„Aschenputtel“brachte den Durchbruch
Hausmeister Axel Steinberg ist Staatstheater-Fan – Leidenszeit endet für ihn und das Ensemble
Oldenburg – Das Staatstheater ist Axel Steinbergs zweite Heimat. Wenigstens ein- bis zwei mal pro Woche besucht der Mitarbeiter im HausmeisterTeam der Nordwest Mediengruppe eine Vorstellung. „Die Doppeloper ,Venus und Adonis’ und ,Dido and Aeneas’ habe ich 16 Mal gesehen“, schwärmt der 55-Jährige.
In den vergangenen Monaten hat Axel Steinberg gelitten mit Schauspielern, Sängern und Angestellten, denen die Pandemie von heute auf morgen das Haus abgesperrt hatte. „Wer eine Festanstellung hat, bekam den Kühlschrank vielleicht noch voll. Aber was ist mit den freien Künstlern? Die hingen total in der Luft.“
Schnell Spaß verloren
Kontakt mit dem Theater hatte Axel Steinberg zwar schon als Kind. „Aber wenn der Vater, der Lehrer war, nach einer Vorstellung einen stets abfragt, verliert man als Jugendlicher schnell den Spaß.“
Einen neuen Zugang lieferte eine CD von Rossinis ,Barbier von Sevilla’ mit Hermann Prey, die ihm Jahre später in die Hände gefallen ist. Weitere CDs mit Rossini-Opern folgten, bis ein Besuch von Rossinis „Cenerentola – Aschenputtel“vor vier Jahren den Durchbruch brachte. „Das war eine
„Wie auf Schalke“: Theatergänger und Opernliebhaber Axel Steinberg liebt das Staatstheater und alles, was damit zu tun hat.
Zündkerze – das wollte ich nicht nur einmal hören.“
Das Theater drücke Gefühle aus, die man sonst nicht ausdrücken könne – „das hat mir in den vergangenen eineinhalb Jahren gefehlt, sagt Axel Steinberg. „Töne helfen, den
Kopf frei zu machen für schönere Bilder als die, die wir täglich im Fernsehen sehen.“Ein Abo für zehn, manchmal auch nur fünf Aufführungen im Monat gibt sein Budget her.
Begeistert erinnert sich Axel Steinberg, der nach der
Realschule eine Lehre im Automobilbereich absolviert und für eine Spedition gearbeitet hat, an die Oper „Dead Man Walking“vor drei Jahren am Staatstheater über US-Gefängnisse und das Für und Wider der Todesstrafe. „Mit Melanie Lang, Kihun Yoon und Ann-Beth Solvang in den Hauptrollen – ein Jahrhundertstück. Wer die nicht gesehen hat, hat etwas verpasst.“
Nur zu gut erinnert sich der Theater-Fan an seine eigenen Erfahrungen als Hausmeister in der JVA. „Da sieht man viele Schicksale, und alles sind Menschen – nicht jeder Lebenslauf ist ein Torpedo.“
Vom Beifall berührt
Am vergangenen Sonntag ging die theaterlose Zeit für Axel Steinberg mit der Oper „Adriana“zu Ende. „Es konnten zwar nur gut 100 Personen in den Saal, aber man hat gemerkt, wie der Beifall das Ensemble berührt hat.“Die Auftritte im Internet auf der Plattform Youtube oder bei Oeins während der Pandemie seien für die Musikerinnen und Musiker „wie Wellenreiten ohne Wasser“gewesen; „wir haben am Sonntag etwas Wasser ins Bassin geschüttet“.
Bekannten und Kollegen erklärt Steinberg sein Hobby so: „Die einen gehen samstags ins Stadion oder kaufen sich Leichtmetallfelgen – ich setze mich ins rote Plüsch.“Wenn er am Theater vorbeispaziert, ist Axel Steinberg in Gedanken bei dem, was drinnen gerade passiert. „Es ist wie auf Schalke. Wenn der Hausmeister dort nur Licht anmacht, sind die Fans sofort zur Stelle.“