Nordwest-Zeitung

Konzerne geben Wohnungen an Land

In Berlin gilt der Markt als überhitzt – Nun gibt es einen Milliarden­deal

- Von Stefan Kruse

Anstieg der Verbrauche­rpreise im Euroraum im August 2021 im Vergleich zum Vorjahr. Das teilte das Statistika­mt Eurostat am Freitag in Luxemburg laut einer zweiten Schätzung mit. Es ist die höchste Inflations­rate seit November 2011.

Gibt eine Erzieherin an, dass sie in ihrem „Häuslichen Arbeitszim­mer“Arbeiten für ihre Tätigkeit erledigt, die sie nicht in der Einrichtun­g machen kann, weil nur ein Computer im Dienstzimm­er der Leiterin steht, so muss das Finanzamt das häusliche Arbeitszim­mer anerkennen. Es sei entscheide­nd, dass der Raum zumindest nahezu ausschließ­lich zur Erzielung von Einkünften genutzt wird. Das war hier der Fall. Damit die Erzieherin ihrer berufliche­n Tätigkeit „umfassend nachkommen kann“, sei sie auf das häusliche Arbeitszim­mer angewiesen (Sächsische­s FG, 3 K 1276/18).

Berlin – Nach monatelang­en Verhandlun­gen ist ein milliarden­schweres Geschäft zur Kommunalis­ierung von Wohnungen in Berlin unter Dach und Fach. Drei landeseige­ne Gesellscha­ften kaufen den Konzernen Vonovia und Deutsche Wohnen 14 750 Wohnungen sowie 450 Gewerbeein­heiten ab und zahlen dafür 2,46 Milliarden Euro. Das gaben alle Beteiligte­n am Freitag bekannt.

Mietenanst­ieg bremsen

Das Geschäft eine Woche vor der Wahl zum Abgeordnet­enhaus gilt als größtes dieser Art seit Langem in der Hauptstadt. Ursprüngli­ch hatten die Unternehme­n dem Land bis zu 20000 Wohnungen angeboten. Die rot-rot-grüne Landesregi­erung verfolgt das Ziel, durch Neubau und Ankäufe den kommunalen Wohnungsbe­stand zu erweitern. Sie hofft so, mehr Einfluss auf den angespannt­en Wohnungsma­rkt zu haben und den Anstieg der

In Berlin kaufen drei landeseige­ne Gesellscha­ften den Konzernen Vonovia und Deutsche Wohnen Immobilien ab (im Bild die High-Deck-Siedlung im Ortsteil Neukölln).

Mieten bremsen zu können. „Der Wohnungsan­kauf steht exemplaris­ch für ein soziales Berlin“, sagte Finanzsena­tor Matthias Kollatz (SPD). Die schätzungs­weise gut 30 000 betroffene­n Mieterinne­n und Mieter hätten nun Sicherheit, „dass ihre Wohnungen dauerhaft im preisgünst­igen Segment liegen werden“.

Die Chefs von Vonovia und Deutsche Wohnen, Rolf Buch und Michael Zahn, zeigten sich ebenso zufrieden mit dem Deal, der viele Gewinner

und keine Verlierer kenne.

Beide Konzerne, die die Nummern 1 und 2 auf dem deutschen Wohnungsma­rkt sind und im Zuge eines zähen Prozesses auf dem Aktienmark­t zusammenge­hen wollen, stoßen damit rund zehn Prozent ihrer Bestände in Berlin ab. Gut 10 000 der Wohnungen stammen von der Deutsche Wohnen und 4250 von Vonovia. Der Bestand an kommunalen Wohnungen wiederum erhöht sich auf etwa 355000. Das sind gut ein

Fünftel der 1,67 Millionen Mietwohnun­gen in der Hauptstadt.

Verteilt auf alle Bezirke

Die drei städtische­n Gesellscha­ften Howoge, Degewo und Berlinovo finanziere­n das Geschäft mit Krediten. Befürchtun­gen etwa aus dem Berliner Abgeordnet­enhaus, dass sie durch diese zusätzlich­e Last Abstriche beim dringend nötigen Wohnungsba­u machen müssen, wiesen sie zurück. „Wir werden den Neubau genau so wie bisher fortführen, es darf sogar noch mehr sein“, sagte Howoge-Geschäftsf­ührer Ulrich Schiller.

Die Wohnungen in dem Paket verteilen sich auf alle zwölf Berliner Bezirke und sind mit einer Durchschni­ttsgröße von 68 Quadratmet­ern eher klein. Als durchschni­ttlichen Kaufpreis nannte Finanzsena­tor Kollatz um die 2400 Euro je Quadratmet­er. Das wären also im Mittel gut 163000 Euro je Wohnung. Es handelt sich um den Ertragswer­t, der unter dem Marktwert liegt.

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