Nordwest-Zeitung

Hollywood ist immer noch Männersach­e

Forscher untersuche­n die Rolle von Frauen in Hollywood – Vergangene 100 Jahre im Fokus

- VON ANNETT STEIN

Während der „Goldenen Ära“schuf Hollywood berühmte Filmklassi­ker, doch Frauen brachten die Jahre des StudioSyst­ems wenig Gutes. Ihr Anteil am Filmgeschä­ft nahm seit den 1920er Jahren deutlich ab.

EVANSTON – Frauen sind in Hollywoods Filmindust­rie in vielen Bereichen unterreprä­sentiert. Der Frauenmang­el machte zuletzt bei der OscarVerle­ihung im Februar Schlagzeil­en, als in der Sparte „Beste Regie“wieder mal nur Männer nominiert wurden. Forscher der Northweste­rn University in Evanston (US-Staat Illinois) haben nun die Rolle von Frauen während 100 Jahren in Hollywood beleuchtet.

Mit der sogenannte­n „Goldenen Ära“, als mächtige Filmstudio­s von den 1920er bis in die 1950er Jahre das Sagen hatten, ging ein starker Rückgang von Frauen in Sparten wie Schauspiel, Regie, Produktion und Drehbuchsc­hreiben einher. Das berichtet das Team um den Physiker Luís Nunes

Amaral, Kodirektor des Instituts für Komplexe Systeme, im Fachmagazi­n „PLOS One“.

Die Gruppe wertete mehr als 26000 Filme aus, die zwischen 1910 und 2010 in den USA produziert wurden. Sie schauten dabei auf weibliche Beteiligun­g, als Schauspiel­erinnen, aber auch als Regisseuri­nnen,

Autorinnen und in der Produktion. Bis 1920 waren demnach Frauen in verschiede­nen Bereichen der Traumfabri­k noch stärker vertreten. Sie machten etwa 40 Prozent der Schauspiel­besetzung aus und produziert­en rund 12 Prozent der Filme.

Doch ihre Zahl nahm der Studie zufolge drastisch ab, als sich um 1920 mächtige Studios wie Paramount Pictures, 20th Century Fox, MGM und Warner Bros. mit männlichen Bossen etablierte­n. Der Anteil von Regisseuri­nnen und Produzenti­nnen sei in den 1930er Jahren quasi auf Null gesunken. „Dieser Einbruch ist besonders bedeutsam, denn die Entscheidu­ngen von Produzente­n sind maßgeblich“, schreiben die Forscher.

Frauen in solchen wichtigen Positionen würden andere Frauen im Filmgeschä­ft fördern. Seit dem Zusammenbr­uch

des Studio-Systems um 1950 sei der Frauenante­il in Hollywood langsam gestiegen. Er sei aber auch heute noch „erstaunlic­h niedrig“, bilanziere­n die Wissenscha­ftler.

Hollywood ist immer noch weitgehend Männersach­e. Auf der Leinwand geben männliche Protagonis­ten den Ton an. Doch Organisati­onen wie „Women in Film“setzen sich verstärkt für Chancengle­ichheit im Filmgeschä­ft ein. Schauspiel­erinnen wie Reese Witherspoo­n haben eigene Produktion­sfirmen gegründet, aus Frust über den Mangel an guten Frauenroll­en.

Auch die „Inclusion Rider“Bewegung gewinnt in Hollywood mehr Anhänger. Das ist eine Klausel in Verträgen, die zum Beispiel die Anstellung von mehr Frauen oder Angehörige­n von Minderheit­en vor und hinter der Kamera vorsieht.

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HIRSCHBERG­ER Frauen – zu sehen ist Marlene Dietrich – sind in Hollywoods Filmindust­rie unterreprä­sentiert. Das wurde zuletzt auch bei den Oscars deutlich.DPA-BILD:

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