Stadt erwacht zum Leben
So nutzten Menschen in Oldenburg den Neustart des Einzelhandels
überholt: Mit hoher Geschwindigkeit hat eine betrunkene Fahrerin im Kreis SiegenWittgenstein einen Streifenwagen überholt. Kurz vor der Einfahrt in einen Ortsteil von Erndtebrück sei die 39-Jährige an dem Einsatzfahrzeug vorbeigefahren. Erst nachdem die Beamten alle Lichtsignale – angefangen von Blaulicht über „Stop-Polizei“bis hin zur Lichthupe – betätigt hatten, stoppte die Autofahrerin.
Gut besucht war die Oldenburger Innenstadt am Montag. Auch in den Geschäften gelten die Abstandsregelungen.
OLDENBURG – Wie aus einem langen Winterschlaf ist die Oldenburger Innenstadt am Montag wieder zum Leben erwacht. Die meisten Geschäfte mussten in den vergangenen Wochen coronabedingt geschlossen bleiben. Nun dürfen sie wieder öffnen. Das war am Montag auch in Oldenburg zu spüren.
Bei schönstem Wetter schlenderten Menschen durch die Innenstadt. Einige trugen dabei einen Mundschutz. Andere schoben ihre Fahrräder durch die Stadt, genossen die Sonne und die Möglichkeit, wieder einkaufen gehen zu können.
Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern durften zwar öffnen. Allerdings mussten sich die Kunden in allen Geschäften an Regeln halten. Schließlich gelten die Kontaktbeschränkungen, die etwa einen Abstand von mindestens 1,50 Metern empfehlen, mindestens bis zum 3. Mai weiter.
So wurde zum Beispiel am Eingang von vielen Geschäften ganz genau kontrolliert, wie viele Kunden sich im Laden aufhalten. Hinweisschilder, Klebestreifen und Einbahn-Regelungen sollten zudem für die Einhaltung der Regelung sorgen.
„Wir sind flexibel und wollen erst mal gucken, wie unsere Vorgehensweise bei den Kunden angenommen wird“, erklärte Wadim Steinmetz, Leiter der Deichmann-Filiale an der Lange Straße. Auf einer Fläche von 770 Quadratmetern konnten Kunden hier am Montag wieder Schuhe kaufen. Jeder Kunde bekam einen Chip beim Betreten des Geschäfts. So wolle man gewährleisten, dass zu keinem Zeitpunkt zu viele Menschen im Laden sind.
Ähnlich das Konzept von Nanu-Nana: „Wir lassen nur 24 Kunden gleichzeitig rein. Jeder bekommt einen Einkaufskorb, der im Anschluss desinfiziert wird“, sagte Filialleiterin Jannine Herbst. Auf 480 Quadratmetern Verkaufsfläche konnten die Kunden beim Shoppen am Montag somit auf Abstand bleiben. Auch das Modehaus Leffers und Galeria Kaufhof hatten am Montag geöffnet. Mit Bauzäunen und Absperrband war die Verkaufsfläche zuvor auf 800 Quadratmeter verkleinert worden.
Während die meisten Geschäfte am Montag wieder öffneten, blieben andere weiterhin geschlossen. So auch die Bekleidungsgeschäfte H&M oder Zara. Auch die Parfümerie Douglas hatte nicht geöffnet. „Aber dafür, dass es der erste Tag ist, ist schon viel los“, sagte Nadine Wiechers, die am Montag in der Stadt unterwegs war. Ähnlich sah das auch der Oldenburger Hubert Jepsen. „Vielleicht liegt es auch am schönen Wetter“, mutmaßte der 72-Jährige.
Starkes Zeichen nach der Wiedereröffnung: Als Familie darf man auch in der Gruppe einkaufen. Und das haben (von links) Solana, Constanze, Dirk und Indira sowie (vorne) Laurens Schleuter am Montag getan.
Die Oldenburger Einzelhändler regulieren Einlass in Geschäfte auf unterschiedliche Art. Fast herrscht Normalität in der Innenstadt.
OLDENBURG – Die dreijährigen Mädchen Enna und Mia spielen miteinander. Neben der Lambertikirche haben sie dafür viel Platz. Während die Mädchen kichern und toben, sitzen ihre Mütter, Maria Markschies (33) und Sina Dykgers (34), in der Sonne. Die kleine Hedi schläft währenddessen in der Babytrage. Ihren Montagvormittag verbrachte die Truppe in der Oldenburger Innenstadt. Neue Schuhe mussten her.
Normalerweise wäre daran nichts besonders. Doch weil aufgrund der Corona-Pandemie die meisten Oldenburger Geschäfte in den vergangenen Wochen geschlossen bleiben mussten, war es eben doch ein besonderer Ausflug. Seit Montag können viele Läden wieder öffnen. Bei Lollipop, der Kinderabteilung von Schütte
Schuhe an der Haarenstraße, wurden Mia und ihre Mutter fündig. „Wir mussten zwar 30 Minuten anstehen und warten, weil nur wenige Kunden gleichzeitig reingelassen wurden, aber das hat gut funktioniert“, sagte Markschies.
So oder ähnlich handhabten es auch andere Geschäfte in der Innenstadt. Längere Warteschlangen bildeten sich so beispielsweise kurzzeitig vor dem Schmuckladen „Bijou Brigitte“oder bei „Der Stoff“an der Ritterstraße. Öffnen
durften Läden mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern, beziehungsweise Geschäfte, die ihren Verkaufsbereich auf maximal 800 Quadratmeter verkleinert hatten.
Alle Einzelhändler regulierten dabei den Zutritt zu ihren Geschäftsräumen. Während es am Montag in einigen Geschäften Einlasskontrollen gab, bauten andere ihre Verkaufsfläche zusätzlich zu einer Einkauf-Einbahnstraße um. So auch bei Schuh Kay an der
Achternstraße oder Galeria Kaufhof an der Ritterstraße: Eine Tür wurde kurzerhand zum ausschließlichen Eingang, die andere zum Ausgang umfunktioniert.
Wer am Montag im Modehaus Leffers etwas Spezielles suchte, der musste unter Umständen ein wenig suchen. Das Modehaus, das seine Ware sonst auf drei Etagen verkauft, hat seine Verkaufsfläche verkleinert. Die Fläche im Erdgeschoss wurde mit Hilfe von Bauzäunen und Absperrband in verschiedene Bereiche eingeteilt. So sollten die CoronaAbstandsmaßnahmen gewährleistet werden.
Während das Leben in der Innenstadt am Vormittag erst langsam Fahrt aufnahm, wirkte der Geschäftstrubel am frühen Nachmittag schon fast „normal“. Bei gutem Wetter nutzten viele Oldenburger die Geschäftsöffnungen zum Shoppen. „Trotzdem ist die Stimmung gedämpft. Viele Menschen tragen Masken“, beschrieb Maria Markschies die Situation. Nachdem die Schuhe für Tochter Mia gekauft waren, ging es für sie wieder nach Hause.
Maida Kramer
Es ist relativ viel los in der Stadt. Dabei sind meine Schwester und ich heute extra früh hergekommen. Die Stimmung empfinde ich als beklemmt. Ich mache meine Erledigungen und möchte dann auch schnell wieder weg. Maida Kramer (22) Oldenburg
Niklas Scherf
Ich bin überrascht, dass heute in der Stadt überhaupt was los war und hab auch Menschen mit Einkaufstüten gesehen. Es ist gut, dass die Geschäfte wieder öffnen. Menschenleben gehen vor, gar keine Frage. Aber den wirtschaftlichen Schaden sollte man nicht unterschätzen. Von daher ist es gut, dass es weitergeht.
Niklas Scherf (23) Oldenburg