Ostthüringer Zeitung (Pößneck)
„Berufsabitur“soll Theorie und Praxis verbinden
Erfurt. Die Teilnehmer dieser Berufsrichtungen hätten in vier Jahren die allgemeine Hochschulreife sowie einen Berufsabschluss erlangt. „Aber das SPDBildungsministerium hat bei der Novellierung der Thüringer Schulordnung für das Gymnasium die Möglichkeit der „Doppelt qualifizierende Bildungsgänge“gestrichen“, kritisiert Voigt. „Aus bildungsideologischen Gründen war damit der Weg Beruf mit Abitur tot.“
Wer heute Abitur am beruflichen Gymnasium zuzüglich anschließender dualer Berufsausbildung machen, brauche viereinhalb Jahre. Auch mit Blick auf den Fachkräftemangel hält es Voigt für fatal, wenn jungen Menschen suggeriert werde, dass sie unbedingt Abitur machen und studieren sollten. Der handwerklich-technischen und der mittelständischen Wirtschaft gehe so das Personal aus. In der Tat dürfte hier eine Gefahr lauern.
Schließlich rechnet die Arbeitsagentur im Freistaat bis 2025 mit einem Bedarf von 280 000 Fachkräften. Hinzukommt, dass bis 2018 rund 3000 Thüringer Unternehmen einen Nachfolger suchen, betroffen davon sind 40 000 Jobs. Um den Trend zu verdeutlichen, nennt der Ostthüringer Abgeordnete ein paar Zahlen.
In Jena seien zuletzt weit mehr als 60 Prozent der Schüler aufs Gymnasium gewechselt, in Erfurt immerhin noch etwa die Hälfte und in Gera rund 30 Prozent. „Überakademisierung“, schimpft Voigt, „ist der falsche Weg.“Immer mehr Ausbildungen, wie Erzieherinnen, Hebamme oder Ergotherapeut, drohten, an die Hochschulen verlagert zu werden. Praxisbezug müsse dabei oftmals der Theorie weichen. Hinzukommt nach Meinung des Christdemokraten eine „gefährliche Botschaft“: Wer es nicht bis zur Hochschulreife schaffe, der sei gescheitert.
Nach Angaben des Thüringer Arbeitsministeriums fließen jährlich sechs Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds, die das Land noch aufstocke, in die betriebliche Ausbildung. 10 000 Teilnehmer würden davon profitieren.
„Angesichts dieser Förderung davon zu sprechen, die Landesregierung tue nicht genügend für die duale Ausbildung, ist nicht sachgerecht“, sagt Ministerin Heike Werner (Linke).
Allein bei der Handwerkskammer Südthüringen würden bis Ende des Jahres überbetriebliche Lehrunterweisungen für 1375 Auszubildende unterstützt. Ergänzungslehrgänge, die bis Ende August 2017 liefen, gebe es für 800 Azubis beim Bildungszentrum in Erfurt, für 687 beim Ostthüringer Ausbildungsverbund in Gera.
Bedarf von 280 000 Fachkräften bis 2025