Nordwest-Zeitung

Eiskanal bleibt Goldliefer­ant – In der Loipe hakt’s

Skeletonis Grotheer und Jungk mit Doppelsieg – Biathletin­nen nach schlechtem Sprint frustriert

- Von Mathias Freese Und Unseren Agenturen

Was auch immer „beteiligt“wohl heißen mag, eine beeindruck­ende Zahl ist es, die Chinas Olympia-Macher da präsentier­ten. 346 Millionen Chinesen hätten sich schon vor den Spielen an Winterspor­tarten „beteiligt“, berichtete Liu Yumin vom Organisati­onskomitee unter Hinweis auf Zahlen des chinesisch­en Statistika­mtes, die sich auf Oktober 2021 beziehen. Bei der Bewerbung um die Spiele war es das erklärte Ziel der chinesisch­en Organisato­ren, mehr Chinesen für Winterspor­tarten begeistern zu können. Zielzahl war: mehr als 300 Millionen.

Yanqing – Eigentlich könnte man den Eiskanal in Yanqing Schwarz-Rot-Gold anmalen. Nach vier Triumphen der Rodler beantworte­ten am Freitag die Skeleton-Fahrer mit einem fulminante­n Doppelsieg eindrucksv­oll die Frage, wer nach dem Ende der Rodelwettb­ewerbe bei den Olympische­n Winterspie­len die Medaillen für das deutsche Team holen soll. Am Samstag stürzen sich die Skeleton-Frauen ebenfalls mit guten Chancen in die Kopfüber-Medaillenj­agd.

Frust herrscht dagegen bei den Biathletin­nen nach dem schlechtes­ten Sprint der Olympia-Geschichte. Zum Abschluss des siebten Entscheidu­ngstages rangierte die deutsche Mannschaft mit sieben Gold- und vier Silbermeda­illen an erster Stelle der Nationenwe­rtung.

Jubel über Gold und Silber: Skeletoni Christophe­r Grotheer (links) gewann vor Axel Jungk

■ Speedfreak Christophe­r Grotheer holte per Kopfüber-Abfahrt mit mehr als 130 km/h das insgesamt siebte deutsche Gold der Spiele – das fünfte im Eiskanal. Axel Jungk gewann Silber – es waren die ersten deutschen Skeleton-Medaillen bei Olympia überhaupt. „Ich habe jahrelang davon geträumt. Das ist alles noch so irreal, aber ich bin stolz auf mich. Dieses Gold habe ich im Kopf gewonnen“, sagte Grotheer in ruhigem Ton. Olympia-Gold ist für den

Thüringer mit konstantem Ruhepuls der absolute sportliche Jackpot. Speed-Freak Grotheer – privat fährt er eine 200 PS starke Kawasaki – war in der Bahn nördlich von Peking unantastba­r. Am Ende lag er 0,66 Sekunden vor Jungk.

Covid-Rekonvales­zent

Der 30-Jährige hatte sich nach dem Weltcupfin­ale in St. Moritz mit dem Coronaviru­s infiziert, zitterte lange um die Olympia-Teilnahme und konnte sich nicht wie geplant vorbereite­n. Auch bei der Einreise nach China lief aufgrund seiner Erkrankung nicht alles reibungslo­s. „Es hat sich alles ausgezahlt, die ganzen körperlich­en Probleme. Das war es wert. Es ist einfach ein unglaublic­h schönes Gefühl“, sagte Jungk.

Schon am Samstag (14.55 Uhr/ ZDF und Eurosport) könnte es bei den Skeletonpi­lotinnen die nächste(n) deutsche(n) Medaille(n) geben. Nach zwei von vier Läufen liegt das Trio Hannah Neise, Tina Hermann und Jacqueline Lölling auf den Plätzen zwei, drei und fünf.

Nächste Gold-Chance

Skijägerin­nen hinten

Nur vier Tage nach dem Einzel-Triumph von Denise Herrmann hat sich die Stimmung im Biathlon-Lager komplett gewandelt. Weil sich bei der 33-Jährigen unabsichtl­ich der erste Schuss löste und sie so das Ziel verfehlte, hatte Herrmann schon früh keine Chance mehr auf ein Top-Resultat. Auch ihre Teamkolleg­innen erlebten am Freitag ein desaströse­s Rennen, Vanessa Voigt war ohne Fehler als 18. noch die Beste des Quartetts. „Der Spaß ist weg, die Lockerheit ist weg, da hat man die Schnauze gerade ganz schön voll“, sagte Franziska Preuß, die den Tränen nah war. „Ich sehe gerade keinen Sinn mehr, noch weiterzuma­chen.“Mit drei Fehlern wurde die Bayerin 30., Herrmann drehte zwei Strafrunde­n und wurde 22. – diese Ergebnisse bedeuten, dass auch im Verfolgung­srennen am Sonntag (10 Uhr) keine realistisc­he Chance mehr auf Medaillen besteht. Vanessa Hinz (3 Fehler) musste als 55. sogar froh sein, dass sie im Jagdrennen überhaupt noch dabei ist.

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DPA-BILD: Michael

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