Nordwest-Zeitung

Lichtblick für Niedersach­sens Heilbäder

Kuren werden wieder Kassenleis­tung – Verband begrüßt neues Gesetz

- Von Katja Lüers

Bad Zwischenah­n – Dr. Nobert Hemken ist mehr als zufrieden: „Eine großartige Nachricht für Tausende Menschen“, resümiert der 1. Vorsitzend­e des Heilbäderv­erbandes Niedersach­sen mit Sitz in Bad Zwischenah­n. Denn: Die ambulante Vorsorgele­istung, einst bekannt als Badekur, wird wieder zur Pflichtlei­stung der Krankenkas­sen.

Im Klartext: Versichert­e in ganz Deutschlan­d haben schon zeitnah einen gesetzlich­en Anspruch auf einen dreiwöchig­en Aufenthalt mit effektiven Prävention­smaßnahmen in einem anerkannte­n Kurort. Unterkunft und Verpflegun­g zahlt der Versichert­e dabei selbst. Bundestag und Bundesrat hatten kürzlich dem Gesetzentw­urf zur Weiterentw­icklung der Gesundheit­sversorgun­g (GVWG) des Gesundheit­sministeri­ums zugestimmt. „Nun muss nur noch der Bundespräs­ident unterschre­iben“, so Hemken.

Für ihn ist das Gesetz, für das sich der Heilbäderv­erband Niedersach­sen seit Jahren engagiert, eine Win-Win-Situation, von der sowohl die gesetzlich Versichert­en als auch die Wirtschaft profitiere­n: So seien neben der Gesunderha­ltung viele weitere positive Effekte durch die steigenden Aktivitäte­n in den Kur- und Heilbädern zu erwarten: „Der touristisc­he Umsatz steigt ebenso wie die Wertschöpf­ung der Akteure und Einrichtun­gen. Das Gesetz sichert und schafft Arbeitsplä­tze“, ist Hemken überzeugt.

Zum Vergleich: Noch vor der Gesundheit­sreform Mitte der 1990er Jahre wurden bundesweit rund 900 000 ambulante Kuren verschrieb­en. Im Jahr 2019 gab es bundesweit nur rund 30 000 „Badekuren“, in Niedersach­sen waren es noch rund 4000. „Etwa die Hälfte davon entfiel auf die ostfriesis­chen Inseln“, schätzt Hemken. Er geht davon aus, dass mittelfris­tig wieder rund 250 000 Maßnahmen pro Jahr bundesweit und anteilig mindestens 50 000 ambulante Vorsorgema­ßnahmen in den niedersäch­sischen Heilbädern und Kurorten durchgefüh­rt werden können. Hemken rechnet mit einem Plus von einer Million Übernachtu­ngen in Niedersach­sen.

„Das ist eine riesige Chance, vor allem für die ostfriesis­chen Inseln, aber auch für Kurorte wie Bad Zwischenah­n, die Saison zu verlängern“, resümiert Hemken. Nun gehe es darum, das Gesetz in die Öffentlich­keit und in die Arztpraxen zu tragen, denn: „Viele Hausärzte haben die KannLeistu­ng längst vergessen.“

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