Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)
Laboratorium Weimarer Republik
Jahrestagung der Religionspädagogen
Jena. Religionspädagogen, Historiker, Politik- und Erziehungswissenschaftler treffen sich nach Ostern in den Rosensälen der Universität Jena. Sie debattieren über „Religiöse Bildung und demokratische Verfassung in historischer Perspektive“– so der Titel der 16. Jahrestagung des Arbeitskreises für historische Religionspädagogik.
Einer der Höhepunkte ist für Besucher öffentlich. Politikwissenschaftler Michael Dreyer spricht über „Kirche, Konstitution, Kompromiss. Zur Religionsdebatte in der Weimarer Nationalversammlung“(Mittwoch, 4. April, 20.15 Uhr, Rosensäle, Fürstengraben 27).
„Die Weimarer Republik war auch ein Zukunfts-Laboratorium“, sagt Michael Wermke von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Religionspädagoge und Sprecher des Arbeitskreises verweist auf den spannenden Versuch einer Gesellschaft, sich zu demokratisieren – und auf das Scheitern dieses Versuchs.
Das Streitthema Religionsunterricht
Wermke betont, ein Streitthema im Ringen um die Weimarer Reichsverfassung sei das Verhältnis von Kirche und Staat gewesen und damit die Frage nach dem Religionsunterricht. Die Auseinandersetzung in der Weimarer Republik wirke bis in die heutige Zeit nach: „Die Regelungen der Weimarer Verfassung zum Religionsunterricht wurden 1949 mehrheitlich in das Grundgesetz übernommen und sind heute noch gültig.“
Die Mehrheit der Vorträge kreist um das Ende des Ersten Weltkriegs und den Demokratisierungsprozess in Deutschland. Doch während der Tagung werde es auch den Blick von außen geben, sagt Gregor Reimann, Geschäftsführer des Zentrums für Religionspädagogische Bildungsforschung (ZRB). So wird Martin Jemelka von der Universität Prag über Religionsunterricht in der Zwischenkriegszeit am Beispiel des Ostrauer Industriegebietes sprechen. Amandine Barb richtet den Blick auf religiöse Bildung und Demokratie in einer postsäkularen Gesellschaft, sie spricht über die USA.
Der Arbeitskreis für historische Religionspädagogik wurde 2002 gegründet. In ihm erforschen Religionspädagogen und Theologen überkonfessionell historische religiöse Bildungsprozesse. Inzwischen hat sich der Arbeitskreis zu einem interdisziplinären Forschungsnetzwerk weiterentwickelt, dem auch Expertinnen und Experten aus Erziehungs- und Geschichtswissenschaft sowie anderen Wissenschaftsdisziplinen angehören. Professor Michael Wermke steht dem Arbeitskreis seit zehn Jahren als Sprecher vor. Jena. Mit einem Smartphone telefonieren, Selfies schießen oder schnelle Nachrichten verschicken, das kann heute fast jeder – vom Kindergartenknirps bis zum Großvater. Mancher nutzt das handliche Gerät auch als mobiles Büro. Doch wenn es nach Rainer Heintzmann, Abteilungsleiter Mikroskopie am Leibniz-Institut für Photonische Technologien (IPHT) in Jena geht, dann sind mit einem modernen Mobiltelefon und etwas Zubehör demnächst noch ganz andere Dinge möglich.
„In der Schule könnten optische Experimente durchgeführt werden, für die ansonsten komplizierte und teure Geräte angeschafft werden müssen. Das Smartphone kann aber auch zum kompakten Hochleistungsmikroskop werden, mit dem vor Ort Trinkwasseranalysen möglich sind oder Krankheitskeime nachgewiesen werden können“, beschreibt er die Vision der IPHT-Forscher. Und das besondere daran: So ein High-TechMikroskop kostet keine Zehntausende Euro, sondern nicht einmal einen Hunderter.
Die Idee dafür hatten die beiden jungen Doktoranden Benedict Diederich und Rene Richter. „Unser Ziel ist es, ein Hochleistungsmikroskop zu sehr niedrigen Kosten zu realisieren. Deshalb nutzen wir als Bauteile ausschließlich preiswerte und überall verfügbare Massenprodukte. Als Mikroskopobjektiv dient die Handy-Kamera und als Beleuchtungsquelle nutzen wir LED-basierte Videoprojektoren aus dem Konsumerbereich“, erklärt Diederich.
Mikroskopbeleuchtung, die mitdenkt
Dazu kommen noch einige preiswerte Linsen, bei Bedarf kleine Motoren, Objektträger für die Proben und ein Gehäuse, das alle Bauteile zusammenhält. Das wird je nach Bedarf mit einem handelsüblichen 3DDrucker gedruckt. Mit technischem Geschick und Ideen der jungen Forscher wird daraus ein „Beamerscope“. Damit das zum leistungsfähigen Mikroskop wird, das scharfe Bilder etwa von in Wasser beinahe transparenten Bakterien oder Zellen liefert, „braucht die Konstruktion eine Beleuchtung, die auf die spezielle Beschaffenheit der Objekte ausgerichtet ist, die quasi mitdenkt“, beschreibt Heintzmann eine Schwierigkeit. „Benedict Diederich hat dabei auf Beleuchtungstechnologien zurückgegriffen, die man in der Halbleiterindustrie nutzt. Er hat so genannte künstliche neuronale Netzwerke trainiert, indem er den Computer mit einem Datensatz aus mehr als 1000 Proben fütterte und das Lernergebnis an das Mini-Mikroskop überspielte. Das neuronale Netzwerk erlernt daraus die Beziehung zwischen den untersuchten Proben und deren optimaler Beleuchtungsform. Diese Art des Trainings reduziere den Rechenaufwand im Vergleich zu rein mathematischen Verfahren um ein Vielfaches und liefere nach etwa einer halben Sekunde Rechenzeit auf dem Smartphone ein Ergebnis, erklärt Diederich.
So erhalten die Forscher Bilddaten mit hohem Kontrast, die beispielsweise zur Identifizierung von Mikroben dienen. Gleichzeitig erhöht das Verfahren visuell die optische Auflösung der Bilder von biologischen Proben, für die bisher teure