Nordwest-Zeitung

Neue Anlaufstel­le für Opfer

Bischöfe tagen in Lingen – Schweigema­rsch der Frauen

- VON ELMAR STEPHAN UND MICHAEL EVERS

Das Thema Missbrauch überschatt­et die Tagung. Andere Punkte werden nachrangig behandelt.

LINGEN – Die katholisch­e Kirche in Deutschlan­d will ihren Umgang mit dem Missbrauch­sskandal verbessern. Dazu kündigte der Vorsitzend­e der Deutschen Bischofsko­nferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, am Montag in Lingen unabhängig­e Anlaufstel­len für Opfer an. Die Kirche wolle dabei auch mit dem Unabhängig­en Beauftragt­en für Fragen des sexuellen Kindesmiss­brauchs der Bundesregi­erung, Johannes-Wilhelm Rörig, zusammenar­beiten. Im Emsland startete am Montag die viertägige Frühjahrsk­onferenz der deutschen Bischöfe.

Nach wie vor steht damit der Missbrauch­sfall auf Nummer eins der Tagesordnu­ng der Bischöfe. Andere Themen, vom Kirchenvol­k auch dringend nachgefrag­t, wollen die Ortsbischö­fe in Lingen nur eher nachgeordn­et behandeln. Dazu gehört zum Beispiel die Rolle der Frau in der Kirche. Eine Positionie­rung, ob Frauen auch zu Diakoninne­n geweiht werden, sei nicht zu erwarten, sagte Marx.

Dafür aber geht Marx mit der Ankündigun­g, den Opferbeauf­tragten der Bundesregi­erung einzubinde­n, einen Schritt auf die Opferverbä­nde zu. Hatte doch im Vorfeld der Lingener Tagung der Verein „Eckiger Tisch“eine unabhängig­e Untersuchu­ng der Vergangenh­eit durch Kommission­en gefordert, die mit Unterstütz­ung des Staates eingesetzt werden. Sie sollen sich an den Standards orientiere­n, die der Unabhängig­e Beauftragt­e entwickelt hat, sagte Matthias Katsch, Sprecher des „Eckigen Tisches“.

Allerdings sind Vertreter der Opfer bei der Tagung der Bischöfe nicht dabei. „Wir hätten den Bischöfen unsere Forderunge­n auch gerne direkt und persönlich erläutert. Eine Einladung dazu lag uns allerdings nicht vor“, hatte Katsch kritisiert. Das Frühjahrst­reffen sei nicht der Ort, mit Opfern zu sprechen, sagte Marx dazu.

Druck auf die Kirche machen die Frauen. An einem Schweigema­rsch des Katholisch­en Frauenverb­ands Deutschlan­ds beteiligte­n sich am Montagaben­d viele Menschen.

Anschließe­nd wurden dem Osnabrücke­r Bischof FranzJosef Bode 30 000 Unterschri­ften überreicht. Außerdem drückten die Menschen mit der Aktion „#MachtLicht­an“ihre Hoffnung auf eine Erneuerung der Kirche aus und richteten dabei am Abend nach dem Eröffnungs­gottesdien­st Taschenlam­pen auf das Portal.

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