Orgelmusik am Abend
OLDENBURG/LR – Im Rahmen der Abendmusikreihe in der Forumskirche, Peterstraße, präsentiert Manuel Uhing an diesem Sonntag, 24. Februar, um 19.45 Uhr Orgelwerke von J.S. Bach, D. Buxtehude, C. Frank und andere. Das Impuls-Wort spricht an diesem Abend Pfarrer Michael Heyer. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erbeten. Näheres unter
@ www.forum-st-peter.de OLDENBURG – Schöne, exotische Welt: Das Foto zeigt ein wildes Durcheinander von armseligen Booten, zusammengepfercht auf einem Gewässer mit Holzhütten drumherum. Man kennt solche Motive aus vielen Berichten über vergessene Fischerorte irgendwo am Ende der Welt. Doch dann, ganz plötzlich, guckt man noch einmal aufs Foto: Mitten in dieser selbstgebastelten Fischfangflotte leuchtet etwas hochglänzend Weißes auf. Ein feines, teures Touristenboot hat sich in die hölzerne Tristesse geschoben.
Prämiertes Foto
Der Gegensatz zwischen realer Armut und vermeintlichem Reichtum ist es, was dieses Bild zu einem außergewöhnlichen macht, das den Betrachter in seinen Bann zieht. Die Aufnahme aus Makoko, dem „schwimmenden Stadtteil“in Nigerias Hauptstadt Lagos, stammt von dem Berliner Fotografen Jesco Denzel. Das Bild hat beim Wettbewerb „World Press Photo“den ersten Preis in der Kategorie „Aktuelles Zeitgeschehen“gewonnen – und ist somit ein Exponat der Ausstellung der besten Pressefotos 2018, die noch bis zum 10. März im Landesmuseum im Schloss zu sehen ist.
Und als erster deutscher „World Press Photo“-Sieger seit Jahren wurde Jesco Denzel auch im Rahmenprogramm der Schau vorgestellt. In einem Vortrag im Stadtmuseum erzählte der gebürtige Bremer von der Geschichte hinter dem prämierten Foto. Es ist Teil einer großen Fotoreportage über das alte Fischerdorf Makoko, das Gefahr läuft, zu verschwinden, da immer mehr Bereiche des Lagunenufers mit zum Teil illegalen Methoden zerstört und zum hochwertigen Neuaufbau freigegeben werden.
Drei Wochen lang hielt sich Denzel in der 18-MillionenMetropole Lagos auf, um das einzigartige Leben in Häusern, die auf Stelzen im Wasser stehen, und auf Booten zu dokumentieren. Er besuchte mit Unterstützung eines Einheimischen einige Familien, sah sich auf schwimmenden Drogerien, schaukelnden Marktplätzen und in Fischbratereien um.
Entstanden sind beeindruckende Fotos von Menschen, die ihr Schicksal mit Erfindungsreichtum und Mut zu meistern versuchen, die aber auch oft kapitulieren vor den Interessen anderer, reicherer Kreise.
Die Makoko-Fotoreportage „Lagos Waterfronts Under Threat“belegt die Chancen von Denzels Arbeitsweise. Er habe „Demut und Respekt“vor den Menschen, die er treffe, betonte der Fotograf. Nur mit Geduld und Offenheit
Fotograf Jesco könne er als Fremder in Denzel
vor seinen einem fremden Land etwas Arbeiten erreichen. „An die Tür klopfen und sagen ,Guten Tag, ich möchte Sie fotografieren’, reicht natürlich nicht.“
Der „richtige Moment“
Dass unter den vielen Bildern aus Makoko auch das preisgekrönte mit dem falschen Schiff am falschen Ort war, sei allerdings auch dem Glück zuzuschreiben, dass er zur richtigen Zeit an eben diesem Punkt des Hafens gestanden hatte. „Das Touristenboot fuhr ja wie aus heiterem Himmel da rein.“Das mit dem „richtigen Moment“passiert Jesco Denzel des öfteren. Der 46-Jährige ist seit 2010 einer von vier offiziellen Fotografen der Bundesregierung – und in dieser Funktion hatte er beim G-7-Gipfel im vergangenen Jahr in Kanada das Bild gemacht, das die Zerrissenheit der Weltenlenker heutzutage aufs Beste veranschaulicht: Ein sitzender Donald Trump hört sich, sichtlich abweisend, die eindringlichen Worte der stehenden Angela Merkel an, die sich energisch auf eine Tischplatte stützt. „Die offiziellen Fotografen der teilnehmenden Regierungschefs durften nach deren gemeinsamen Frühstück für etwa eine Minute in den Raum und fotografieren. Die Politiker standen in einer Ecke zusammen und diskutierten“, beschrieb Denzel die Situation. „Ich mag diese Fotos, die so nebenher entstehen.“
Dennoch ist für ihn klar: „Politikerfotos werden am besten, wenn man Zeit hat.“Die gibt es in der „gedrängten Arbeitssituation“als Regierungsfotograf eher selten. Doch bei einer lange vorbereiteten Fotoreportage wie die in Nigeria hat auch Jesco Denzel genügend Muße. Der Lohn ist dann manchmal ein Preis beim „World Press Photo“-Wettbewerb.
@ Hintergrundberichte unter: NWZonline.de/wpp-oldenburg