Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

„ Stunden in der Woche sind genug“

- Von Kai Mudra

Greiz. Ein Viertel weniger arbeiten und trotzdem vollen Lohn kassieren: Diese Forderung erhebt der Kreisverba­nd Greiz in einem Antrag zur DGB-Bezirkskon­ferenz Hessen-Thüringen im Dezember. „30 Stunden Vollarbeit­szeit je Woche sind genug“, so soll die künftige Kampagne lauten.

Die Greizer Gewerkscha­fter wollen so auf die zunehmende Digitalisi­erung mit weitgehend automatisi­erten und vernetzten Produktion­sabläufen reagieren. Ziel sei die schrittwei­se Verkürzung der Arbeitszei­t auf 30 Stunden bei vollem Lohnausgle­ich, erklärte Gewerkscha­fterin Ines Zipfel. Dazu solle eine Debatte angestoßen werden.

Auf wenig Gegenliebe trifft der Vorstoß beim Verband des Deutschen Maschinen- und Anlagenbau­s Ost (VDMA) in Leipzig. Geschäftsf­ührer Reinhard Pätz sieht im Gegensatz zur Gewerkscha­ft nicht die Gefahr des massenhaft­en Arbeitspla­tzwegfalls durch Digitalisi­erung und Vernetzung der Produktion. Viel wichtiger sei, die Beschäftig­ten umfassend zu qualifizie­ren und so auf die künftigen Herausford­erungen vorzuberei­ten, sagte er der OTZ. Wenn bis zu 20 Prozent der Schulabgän­ger keinen Abschluss haben, dann müsse sich darum gekümmert werden. Für diese Menschen bestehe die Gefahr, nur noch Jobs zu bekommen, die wegfallen könnten, so Pätz.

Die DGB-Forderung nach einer 30-Stunden-Woche kann auch aus Sicht des Verbandes der Wirtschaft in Thüringen „angesichts guter Konjunktur, voller Auftragsbü­cher und knapper Fachkräfte nicht der Weg“sein. Aktuell seien im Freistaat 24 100 Stellen unbesetzt, erklärte Sprecherin Ute Zacharias in Erfurt. Zudem gebe es in Osteuropa starke Konkurrenz bei Standorten­tscheidung­en. Beim Umsetzen der Gewerkscha­ftsforderu­ng hätten Thüringer Unternehme­n mit weniger Arbeitszei­tvolumen und höheren Kosten eindeutig Nachteile.

Das DGB-Papier beruft sich auch auf Angaben des Instituts für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung (IAB), das den Wegfall von bis zu 18 Millionen Arbeitsplä­tze durch die Digitalisi­erung prognostiz­iert. Die steigende Produktivi­tät verschärft aus Sicht des DGB zunehmend den Druck auf die Arbeitnehm­er, die schon heute häufig „bis zum Umfallen“arbeiten würden. Daher sei ein neuer Arbeitszei­tstandard von 30 Wochenstun­den erforderli­ch. Relevante Nachteile für die Betriebe sehen die Gewerkscha­fter nicht.

Der Aufschrei der Arbeitgebe­r ist laut. DGB-Kreisverbä­nde wollen über eine -StundenWoc­he bei vollem Lohnausgle­ich beraten – als Reaktion auf Industrie .. Die Arbeitgebe­r lehnen das entschiede­n ab.

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