Neue Anlaufstelle für Opfer
Bischöfe tagen in Lingen – Schweigemarsch der Frauen
Das Thema Missbrauch überschattet die Tagung. Andere Punkte werden nachrangig behandelt.
LINGEN – Die katholische Kirche in Deutschland will ihren Umgang mit dem Missbrauchsskandal verbessern. Dazu kündigte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, am Montag in Lingen unabhängige Anlaufstellen für Opfer an. Die Kirche wolle dabei auch mit dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, zusammenarbeiten. Im Emsland startete am Montag die viertägige Frühjahrskonferenz der deutschen Bischöfe.
Nach wie vor steht damit der Missbrauchsfall auf Nummer eins der Tagesordnung der Bischöfe. Andere Themen, vom Kirchenvolk auch dringend nachgefragt, wollen die Ortsbischöfe in Lingen nur eher nachgeordnet behandeln. Dazu gehört zum Beispiel die Rolle der Frau in der Kirche. Eine Positionierung, ob Frauen auch zu Diakoninnen geweiht werden, sei nicht zu erwarten, sagte Marx.
Dafür aber geht Marx mit der Ankündigung, den Opferbeauftragten der Bundesregierung einzubinden, einen Schritt auf die Opferverbände zu. Hatte doch im Vorfeld der Lingener Tagung der Verein „Eckiger Tisch“eine unabhängige Untersuchung der Vergangenheit durch Kommissionen gefordert, die mit Unterstützung des Staates eingesetzt werden. Sie sollen sich an den Standards orientieren, die der Unabhängige Beauftragte entwickelt hat, sagte Matthias Katsch, Sprecher des „Eckigen Tisches“.
Allerdings sind Vertreter der Opfer bei der Tagung der Bischöfe nicht dabei. „Wir hätten den Bischöfen unsere Forderungen auch gerne direkt und persönlich erläutert. Eine Einladung dazu lag uns allerdings nicht vor“, hatte Katsch kritisiert. Das Frühjahrstreffen sei nicht der Ort, mit Opfern zu sprechen, sagte Marx dazu.
Druck auf die Kirche machen die Frauen. An einem Schweigemarsch des Katholischen Frauenverbands Deutschlands beteiligten sich am Montagabend viele Menschen.
Anschließend wurden dem Osnabrücker Bischof FranzJosef Bode 30 000 Unterschriften überreicht. Außerdem drückten die Menschen mit der Aktion „#MachtLichtan“ihre Hoffnung auf eine Erneuerung der Kirche aus und richteten dabei am Abend nach dem Eröffnungsgottesdienst Taschenlampen auf das Portal.