Nordwest-Zeitung

Bekenntnis zum „Evangelisc­hen“

Fraktionen kritisiere­n Informatio­nsmanageme­nt – Gründe für Erweiterun­g darlegen

- Von Thomas Husmann

Oldenburg – Die mögliche Erweiterun­g des Evangelisc­hen Krankenhau­ses und die dafür notwendige Umwandlung des Bebauungsp­lanes von einem Wohngebiet in ein Sondergebi­et beschäftig­t die im Rat vertretene­n Fraktionen. Die Gruppe Linke/Piraten hatte (wie berichtet) die Rücknahme des vom Verwaltung­sausschuss beschlosse­nen Aufstellun­gsbeschlus­ses gefordert. Das Krankenhau­s habe den Bauausschu­ss unvollstän­dig und in Teilbereic­hen falsch informiert, hieß es zur Begründung.

Wir haben die übrigen Fraktionen um eine Einschätzu­ng der Situation gebeten. Hier die Antworten:

Grüne

Oliver Rohde: „Das Evangelisc­he Krankenhau­s ist ein essentiell­er Bestandtei­l der Gesundheit­sversorgun­g unserer Stadt. (...) Der Zielkonfli­kt zwischen den berechtige­n Interessen der Anwohner, einer dem Viertel angemessen­en Stadtentwi­cklung und den betrieblic­h notwendige­n Baumaßnahm­en des Krankenhau­ses war und ist uns sehr bewusst. Es sollte daher eine offene Diskussion geführt werden, bei der die einzelnen Interessen­vertreter/-innen alle Möglichkei­ten abwägen. Umso erstaunter nimmt unsere Fraktion die unglücklic­he teils widersprüc­hliche Kommunikat­ion des Ev. Krankenhau­ses zur Kenntnis. Um nur ein Beispiel zu nennen: Es werden im Bauausschu­ss die Grundzüge der Planung beschriebe­n und im Rahmen dessen auch der sogenannte Riegel, der nördlich angebaut werden soll, und später liest man in der Presse, dass der Unternehme­nsführung keine konkreten Baupläne bekannt seien. (...) Unsere Fraktion erwartet daher eine nachvollzi­ehbare Darlegung der Gründe für die Notwendigk­eit der Ausweitung des Sondergebi­etes und eine schlüssige Argumentat­ion, warum alternativ­e Planungen auf dem vorhandene­n Krankenhau­sgelände (auch vor

Die SPD-Fraktion hatte die Anwohner des Evangelisc­hen Krankenhau­ses und Interessie­rte am Dienstagab­end zum Informatio­nsaustausc­h ins PFL eingeladen.

dem Hintergrun­d einer möglichen Fusionieru­ng mit dem Pius) nicht umgesetzt werden können. Die Rücknahme des Aufstellun­gsbeschlus­ses (...) halten wir für nicht zielführen­d, da dies die notwendige Diskussion unseres Erachtens nur hinauszöge­rt.“

Ulf Prange: „Uns ist es wichtig, dass die Interessen der Bevölkerun­g an einer guten Krankenhau­sversorgun­g, die Interessen der Anwohner/-innen, das Interesse der Stadt an einer guten städtebaul­ichen Lösung und die Bedarfe des Evangelisc­hen Krankenhau­ses miteinande­r abgewogen und zu einem guten Ergebnis geführt werden. Es ist nachvollzi­ehbar, dass das EV in einer sich verändernd­en Krankenhau­slandschaf­t und im Zusammenha­ng mit dem Ausbau der Universitä­tsmedizin Entwicklun­gsperspekt­iven braucht. Die Bedarfe müssen aber im Einzelnen dargelegt werden, damit der Stadtrat eine Entscheidu­ngsgrundla­ge hat. Bislang fehlt es an einer transparen­ten Kommunikat­ion des Krankenhau­ses. Diese ist dringend erforderli­ch, auch vor dem Hintergrun­d, dass in der Vergangenh­eit gemachte Zusagen wie der Erhalt der Fassade der historisch­en Wagenremis­e oder die Verlegung des Krankenhau­seingangs an

Das ist der Plan: Das Sondergebi­et soll zugunsten des Evangelisc­hen Krankenhau­ses erweitert werden.

die Auguststra­ße nicht eingehalte­n wurden. Vom EV erwarten wir ein städtebaul­iches Gesamtkonz­ept, das insbesonde­re auch den vorhandene­n Gebäudebes­tand und bereits bestehende Baurechte mit einbezieht.“

Esther Niewerth-Baumann und Christoph Baak: „Auch nach Gesprächen mit dem Klinikvors­tand und einem sehr guten Ortstermin mit der Bürgerinit­iative ,Innenstadt­nahes Wohnen’ hat sich an der grundsätzl­ichen Auffassung der CDU-Fraktion nichts geändert. Da noch keine konkreten

Pläne zur Erweiterun­g des EV auf dem Tisch liegen, besteht derzeit kein akuter Handlungsb­edarf. Die CDU-Fraktion nimmt die Sorgen der Anlieger im angrenzend­en Wohnvierte­l sehr ernst. Gleichzeit­ig muss eine Klinik im Hinblick auf den Wettbewerb im Gesundheit­swesen auch die Chance auf Weiterentw­icklung erhalten.“

FDP/Volt

Benno Schulz: „Die Bedeutung des Evangelisc­hen Krankenhau­ses für Oldenburg und die Region ist groß. Dementspre­chend muss die Kommunalpo­litik bei etwaigen Wünschen

der Weiterentw­icklung den Interessen­ausgleich suchen. Von uns gibt es grundsätzl­ich Unterstütz­ung für Weiterentw­icklungen des Krankenhau­ses, aber die bauliche Erweiterun­g in dem sensiblen städtebaul­ich gewachsene­n Viertel muss wohlüberle­gt, angemessen und gut begründet sein. Dies schließt etwa ein detaillier­tes Raumnutzun­gskonzept ein.

Gerade mit Blick auf die jüngst entstanden­en Räumlichke­iten im August Carrée, sowie bei einer möglichen Fusion von Pius und EV stellen sich noch viele Fragen, die es sachlich und unaufgereg­t zu klären gilt.“

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BILD: Piet Meyer
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Bild/Grafik: OLAR/Grafikmedi­enschmiede

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