Ostthüringer Zeitung (Pößneck)
Deutschlands wohl bekanntester Trucker kommt aus Thüringen
Mühlhausen. Maik Erdmann ist ein eher ruhiger Typ, Fernfahrer eben. Der 46-jährige Mühlhäuser braucht nicht viele Worte.
Seit 25 Jahren sitzt Erdmann auf seinem Bock. Jedes Jahr spult er rund 120 000 Kilometer ab. Er hat die skandinavischen Länder befahren, er war in England, Spanien und Frankreich. Seit einiger Zeit führt ihn seine Hauptstrecke nur noch nach Italien, jede Woche startet der Fernfahrer mit seiner Zugmaschine gen Süden.
Über das Leben auf Achse kann Maik Erdmann jede Menge Geschichten erzählen. Wohl deshalb begann der Thüringer im Jahr 1999, seine Erlebnisse zu sammeln und später ins Internet zu stellen. Viele Jahre ist das jetzt her – und in dieser Zeit hat sich sein Blog zu einem erfolgreichen Internet-Auftritt entwickelt. Hunderte Zugriffe gibt es auf die Seite, viele seiner Follower schauen täglich vorbei. Immer mehr Menschen hinterlassen ihre Anmerkungen oder direkt eine persönliche Nachricht. „Interessant ist, dass nur die wenigsten selber auch Fernfahrer sind – die meisten sind vom Truckerleben und den Fahrzeugen fasziniert“, erklärt Erdmann. Der Thüringer, der für eine Firma in Mittelhessen fährt, postet Fotos, Videos – und erzählt über all die Kuriositäten, die ihm auf seinen Touren begegnen. Er berichtet von verdreckten Toiletten an Raststätten, den Staus an der Grenze und den stressigen Arbeitszeiten. Er berichtet auch von der Einsamkeit im Führerhaus und der nervigen Suche nach einem Parkplatz. Es gibt wohl nichts, was er nicht thematisiert. Die besten Ideen kommen ihm, wenn der V8-Motor blubbert und das 520-PS-Monster über die Straße zieht. Trucker Maik gibt Tipps, wie man am besten die Windschutzscheibe säubert, er schreibt über die wachsende Konkurrenz aus Osteuropa und die Angst um den Arbeitsplatz.
„Es geht mir nicht darum, die Trucker-Romantik zu zerstören – man darf aber nicht vergessen, welchem Stress und welchem Termindruck die Fahrer heute ausgesetzt sind.“Es freue ihn natürlich, wenn sich Menschen für den Beruf interessieren.
Das Schreiben ist ein bisschen wie Therapie, eine Pille gegen das Alleinsein. Oft schreibt er, bevor er sich in seine Koje in der Fahrerkabine haut „Wer den Beruf des Fernfahrers ergreift, gibt viel auf“, erzählt er. Nicht wenige seiner Kollegen seien – wie er auch – solo. „Das Familienleben kann sich nur am Wochenende abspielen – das wollen nicht alle Frauen mitmachen.“ Die Stunden auf den endlosen Autobahnen werden nur durch die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten unterbrochen. Dann steht der Truck auf einem Rastplatz oder in einem Industriegebiet. Selten findet Erdmann dort die Ruhe, sich eine Thüringer Bratwurst auf den Einweggrill zu brutzeln. Meistens gibt es Büchsensuppen.
Ganz ungefährlich ist der Job des Fernfahrers auch nicht. Erst letzte Woche hatte Maik Erdmann einen Unfall – unverschuldet, wie er sagt. „Die Straßen werden immer voller, mit der Sicherheit nimmt es nicht jeder so genau“, erzählt er – ebenfalls mit Blick auf die Fahrer aus dem Ostblock. Oft fahren die Trucker in Kolonne, mit dem Abstand zum Vordermann nimmt man es da nicht so ganz genau.
Auch vor Kriminellen ist man nie ganz sicher. Lange Zeit gab es Probleme mit den sogenannten Planenschlitzern. Ein anderes Mal wurden dem Thüringer 700 Liter Diesel geklaut. Seitdem schließt er den Tankdeckel nicht mehr ab. „So bohren die mir wenigstens kein Loch rein.“
Der Beruf ändert sich rasant. Schon heute diskutieren die Experten über selbstfahrende Lkw. Ob Erdmann heute noch jungen Menschen empfehlen kann, Fernfahrer zu werden? „Wie gesagt, man muss auf vieles verzichten“, sagt er. Aber wirklich abraten will er keinem. Er ist halt Trucker mit Leib und Seele.
Der Thüringer Maik Erdmann liebt seinen Beruf und ist immer auf Achse. Seine Erlebnisse kann jeder in einem Internet-Tagebuch nachlesen. Planenschlitzer und Dieseldiebe