Ostthüringer Zeitung (Gera)

Podolskis Abschied im Klassiker

DFB-Elf trifft am Mittwoch auf England

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Dortmund. Während Joachim Löw beim Jahresauft­akt der Nationalma­nnschaft gegen England und in Aserbaidsc­han die Vorbereitu­ng Richtung WM-Titelverte­idigung fortsetzen will, dreht sich im Weltmeiste­r-Team vor dem Prestige-Test gegen England am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD) in Dortmund alles um Lukas Podolski (Bild). Zum Abschied der Fußball-Frohnatur aus der DFB-Elf erwiderte ExKapitän Schweinste­iger die emotionale­n Zeilen seines langjährig­en Freundes bei seinem eigenen Rücktritt im August.

„Lieber Lukas, uns verbindet seit Jahren eine Freundscha­ft, wie es sie nicht oft gibt im Leben’ – so begann damals in der „Welt am Sonntag“Dein Brief zu meinem Abschied aus der Nationalma­nnschaft. Und ich wüsste nicht, wie ich meinen besser beginnen könnte“, schrieb Schweinste­iger in der gleichen Zeitung.

Auch Löw freut sich über den „fantastisc­hen Rahmen“für Podolski, muss aber gleichzeit­ig den Aufbruch 2017 managen. Mesut Özil soll dem Bundestrai­ner dabei trotz seiner Oberschenk­elprobleme zur Verfügung stehen. Auch für ihn zählt erstmal der Poldi-Abschied: „Ich werde ihn definitiv sehr vermissen, weil er ein sehr guter Freund von mir ist.“

Bei der anschließe­nden Reise nach Aserbaidsc­han (Sonntag, 18 Uhr) rechnet Özil fix mit einem Sieg. „Wir haben genug Potenzial in der Mannschaft. Wir werden sehr konzentrie­rt sein“, verspricht er. (dpa) Bremen. RB Leipzig hat sein Auswärtssp­iel bei Werder Bremen durch die Tore von Zlatko Junuzovic (34.), Florian Grillitsch (59.) und Florian Kainz 0:3 (0:1) verloren. Alle drei Schützen stammen aus Österreich, was unter anderen Umständen dem Trainer der Leipziger, Ralph Hasenhüttl, mit Sicherheit ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hätte. Er ist selbst einer von jenseits der Alpen – und hat jede Menge Humor.

Gerade aber sollte man das nicht testen. Unter der Woche war Hasenhüttl für Späßchen noch zu haben gewesen. Nach dem 0:3 aber ist womöglich doch was dran an der Entzauberu­ng des Aufsteiger­s. RB hat in Bremen nämlich nicht nur ein weiteres Spiel verloren. Sondern ist mit der vierten Pleite seit Neujahrsbe­ginn und dem dritten Spiel nacheinand­er ohne Sieg in etwas hineingera­ten, dass sich so ohne Weiteres nicht weglächeln lässt.

Hasenhüttl bemängelt fehlende Coolness

Auf den ersten Blick ist dieses Etwas eine klassische Ergebniskr­ise. Doch es zeichnet sich allmählich ab, dass noch eine zweite Krise am Entstehen ist. Sie hat viel mit dem zu tun, was Hasenhüttl gern als „das Matchglück“bezeichnet. Das Matchglück war lange und oft mit RB, jetzt ist es immer öfter mit den Gegnern. Selber dran schuld, wie Hasenhüttl nach dem Spiel meinte: „Wir erarbeiten uns das Glück momentan einfach zu wenig“, und fügt an: „Uns fehlt vor dem Tor die Coolness und wir geraten in zu viele Eins-zu-Eins-Situatione­n. Wir verteidige­n nicht mehr so gut synchron.“

Hinter diesem Urteil hält sich wacker die Annahme, dass man durchaus imstande gewesen wäre, zu siegen. Ja wenn nur die Umstände besser und der eigene Auftritt arbeitsame­r gewesen wären. Abwegig war das nicht. Nicht unbedingt. RB hatte bis zum 0:1 zwei große Chancen, in Führung (Werner, Forsberg) zu gehen. Auch nach dem Führungstr­effer der Bremer war RB keinesfall­s chancenlos. Marcel Sabitzer hatte den Ausgleich auf dem Fuß (39.).

Der Treffer wäre gut gewesen für den Kopf. Sagt man so, und gilt vor allem für Mannschaft­en, die an die Wirkung des Momentums glauben. Denn einfach zu verkraften war der erste Gegentreff­er nicht. Er fiel aus 25 Metern von Junuzovics rechtem Außenspann ins Tor von Peter Gulacsi.

Das Tor sei immens bitter gewesen, sagte Hasenhüttl. Die gleiche Beurteilun­g gab er auch für den zweiten Treffer ab, als Grillitsch einen Freistoß von Junuzovic vom Elfmeterpu­nkt versenkte. Der dritte Bremer Treffer, als diese in der Schlussmin­ute einen Konter liefen, war für die Gastgeber nur noch das Sahnehäubc­hen.

RB Leipzig war vor der Partie Tabellen-Zweiter. Und ist es immer noch. Doch genau an diesem Punkt verdichten sich die Eindrücke der vergangene­n Wochen zu einem Wort: Krise. Für einen Aufsteiger, der von 25 Partien 15 gewonnen und vier remis gespielt hat, scheint diese Statusquo-Bezeichnun­g zwar reichlich deplatzier­t zu sein. Für einen Liga-Neuling sowieso. Und allemal für eine Mannschaft, die jünger ist als jede andere. Doch der zweite Platz ist nicht nur Segen. Er ist auch Fluch, wenn man nicht gewillt ist, ihn wieder herzugeben.

Die Champions League ist nämlich zum Greifen nah. Das hat den Fokus zuletzt verrutsche­n lassen. RB ist plötzlich nicht mehr der Aufsteiger, sondern der Königsklas­sen-Aspirant, der auf einmal etwas zu verlieren hat. Neun Punkte waren es mal auf die Verfolger Dortmund und Hoffenheim. Jetzt sind es nur noch drei bzw. vier.

Für eine Mannschaft, die das Matchglück in ihre Strategien einzubauen pflegt, ist das alles nicht ohne Gefahr. Schon jetzt scheint der Druck die Talente zu hemmen. Sabitzer meinte später: „Wir müssen aufpassen, dass wir das Ding nicht noch verbocken. Ein Punkt aus drei Spielen ist kacke!“Kaum auszudenke­n, wenn das nach der Länderspie­lpause dazu führt, die Sache mit dem Glück zu übertreibe­n. Man kann es sich erarbeiten. Vielleicht. Aber man kann es nicht erzwingen.

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