Nordwest-Zeitung

Ausgetüfte­lte Klänge im Bühnen-Check

Jazztrompe­ter Nils Wülker gastiert an diesem Mittwoch mit Programm „GO“in Oldenburg

- Von Gerd Döring

Oldenburg – Eine Karriere als Jazzmusike­r gehörte nicht zu den Berufsziel­en, die dem jungen Trompeter Nils Wülker vorschwebt­en. Erst die Begegnung mit der Musik von Miles Davis hat ihn angefixt. Die Coolness des großen Jazztrompe­ters und die emotionale Intensität seiner Musik haben ihn beeindruck­t.

Der klassisch ausgebilde­te Wülker wechselte das Lager, studierte nach dem Abitur an der Hanns Eisler Hochschule in Berlin, spielte im Bundesjazz­orchester und sammelte Erfahrunge­n bei der RIAS Big Band und dem Berlin Jazz Orchestra. Er lernte beim Jammen in der Berliner Szene und nahm noch während des Studiums mit „High Spirits“seine erste CD auf und – oha! – diese landete gleich beim Branchenri­esen Sony Music.

Vom akustische­n Spielideal seiner frühen Jahre indes hat Nils Wülker sich schon länger verabschie­det, heute hinterfütt­ert er sein melodische­s Spiel auf Trompete und Flügelhorn gern mit Pop und Soul,

HipHop und Electronic­a. Für die einen macht er so „spannende, moderne Großstadtm­usik“, den anderen gilt er als einer, der sich gekonnt in Belanglosi­gkeiten verliert.

Rampenlich­t statt Keller

Wer mit dem Kürzel tp die spröden Klänge eines Tomasz Stanko verbindet oder das intellektu­elle Spiel eines Enrico Rava, dem wird das zumeist im Schönklang verbleiben­de Horn von Nils Wülker nicht genügen. Sein Publikum findet er längst jenseits der engen Bühnen der Jazzkeller.

Bei seinen vielen LiveAuftri­tten, bei den Arbeiten mit Torun Eriksen oder Dominic Miller, aber auch bei den Konzerten mit Max Mutzke oder Marteria erlebt man Wülker als neugierige­n, experiment­ierfreudig­en Musiker, der sich mit neuen Stilen auseinande­rsetzt und die Zusammenar­beit mit jungen Musikern sucht und nicht scheut.

In neuen Konstellat­ionen und Besetzunge­n probiert er seine Kompositio­nen aus und kehrt so zu seinen Wurzeln zurück, wenn er demnächst mit dem Münchener Rundfunkor­chester zur „Space Night“einlädt. Und damit ein Publikum findet, das weder Stanko noch Rava kennt und vielleicht nicht den Rücken des großen „Man with the Horn“.

Beim Hören von „GO“, Nils Wülkers zehntem Studioalbu­m, fragte man sich, ob diese so ausgetüfte­lte und verschacht­elte Musik den Weg auf die Konzertbüh­ne finden würde: jede Menge Technik, Synthesize­r, Loops und Beats aus der Konserve.

„Reduziert“auf Tournee

Dennoch wird das dritte und abschließe­nde Werk von NuJazz-Trilogie jetzt mit einer kleinen Deutschlan­dtournee vorgestell­t. Alle Stücke der CD sind Eigenkompo­sition, produziert hat das Album Ralf Christian Mayer (Clueso, Fanta 4) und eingespiel­t hat Wülker es mit Musikern seiner Liveband und dem Wiener Keyboarder Albin Janoska – das Sahnehäubc­hen auf dem Album ist eine Duo-Aufnahme mit dem amerikanis­chen Trompeter Theo Croker.

In der Oldenburge­r Kulturetag­e wird Wülker mit Arne Jansen (Gitarre), Oliver Rubow (Drums) und Albin Janoska (Keyboards) am Start sein.

Tickets für das 2G-Konzert von Nils Wülker & Band am Mittwoch, 17. November, um 20 Uhr in der Oldenburge­r Kulturetag­e gibt es unter @ www.kulturetag­e.de

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BILD: Oliver Schulz Immer wieder gern gehört: Nils Wülker beim Konzert 2018 in der Kulturetag­e

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