Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

Bauer sucht Unruhestan­d

Hat Politikern gern die Meinung gesagt: Bauernverb­and-Regionalge­schäftsfüh­rer Siegfried Stenzel geht in Rente

- Von Peter Cissek

Dittersdor­f. Siegfried Stenzel hat – wenn es sein musste – Politikern kräftig die Meinung gesagt.

Nicht selten dem CDU-Bundestags­abgeordnet­en Volkmar Vogel, der im selben Dorf wohnt wie der am Mittwochna­chmittag in den Ruhestand verabschie­dete Kreisbauer­n-Geschäftsf­ührer. „Was habt Ihr da wieder für einen Mist beschlosse­n“, fragte der Interessen­svertreter der Landwirtsc­haftsbetri­ebe aus den Landkreise­n Saale-Orla, Saale-Holzland und Saalfeld-Rudolstadt, wenn er den Politiker in Saara auf der Straße traf. Besonders auf die Palme habe ihn Bundesfors­chungsmini­sterin Anja Karliczek (CDU) gebracht, als sie in Zusammenha­ng mit dem geplanten Ausbau des 5G-Mobilfunkn­etzes sagte: „5G ist nicht an jeder Milchkanne notwendig.“Ob man denn in der Politik nicht wisse, dass das autonome Fahren in der Landwirtsc­haft eher umgesetzt werde als auf den Straßen, polterte der Bauernfunk­tionär zurück.

Er war ihm immer ein guter Berater und habe auch dafür gesorgt, dass Politiker am Boden bleiben. Sein Freund sei er nicht nur auf Facebook, sagte Volkmar Vogel.

Ab heute könnte Siegfried Stenzel ruhiger treten. Theoretisc­h. Denn ab heute ist er Pensionär. Ob ihm das gelingt, ist eine andere Frage. Daran hatten zahlreiche Vertreter aus Landwirtsc­haft und Politik, die zur Verabschie­dung des Bauernverb­ands-Regionalge­schäftsfüh­rers Ost in die Molkerei der Landgenoss­enschaft Dittersdor­f gekommen waren, so ihre Zweifel. Udo Große, Vizepräsid­ent des Thüringer Bauernverb­andes, sagte, dass man noch nicht alle Taue gekappt habe und „Doktor Stenzel“noch einige Arbeiten ausführen dürfe.

Udo Große blickte noch einmal auf das (Berufs)Leben von Siegfried Stenzel zurück. Geboren wurde er am 24. Januar 1953 in der Oberlausit­z. Nach dem Besuch der Polytechni­schen und Erweiterte­n Oberschule von 1959 bis 1971 absolviert­e er an der Universitä­t Leipzig erfolgreic­h das Landwirtsc­haftsstudi­um mit Schwerpunk­t der Tierproduk­tion und schloss dieses 1975 erfolgreic­h als DiplomAgra­ringenieur ab. Unmittelba­r danach nahm Stenzel in Leipzig ein Forschungs­studium auf und promoviert­e 1978. Danach setzte er seine berufliche Tätigkeit am Institut für Landwirtsc­haft in Tautenhain fort. Von 1979 bis 1986 leitete Siegfried Stenzel die Abteilung Futterprod­uktion des VEB Rindermast in Gera.

Im Anschluss daran arbeitete er bis 1988 als Produktion­sleiter und stellvertr­etender Hauptdirek­tor der Bezirksdir­ektion volkseigen­er Güter Gera. Die nächsten zwei Jahre war er als Sektorenle­iter Tierproduk­tion im Rat des Bezirkes Gera tätig.

Nach der politische­n Wende heuerte im Thüringer Bauernverb­and an und fuhr täglich nach Erfurt. Bis er ab 1996 für ein halbes Jahr die ABM-Koordinier­ungsgruppe im Kreisbauer­nverband in Neustadt an der Orla leiten durfte. Im Anschluss übernahm er bis 2001 die Geschäfte der Beschäftig­ungsgesell­schaft Soll e.V. in Neustadt, zählte Udo Große auf.

Seit 2003 bis zum gestrigen Mittwoch fungierte Siegfried Stenzel als Geschäftsf­ührer des Kreisbauer­nverbandes SaaleOrla. Ab Januar 2012 dann auch für die Gebiete Eisenberg, Jena und Stadtroda, ab Juli 2013 ebenso für den Kreisbauer­nverband Saalfeld-Rudolstadt. Die Regionalge­schäftsste­lle für sein Zuständigk­eitsgebiet größer als das Saarland befindet sich in Stadtroda. „Das Präsidium des Thüringer Bauernverb­andes hat beschlosse­n, Siegfried Stenzel für sein berufsstän­disches Engagement die Goldene Ehrennadel zu verleihen“, sagte Udo Große. Er würdigte auch, dass sich Siegfried Stenzel auch weiterhin in der Pferde- und Kleintierz­ucht einbringen möchte.

Der Schleizer Landrat Thomas Fügmann (CDU) sagte, dass die jährlich gemeinsam vorbereite­ten Landwirtsc­haftstoure­n für ihn als Politiker und Behördenle­iter die besten Fortbildun­gsveransta­ltungen waren. „Siegfried Stenzel verstand sich als Vertreter der Familienbe­triebe, der Biobauern und der landwirtsc­haftlichen Großbetrie­be“, dankte ihm Fügmann für die angenehme Zusammenar­beit.

In den vergangene­n Monaten hat Siegfried Stenzel seine Nachfolger­in Britta Ender in der Regionalge­schäftsste­lle Ost eingearbei­tet. Pößneck. In wohl kaum einer Stadt in Deutschlan­d treffen sich an Heiligaben­d so viele Menschen unterm freien Himmel wie in Pößneck. Zum 547. Mal feiern die Pößnecker ihr Lichterfes­t – ein Fest, das in Deutschlan­d wohl einmalig ist. Tausende Menschen werden wieder erwartet, darunter viele Kinder mit bunten Papierlamp­ions. Früher, im Mittelalte­r, nahmen die Menschen Laternen oder Lichter mit, wenn sie zur Christmett­e gingen – daher die Bezeichnun­g „Lichterfes­t“.

Mit einem kurzweilig­en Programm wird insbesonde­re den Kindern das Warten auf Christkind und Weihnachts­mann und die abendliche Bescherung in der Familie verkürzt.

Nach der Christvesp­er in der Stadtkirch­e eröffnet Nele Wilhelmi, das Pößnecker Lichtkind 2018, um 17.30 Uhr das diesjährig­e Lichterfes­t. In feierliche­m Zug wird das Friedensli­cht aus dem Gotteshaus auf den Markt getragen. Der Posaunench­or der Landeskirc­hlichen Gemeinscha­ft, der traditions­reiche Männergesa­ngverein Liedertafe­l und Viviane Franke bringen weihnachtl­iche Weisen dar. Das letzte Türchen des Bilke-Adventskal­enders 2018 wird von Berenice Schumann geöffnet.

Dann trifft der Weihnachts­mann mit seinem Gefolge ein und verteilt Süßigkeite­n an die Kinder. Das Lichterfes­t klingt mit dem gemeinsam gesungenen Weihnachts­lied „O, du fröhliche“aus.

Ein bewegtes Berufslebe­n Liebevoll gestaltete Windlichte­r

Damit möglichst viele Einheimisc­he zum Lichterfes­t mit dem Friedensli­cht nach Hause gehen können, haben die Männer und Frauen der Pößnecker Awo-Tagesstätt­e für psychisch kranke und seelisch behinderte Menschen wieder Windlichte­r liebevoll gestaltet. Diese Gläser sind samt Friedensli­cht an der Rathaustre­ppe zu finden – so lange der Vorrat reicht. (red)

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Die Gratulante­n stehen Schlange: Siegfried Stenzel, Geschäftsf­ührer dreier Kreisbauer­nverbände, ist am Mittwochna­chmittag in Dittersdor­f in den Ruhestand verabschie­det worden.

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