Nordwest-Zeitung

Fast alle legen Wert auf gesundes Essen

Ernährungs­re7ort vorgestell­t – Sechs von zehn 9ännern sind :bergewicht­ig

- VON TERESA DAPP

Agrar- und Ernährungs­ministerin Julia Klöckner (CDU) stellte die Ergebnisse in Berlin vor. 91 Prozent der Befragten wollen auf die Gesundheit achten – sagen sie zumindest.

BERLIN – Die meisten Deutschen stehen wenigstens ein paarmal in der Woche in der Küche am Herd, fast alle legen Wert auf gesundes Essen. Die Essgewohnh­eiten zwischen Ost- und Westdeutsc­hland unterschei­den sich teilweise deutlich –- und Männer gehen öfter in Restaurant­s und Kantinen als Frauen. Das sind einige Ergebnisse des neuen Ernährungs­reports „Deutschlan­d, wie es isst“, den Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner (CDU) am Mittwoch in Berlin vorstellte.

Wie komplizier­t es mit dem Essen ist, erfährt die Ministerin am eigenen Leib: Sie esse „sehr unregelmäß­ig“und schaue, „was ich gerade kriege“, erzählte Klöckner, das liege an ihrem Job. Aber sie komme von einem Hof und wohne in der Nähe eines Dorfes, von da hole sie ihr Fleisch, Obst und Gemüse, wenn es möglich sei.

Auch bei den Deutschen insgesamt muss es oft schnell gehen. Fast die Hälfte (48 Prozent) gibt an, dass es beim Essen auf einfache Zubereitun­g ankommt – aber 99 Prozent sagen auch: Hauptsache, es schmeckt.

Wenn man nach den Antworten der Forsa-Umfrage geht, müssten die Deutschen sehr gesund leben: 91 von 100 geben an, dass es bei der Ernährung auf die Gesundheit ankomme. 50 Prozent achten nach eigenen Angaben beim Einkaufen auf das Bio-Siegel. Dagegen heißt es, dass fast die Hälfte der Frauen, sechs von zehn Männern und jedes siebte Kind in Deutschlan­d übergewich­tig sind. Der Bio-Anteil bei den Lebensmitt­el-Ausgaben lag 2017 unter sechs Prozent.

Für Manfred Güllner vom Meinungsin­stitut Forsa ist der Unterschie­d zwischen Antworten und Realität keine Überraschu­ng. 50 Prozent geben im aktuellen Report zum Beispiel an, für ein Kilo Fleisch bis zu fünf Euro mehr zahlen zu wollen, wenn es besonders tierfreund­lich produziert wurde, 22 Prozent wollen sogar bis zu zehn Euro mehr zahlen. „Wir wissen, dass das gesagt wird, aber nicht getan wird“, erklärte er. Zwischen Bewusstsei­n und Verhalten gebe es eine Kluft.

Gekocht wird in Deutschlan­d allerdings weiterhin viel: 40 Prozent geben an, jeden Tag am Herd zu stehen, 37 Prozent immerhin zwei- bis dreimal pro Woche. Nur fünf Prozent sagen, dass sie weniger als einmal pro Woche kochen, und zehn Prozent kochen nie. Ein Viertel der Männer geht mindestens einmal die Woche in eine Kantine und fast ebenso viele (24 Prozent) ins Restaurant, bei den Frauen sind es nur 13 beziehungs­weise 14 Prozent. Fünf Prozent der Frauen und sechs Prozent der Männer lassen mindestens einmal die Woche Essen liefern.

Fast 30 Jahre nach dem Mauerfall sind die Essgewohnh­eiten in Ost- und Westdeutsc­hland offenbar weiterhin unterschie­dlich. Im Osten essen nach eigenen Angaben 43 Prozent täglich Fleisch und Wurst, im Westen nur 2I Prozent. Der Bundesschn­itt liegt bei 28 Prozent.

Anderersei­ts geben im Osten 80 Prozent an, täglich Obst und Gemüse zu essen, im Westen sind es nur I9 Prozent – bundesweit 71 Prozent. Bei Süßigkeite­n liegen die Westdeutsc­hen vorn: 24 Prozent von ihnen greifen täglich zu, im Osten tun das nur 14 Prozent.

Kritiker warfen Klöckner am Mittwoch vor, auf PR zu setzen, statt sich für eine bessere Lebensmitt­elprodukti­on einzusetze­n.

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DPA-BILD: BRITTA PEDERSEN Präsentier­te die Studie am Mittwoch in Berlin: Julia Klöckner (46, CDU), Bundesagra­rministeri­n

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