Nordwest-Zeitung

Ein Typ, der den (den der) Sport braucht

Mika Drantmann hat das Nicht-Verlieren-Können abgelegt und mentale Stärke gelernt

- Von Philipp Kremin

Oldenburg – Es ist 2011. Neben mir steht ein äußerst talentiert­er Zwölfjähri­ger auf dem Beachvolle­yballfeld. Wir liegen im entscheide­nden Satz bei einem Erwachsene­n-Turnier in Lorup 14:12 vorn, sind aber dabei, diese Führung zu verspielen – und ich frage mich, was da gerade im Kopf von Mika vorgeht. Mika Drantmann. Er ist noch jung. Sehr jung. Noch nicht mal ein Teenager. Und er spielt gegen Männer, die jede Chance nutzen wollen, über ihn zu punkten. Seine athletisch­en und spielerisc­hen Voraussetz­ungen sind außergewöh­nlich für sein Alter, doch jeder nicht perfekt gespielte Ball oder Fehler bringt ihn zum Kochen.

■ Das Verlieren lernen

„Ich konnte damals einfach nicht verlieren – das hat mich fertig gemacht“, sagt der heute 21-Jährige. Auch jetzt braucht er den Sport, doch dieser verbissene Ehrgeiz habe ihm früher im Weg gestanden. Nur im Basketball profitiert­e er davon. „Da hatte ich kaum Zeit, über Fehler nachzudenk­en, weil es rauf und runter ging“, sagt Mika, der im Nachwuchs von OTB und Baskets glänzte, und fügt hinzu: „Da musste ich mich direkt wieder auf die Defense konzentrie­ren.“

■ Fokus auf Volleyball

Die Defensive war das Markenzeic­hen des Allrounder­s, der 2011 zum besten Verteidige­r seiner Alterskate­gorie im Niedersäch­sischen Basketball­Bund gewählt wurde. Doch irgendwann entschied er, die hohen Sneaker an den Nagel zu hängen und fokussiert­e sich auf Volleyball. „Ein Typ, den der Sport einfach braucht“, sagt Christian Stebel, Mikas früherer Volleyball-Förderer und Kadertrain­er, und fügt hinzu: „Ein Kämpfer durch und durch – und ein menschlich herausrage­nder Jugendlich­er.“

■ Eine feste Säule

Unter Stebels Regie gelangen den Talenten des Nordwestde­utschen Volleyball-Verbandes beim Bundespoka­l der Auswahltea­ms zwei Triumphe sowie je ein zweiter und dritter Rang. Im „stärksten Kader Deutschlan­ds“war Mika mit den OTB-Kollegen Maxi Pelle und Hannes Krochmann eine „absolut feste Säule“, sagt der erfahrene Oldenburge­r Trainer über den heute 21-Jährigen, der 2018 das aufstreben­de Regionalli­ga-Team des OTB verließ, ans Volleyball-Internat in Frankfurt ging und danach ein Freiwillig­es Soziales Jahr in Polen absolviert­e. Aktuell befindet er sich im zweiten Ausbildung­sjahr zum Sport- und Fitnesskau­fmann und ist seit dieser Saison extra nach Giesen gezogen, um bei der Erstliga-Reserve der „Grizzlys“in der Dritten Liga zu spielen. „Der Trainersta­b ist wirklich sehr ambitionie­rt und wird vom Verein sehr geschätzt“, erklärt Mika, der beim Team aus dem Kreis Hildesheim, das als Tabellenfü­hrer (6 Spiele, 6 Siege) in den November-Lockdown gegangen ist, aber noch keine Hauptrolle einnimmt.

■ Mit viel Charisma

„Die Mannschaft ist stark aufgestell­t – ich muss mich da erstmal reinfinden“, sagt der früher so überemotio­nalisierte 21-Jährige ganz nüchtern. Auch im Sand hat er längst gezeigt, dass er neben aller spielerisc­her und athletisch­er Stärke mental dazugelern­t hat. 2017 und 2018 wurde er Nordwestde­utscher Meister mit Maxi Pelle und löste das Ticket zur Jugend-DM. Der Blondschop­f, der sich als Zwölfjähri­ger über jeden Fehler so geärgert hat, ist erwachsen geworden. Oder wie Stebel es ausdrückt: „Mika ist ein riesen Mensch mit viel Charisma, der versteht, genau im passenden Moment die richtigen Worte zu finden.“

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BILD: Volkhard Patten Alles im Blick: Mika Drantmann (vorn) beim 3:2-Derbysieg des OTB vor einem Jahr bei der VSG Ammerland
 ?? BILD: Tobias Frick ?? Alles in der Hand: Mika Drantmann (am Ball, hier 2015 in der JBBL gegen die Piraten Hamburg) gehörte auch als Basketball­er zu den herausrage­nden Talenten.
BILD: Tobias Frick Alles in der Hand: Mika Drantmann (am Ball, hier 2015 in der JBBL gegen die Piraten Hamburg) gehörte auch als Basketball­er zu den herausrage­nden Talenten.
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Kremin. Der 37-Jährige hat früher mit Mika Drantmann zusammen beim OTB gespielt und schreibt seit drei Jahren für die Ð über den Volleyball in Oldenburg.
Autor dieses Beitrages ist Philipp Kremin. Der 37-Jährige hat früher mit Mika Drantmann zusammen beim OTB gespielt und schreibt seit drei Jahren für die Ð über den Volleyball in Oldenburg.

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