Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Wenn Männer für Jungs lesen
Aktion „Ich bin ein Leseheld“: Camburger Bibliothek kämpft gegen einen thüringenweiten Trend
männlichen Leiter von Bibliotheken zu tun hat. „Wir haben in Thüringen 250 Bibliotheken. Von denen haben 20 einen Mann als Leiter. Das sind acht Prozent. Als Mann führt man eine Bibliothek anders. Ein Mann berät anders. Als Mann wählt man beim Kauf von neuen Medien auch andere Bücher aus, als das Frauen tun“, sagte Brunner.
Dass durch die vier etwas andren Lesetage in Camburg nun der große Run bei den Jungen einsetzt, daran glaubt Stefanie Bruckschlegel nicht. „Die Aktionen sind ein Mosaikstein auf dem Weg, dass vielleicht wieder mehr Jungen und dann später mehr Männer zum Buch greifen und selbst lesen oder auch daheim in der Familie den Kindern vorlesen. Dass die Jungen das mögen, wenn Männer aus Büchern vorlesen, habe ich heute gemerkt. Die Stimme eines Mannes ist eine ganz andere. Ein Mann betont auch anders. Ein männlicher Vorleser spricht zwischendurch auch ganz anders mit den Zuhörern“, sagte Bruckschlegel.
Der Trend, dass die Zahl der männlichen Nutzer in Bibliotheken sinkt, setze überraschend früh ein, also nicht, wie man denken mag, mit 14 oder 15 Jahren, sagte Brunner. „Wir machen eine Tendenz aus, dass das ab dem 11. Lebensjahr beginnt. Das ist die Zeit vom Übergang ins Gymnasium oder auf die Regelschule. Von in diesem Moment an brechen uns die männlichen Leser in fast allen Einrichtungen weg“, sagte Brunner.