PWir schweben auf einer Wolke“
Rasta Vechtas Geschäftsführer Niemeyer spricht über sensationelle Saison des Aufsteigers
0m dritten Anlauf mischt Vechta die Bundesliga kräftig auf. Club-Boss Niemeyer genießt die Euphorie, denkt aber auch schon weiter.
VECHTA – Stefan Niemeyer verfügt über ein recht breites Kreuz. Das kommt dem Chef von Rasta Vechta derzeit ganz gelegen, kann er sich doch vor Schulterklopfern kaum retten. „In jedem dritten Gespräch geht es um Rasta. Alle sind begeistert, es herrscht eine unglaubliche Euphorie. Wir genießen es“, sagt der Geschäftsführer des Sensationsteams der Basketball-Bundesliga (BBL) der Ð.
Nach zwei vergeblichen Anläufen im Oberhaus, die jeweils mit dem direkten Wiederabstieg endeten, mischen die Vechtaer nun Deutschlands Basketball-Elite kräftig auf. Nach 14 Spieltagen liegt der Aufsteiger als Tabellenfünfter auf Playoff-Kurs, an diesem Samstag (18 Uhr) könnte Rasta mit einem Sieg bei Brose Bamberg sogar am früheren Serienmeister vorbei auf Platz vier ziehen. „Wir schweben auf einer Wolke. Es ist wie ein Traum“, sagt Niemeyer.
Starke Mentalität
Dabei sah es noch zu Beginn der Saison so aus, als sollte auch Rastas dritte Bundesligaspielzeit eine ähnlich klägliche werden wie die aus 2013/14 und 2016/17. Vechta startete mit drei Niederlagen und bei Niemeyer wuchs die Sorge, „dass es schon wieder losgeht“. Doch es kam anders: Am vierten Spieltag gelang mit dem 106:100-Erfolg nach Verlängerung in Weißenfels Rasta-Geschäftsführer Stefan Niemeyer
der Befreiungsschlag, danach setzte die Mannschaft zu einem furiosen Höhenflug an. Rasta gewann ein Spiel nach dem anderen, das 75:65 gegen Würzburg zuletzt war bereits der zehnte Saisonsieg. So viele Erfolgserlebnisse hatte Vechta in seinen ersten beiden Erstliga-Spielzeiten zusammen nicht.
„Jeder Spieler ist mit vollem Herzen dabei und gibt sein letztes Hemd“, lobt Niemeyer die Mentalität der Mannschaft, die bereits bundesweit für Schlagzeilen sorgte. „Kreisstadt schlägt Hauptstadt“, schrieb die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“nach Vechtas Sensationssieg über Vizemeister Alba Berlin Anfang November. „Wir zeigen in dieser Saison, dass auch ein kleiner Club mit wenig Geld in der Lage sein kann, die Großen zu ärgern“, freut sich Niemeyer.
Mit einem Budget von nur rund 2,7 Millionen Euro stellte Rasta die Mannschaft im Sommer klug zusammen. Spieler wie Kapitän Joshua Young oder Power Forward Seth Hinrichs blieben nach dem Aufstieg und zählen auch eine Etage höher zu den Leistungsträgern. Mit den Verpflichtungen von TJ Bray (kam von Kolossos Rhodos/ Griechenland) und Austin Hollins (Gießen 46ers) landeten die Vechtaer überdies zwei absolute Volltreffer auf dem Transfermarkt, die beiden Guards sorgen für die meisten Punkte. „Da hat unser Trainer genau die richtigen Spieler gefunden“, sagt Niemeyer.
Der Trainer, das ist Pedro Calles. Der Spanier ist mit 35 Jahren der jüngste Chefcoach in der Bundesliga und gilt schon in der seiner DebütSaison als heißer Anwärter auf den Titel „Trainer des Jahres“in der BBL. „Es war schon ein kleines Risiko, mit Pedro in die Bundesliga zu gehen. Schließlich verfügte er über keine Erfahrung als Cheftrainer. Aber es hat sich ausgezahlt. Er leistet überragende Arbeit, lässt modernen Basketball spielen“, sagt Nieyemer über Calles, der in der vergangenen Zweitligasaison noch Assistent von Doug Spradley war und dessen Posten übernahm, nachdem Spradleys Vertrag nicht verlängert wurde.
„Brauchen mehr Kohle“
Naturgemäß weckt Vechtas Erfolg auch Begehrlichkeiten. Spieler wie Bray, Hollins, Hinrichs oder Jung-Nationalspieler Philipp Herkenhoff dürften bereits das Interesse anderer, zahlungskräftiger Clubs geweckt haben. „Noch hat sich keiner bei uns gemeldet, aber natürlich sind wir nicht naiv“, sagt Niemeyer. „Wir brauchen mehr Kohle“, bringt es der 58jährige Geschäftsführer auf den Punkt. Um „30 oder 40 Prozent“soll der Etat zur nächsten Saison aufgestockt werden, verrät Niemeyer, der mit seinem Tierfutter-Unternehmen Miavit seit vielen Jahren als Hauptsponsor bei Rasta tätig ist. Um mehr Einnahmen zu erzielen, denkt der Club darüber nach, den Namen am vereinseigenen Rasta-Dome zu verkaufen. „Wenn jemand um die Ecke kommt und einen guten Preis bietet, dann machen wir das“, stellt Niemeyer klar.
Zunächst aber steht für den Rasta-Boss die aktuelle Saison im Vordergrund. „Zwei Siege fehlen uns noch zum Klassenerhalt“, rechnet er vor: „Ich hoffe, dass wir die möglichst schnell holen, damit wir Planungssicherheit haben.“Und dann? An die Playoffs möchte Niemeyer nicht denken: „Das kann ich mir einfach nicht vorstellen, wenn ich sehe was für ambitionierte Teams jetzt noch hinter uns stehen.“Aber ein kleines bisschen Träumerei erlaubt er sich dann doch: „Eine Viertelfinalserie gegen Oldenburg – das wäre doch mal was.“