Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Bauer sucht Unruhestand
Hat Politikern gern die Meinung gesagt: Bauernverband-Regionalgeschäftsführer Siegfried Stenzel geht in Rente
Dittersdorf. Siegfried Stenzel hat – wenn es sein musste – Politikern kräftig die Meinung gesagt.
Nicht selten dem CDU-Bundestagsabgeordneten Volkmar Vogel, der im selben Dorf wohnt wie der am Mittwochnachmittag in den Ruhestand verabschiedete Kreisbauern-Geschäftsführer. „Was habt Ihr da wieder für einen Mist beschlossen“, fragte der Interessensvertreter der Landwirtschaftsbetriebe aus den Landkreisen Saale-Orla, Saale-Holzland und Saalfeld-Rudolstadt, wenn er den Politiker in Saara auf der Straße traf. Besonders auf die Palme habe ihn Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) gebracht, als sie in Zusammenhang mit dem geplanten Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes sagte: „5G ist nicht an jeder Milchkanne notwendig.“Ob man denn in der Politik nicht wisse, dass das autonome Fahren in der Landwirtschaft eher umgesetzt werde als auf den Straßen, polterte der Bauernfunktionär zurück.
Er war ihm immer ein guter Berater und habe auch dafür gesorgt, dass Politiker am Boden bleiben. Sein Freund sei er nicht nur auf Facebook, sagte Volkmar Vogel.
Ab heute könnte Siegfried Stenzel ruhiger treten. Theoretisch. Denn ab heute ist er Pensionär. Ob ihm das gelingt, ist eine andere Frage. Daran hatten zahlreiche Vertreter aus Landwirtschaft und Politik, die zur Verabschiedung des Bauernverbands-Regionalgeschäftsführers Ost in die Molkerei der Landgenossenschaft Dittersdorf gekommen waren, so ihre Zweifel. Udo Große, Vizepräsident des Thüringer Bauernverbandes, sagte, dass man noch nicht alle Taue gekappt habe und „Doktor Stenzel“noch einige Arbeiten ausführen dürfe.
Udo Große blickte noch einmal auf das (Berufs)Leben von Siegfried Stenzel zurück. Geboren wurde er am 24. Januar 1953 in der Oberlausitz. Nach dem Besuch der Polytechnischen und Erweiterten Oberschule von 1959 bis 1971 absolvierte er an der Universität Leipzig erfolgreich das Landwirtschaftsstudium mit Schwerpunkt der Tierproduktion und schloss dieses 1975 erfolgreich als DiplomAgraringenieur ab. Unmittelbar danach nahm Stenzel in Leipzig ein Forschungsstudium auf und promovierte 1978. Danach setzte er seine berufliche Tätigkeit am Institut für Landwirtschaft in Tautenhain fort. Von 1979 bis 1986 leitete Siegfried Stenzel die Abteilung Futterproduktion des VEB Rindermast in Gera.
Im Anschluss daran arbeitete er bis 1988 als Produktionsleiter und stellvertretender Hauptdirektor der Bezirksdirektion volkseigener Güter Gera. Die nächsten zwei Jahre war er als Sektorenleiter Tierproduktion im Rat des Bezirkes Gera tätig.
Nach der politischen Wende heuerte im Thüringer Bauernverband an und fuhr täglich nach Erfurt. Bis er ab 1996 für ein halbes Jahr die ABM-Koordinierungsgruppe im Kreisbauernverband in Neustadt an der Orla leiten durfte. Im Anschluss übernahm er bis 2001 die Geschäfte der Beschäftigungsgesellschaft Soll e.V. in Neustadt, zählte Udo Große auf.
Seit 2003 bis zum gestrigen Mittwoch fungierte Siegfried Stenzel als Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes SaaleOrla. Ab Januar 2012 dann auch für die Gebiete Eisenberg, Jena und Stadtroda, ab Juli 2013 ebenso für den Kreisbauernverband Saalfeld-Rudolstadt. Die Regionalgeschäftsstelle für sein Zuständigkeitsgebiet größer als das Saarland befindet sich in Stadtroda. „Das Präsidium des Thüringer Bauernverbandes hat beschlossen, Siegfried Stenzel für sein berufsständisches Engagement die Goldene Ehrennadel zu verleihen“, sagte Udo Große. Er würdigte auch, dass sich Siegfried Stenzel auch weiterhin in der Pferde- und Kleintierzucht einbringen möchte.
Der Schleizer Landrat Thomas Fügmann (CDU) sagte, dass die jährlich gemeinsam vorbereiteten Landwirtschaftstouren für ihn als Politiker und Behördenleiter die besten Fortbildungsveranstaltungen waren. „Siegfried Stenzel verstand sich als Vertreter der Familienbetriebe, der Biobauern und der landwirtschaftlichen Großbetriebe“, dankte ihm Fügmann für die angenehme Zusammenarbeit.
In den vergangenen Monaten hat Siegfried Stenzel seine Nachfolgerin Britta Ender in der Regionalgeschäftsstelle Ost eingearbeitet. Pößneck. In wohl kaum einer Stadt in Deutschland treffen sich an Heiligabend so viele Menschen unterm freien Himmel wie in Pößneck. Zum 547. Mal feiern die Pößnecker ihr Lichterfest – ein Fest, das in Deutschland wohl einmalig ist. Tausende Menschen werden wieder erwartet, darunter viele Kinder mit bunten Papierlampions. Früher, im Mittelalter, nahmen die Menschen Laternen oder Lichter mit, wenn sie zur Christmette gingen – daher die Bezeichnung „Lichterfest“.
Mit einem kurzweiligen Programm wird insbesondere den Kindern das Warten auf Christkind und Weihnachtsmann und die abendliche Bescherung in der Familie verkürzt.
Nach der Christvesper in der Stadtkirche eröffnet Nele Wilhelmi, das Pößnecker Lichtkind 2018, um 17.30 Uhr das diesjährige Lichterfest. In feierlichem Zug wird das Friedenslicht aus dem Gotteshaus auf den Markt getragen. Der Posaunenchor der Landeskirchlichen Gemeinschaft, der traditionsreiche Männergesangverein Liedertafel und Viviane Franke bringen weihnachtliche Weisen dar. Das letzte Türchen des Bilke-Adventskalenders 2018 wird von Berenice Schumann geöffnet.
Dann trifft der Weihnachtsmann mit seinem Gefolge ein und verteilt Süßigkeiten an die Kinder. Das Lichterfest klingt mit dem gemeinsam gesungenen Weihnachtslied „O, du fröhliche“aus.
Ein bewegtes Berufsleben Liebevoll gestaltete Windlichter
Damit möglichst viele Einheimische zum Lichterfest mit dem Friedenslicht nach Hause gehen können, haben die Männer und Frauen der Pößnecker Awo-Tagesstätte für psychisch kranke und seelisch behinderte Menschen wieder Windlichter liebevoll gestaltet. Diese Gläser sind samt Friedenslicht an der Rathaustreppe zu finden – so lange der Vorrat reicht. (red)