gebäudes hat sich nun vorerst zerschlagen
Das Schießhaus in Dornburg steht seit über 15 Jahren leer. Zuletzt war in dem Gebäude der Kindergarten untergebracht. Weil ein Neubau günstiger war als eine Sanierung des baufälligen Gebäudes, war der Kindergarten schließlich innerhalb Dornburgs umgezogen. Seitdem wird nach einer neuen Nutzung für das Schießhaus-Gelände gesucht.
Nach einem Beschluss des Stadtrats von Dornburg-Camburg hatte die S-Immobilien- und Servicegesellschaft mbH Jena, ein Tochterunternehmen der Sparkasse Jena/ Saale-Holzland, den Zuschlag bekommen, das Schießhaus-Areal zu entwickeln und dort zumeist barrierefreie Wohnungen zu schaffen. Nun hat die S-Immobilien- und Servicegesellschaft Abstand davon genommen, einen entsprechenden Kaufvertrag zu unterzeichnen, wie Geschäftsführerin Sabine Pohl auf eine Anfrage dieser Redaktion sagt.
Baukosten für das Schießhaus in Dornburg sind gestiegen
Als Grund nennt sie die allgemein gestiegenen Baukosten sowie vermehrte bürokratische Auflagen. Dies würde wiederum dazu führen, solch hohe Mieten verlangen zu müssen, dass sich nur wenige Interessenten für die Wohnungen finden lassen. Dabei sei die S-Immobilienund Servicegesellschaft in den vergangenen Jahren eigentlich gut mit der Planung vorangekommen, das Projekt sei in der Stadt auf Wohlwollen gestoßen. Mit der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, die die Museen der benachbarten Dornburger Schlösser betreibt, habe es gute Gespräche gegeben, um künftige Fragen der Zuwegung zu klären.
Auch mit Klaus Sammer (Freie Wählergemeinschaft Dornburg), dem Ortsteilbürgermeister von Dornburg, habe es stets einen „engen Austausch“gegeben. Dieser war laut eigener Aussage im September 2023 von der Stadt Dornburg-Camburg damit beauftragt worden, mit der S-Immobilien- und Servicegesellschaft zu sprechen. „Verhandeln durfte ich aber nicht“, sagt Sammer. Jetzt ist er enttäuscht, dass es für das „beste Baugrundstück in Dornburg“weiterhin keine Zukunft gibt. Verantwortlich dafür sei Bürgermeisterin Dorothea Storch (CDU), die eine Entwicklung des Schießhauses immer wieder verzögert habe, bis potenzielle Investoren abspringen. Dies sei schon bei mehreren Interessenten ab dem Jahr 2016 der Fall gewesen.
Dorothea Storch weist die Kritik zurück. Frühere von Klaus Sammer bevorzugte Investoren-Pläne wie für ein Hotel oder ein Altenheim seien nicht genehmigungsfähig gewesen, weil sie die historische Kulisse
der Dornburger Schlösser verändert hätten. Dass ein Neubau nach Rücksprache mit der Denkmalschutzbehörde nur im jetzigen Grundriss des Schießhauses möglich ist, bestätigen auch Sabine Pohl und Klaus Sammer.
Unabhängig davon seien die Pläne der S-Immobilien- und Servicegesellschaft die „Wunschlösung“der Stadt gewesen, sagt Dorothea Storch. Umso irritierter sei sie, dass auf mehrere Kontaktversuche nicht geantwortet wurde. „Wir hätten uns alle gefreut, wenn es geklappt hätte. Und dass die Baupreise gestiegen sind, dafür kann ich nichts“, sagt Storch. Zudem sei es üblich, dass eine Stadtverwaltung Notarverträge abschließt und nicht ein Ortsteilbürgermeister.
Ich bin enttäuscht, dass es für das beste Baugrundstück in Dornburg weiterhin keine Zukunft gibt. Klaus Sammer
(Freie Wählergemeinschaft Dornburg) Ortsteilbürgermeister von Dornburg
Wir hätten uns alle gefreut, wenn es geklappt hätte. Und dass die Baupreise gestiegen sind, dafür kann ich nichts. Dorothea Storch (CDU) Bürgermeisterin von Dornburg-Camburg
Haus von Verfall und Vandalismus betroffen
Wie Klaus Sammer indes berichtet, ist das Schießhaus von Verfall und Vandalismus betroffen. „Das Dach ist kaputt, es wachsen Bäume raus. Und ich kann den Leuten nicht sagen, wie es weiter geht, weil ich nicht weiß, was im Rathaus entschieden wird“, sagt er. Wegen des vorliegenden Flächennutzungsplanes könne man das Schießhaus auch nicht einfach abreißen. Das würde eine künftige Bebauung nahezu ausschließen. Sabine Pohl lässt wiederum eine Resthoffnung, dass sich doch etwas am Schießhaus bewegt. „Wir verabschieden uns nicht mit einem großen Knall, weil wir viel Arbeit in das Projekt gesteckt haben“, sagt sie. Bürgermeisterin Dorothea Storch erhöht ihrerseits den Druck. „Wir können nicht ewig warten und müssten vielleicht eine neue öffentliche Ausschreibung starten“, so Storch.