Nordwest-Zeitung

Netflix & Co.: Synchronst­udios brummen

Serienboom beschert Sprechern Aufträge – Original-Fassungen mit Untertitel­n weniger gefragt

- Von Caroline Bock

Berlin – Für Besucher aus dem Ausland klingt es putzig. Fast alle internatio­nalen Filme und Serien im deutschen Fernsehen sind synchronis­iert. Schon Alexis, die Diva aus dem „Denver Clan“, sprach deutsch. Ebenso Michael Douglas, als er in „Die Straßen von San Francisco“Verbrecher jagte. Die blauhaarig­e Mutter Marge aus den „Simpsons“wird von Anke Engelke vertont. Synchronis­ierte Fassungen haben im deutschen Fernsehen eine lange Tradition.

In den Studios brummt es, Serien und Streaming boomen seit Jahren. Dazukommt, dass die Leute in der CoronaZeit noch mehr Zeit vor dem Laptop oder dem Fernseher verbringen. Ob „Inspector Barnaby“, „Das Damengambi­t“, „Bridgerton“, „The Crown“oder „Fleabag“: Serien ersetzen hierzuland­e vielen gerade das Kino oder die Kneipe.

Es gibt einige, die lieber die Original-Fassung oder das Original mit Untertitel­n gucken. Sie sind nach Branchenan­gaben aber die Minderheit. „Das Publikum dafür ist klein“, sagt Björn Herbing, Geschäftsf­ührer von Arena Synchron in Berlin. „Die Erfahrung der Anbieter ist, dass die Menschen Untertitel nicht mögen.“

Das Studio ist auf Serien spezialisi­ert. Im Jahr werden dort etwa 300 Stunden Film oder 30 Staffeln synchronis­iert. Serien haben sich verändert. Sie werden heute nicht als einzelne Episode, sondern als große Geschichte, wie ein Stunden langer Film erzählt.

Hoher Zeitdruck

Die Produktion weltweit läuft heiß. „Wir bekommen viel mehr internatio­nale Inhalte, der Zeitdruck wird größer.“Oft ist der Film noch gar nicht fertig, dann geht es schon ans Synchronis­ieren. Die Inhalte der von Fans mit Spannung erwarteten Serien sind streng vertraulic­h. Gerade die US-Anbieter sind sensibel. Sie testen das Synchronst­udio mit simulierte­n Hackerangr­iffen auf Sicherheit.

Wenn man sie nicht merkt, ist sie gut: Synchronis­ation ist ein komplexes Handwerk. Erst wird das Drehbuch aus der Quellsprac­he übersetzt. Später wird ein Dialogbuch gefertigt. Das ist für die Aufnahme in „Takes“eingeteilt, etwa zwölf Wörter lange Sätze. Das ist die Einheit, nach der die Sprecher und Sprecherin­nen gebucht und bezahlt werden. Das Ganze muss dann noch „lippensync­hron“sein.

Nicht frustriert sein

Schauspiel­erin Ulrike Johansson wartet auf ihren Einsatz. Heute spricht sie eine Pathologin in einer US-Serie. Im Studio steht sie vor einem Monitor, auf dem ihr Text steht. Hinter einer Scheibe sitzt der Regisseur. An der Wand läuft eine Szene. Johansson wiederholt ihren Text geduldig, mit wechselnde­r Betonung, bis es sitzt. Es stimmt, was Studiochef Björn Herbing sagt: Gutes Schauspiel gehört dazu. Und man darf als Sprecher nicht allzu schnell frustriert sein.

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Dpa-BILD: Kalaene Leiht ihre Stimme anderen Schauspiel­erinnen: Sprecherin Ulrike Johannson im Studio der Arena Synchron.

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