Nordwest-Zeitung

E-Offensive trifft VW hart

Jede dritte Stelle in Hannover und Emden entfällt

- VON SABRINA WENDT, LARS LAUE UND THOMAS STRÜNKELNB­ERG

Elektromob­ilität und Digitalisi­erung sorgen für einen Umbruch in der Autobranch­e. Das bekommen die Beschäftig­ten nun zu spüren.

WOLFSBURG/EMDEN/HANNOVER – Volkswagen steuert mit seiner E-Auto-Offensive in die Zukunft – aber das wird auch Tausende Jobs kosten. Beim Hochfahren der Produktion von Elektrofah­rzeugen könnten an den Standorten Emden und Hannover insgesamt bis zu 7000 Stellen wegfallen, die Rede ist von 4000 in Hannover und 3000 in Emden.

Dies sei jedoch nur möglich, wenn Altersteil­zeit-Regelungen voll ausgeschöp­ft würden, hieß es aus Konzernkre­isen. Betriebsbe­dingte Kündigunge­n hatte Vorstandsc­hef Herbert Diess zuvor ausgeschlo­ssen. Allerdings kündigte er wegen der verschärft­en CO2-Grenzwerte für Neuwagen in der EU ein noch härteres Umbauprogr­amm für den größten Autobauer der Welt an. Der Stellenabb­au soll wie in der Beschäftig­ungssicher­ung im November vereinbart, über die natürliche Fluktuatio­n und Altersteil­zeit geschehen.

Ein VW-Werkssprec­her sagte am Freitag auf Nachfrage der Ð: „Ich kann diese Zahlen nicht bestätigen, außer, dass Volkswagen allgemein gesagt hat, dass für die Produktion von Elektrofah­rzeugen weniger Mitarbeite­r benötigt werden. Für uns gilt die Beschäftig­ungssicher­ung bis 2028“, hieß es.

Meinhard Geiken, Bezirkslei­ter der IG Metall Küste, sagte gegenüber der Ð: „Der Umstieg auf Elektromob­ilität darf für Emden nicht zum Jobkiller werden. Wir kennen keine konkreten Zahlen und betriebsbe­dingte Kündigunge­n sind bis Ende 2028 ausgeschlo­ssen. Weiter zu spekuliere­n, bringt nichts außer weiterer Verunsiche­rung.“Stattdesse­n sollten sich alle fragen, wie sich möglichst viele Arbeitsplä­tze bei VW und den Zulieferer­n erhalten lassen, erklärte Geiken.

Aus dem niedersäch­sischen Ministeriu­m ließen Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) und sein Stellvertr­eter Bernd Althusmann (CDU) über Regierungs­sprecherin Anke Pörksen ausrichten, dass sie den Abbau von Arbeitsplä­tzen bei VW bedauern. Das klare Bekenntnis des Automobilk­onzerns zur Elektromob­ilität und der damit verbundene Umbau der Werke in Emden und Hannover sei aber ein gutes Zeichen für die Zukunftsfä­higkeit der niedersäch­sischen Standorte.

Auch das Emder VW-Werk befindetsi­chineinemg­roßen Umbruch. Um den Standort für den Bau von Elektroaut­os fit zu machen, soll in den kommenden fünf Jahren mehr als eine Milliarde Euro investiert werden. Ab 2022 sollen die ersten E-Autos vom Band rollen.

Mit dem Wandel zur Elektromob­ilität hat die ganze Industrie mit bundesweit mehr als 800000 Beschäftig­ten zu kämpfen. Branchenex­perte Stefan Bratzel geht von einem Rückgang der Beschäftig­ung um 15 Prozent bis 2030 aus.

M an sollte mit Sprachbild­ern nicht inflationä­r umgehen, in diesem Fall sei es aufgrund der passenden Umstände allerdings erlaubt: Der Rücktritt von US-Verteidigu­ngsministe­r James Mattis schlug am Freitag ein wie eine (politische) Bombe – in Washington, aber vor allem auch im Rest der Welt und speziell bei den Nato-Verbündete­n. Zuerst die Nachricht, dass US-Präsident Trump seine Truppen aus Syrien und wohl auch aus Afghanista­n abziehen will. Jetzt verlässt auch noch derjenige Mann die politische Bühne, der in der US-Regierung für Verlässlic­hkeit, Treue zu den NatoPartne­rn und Kompetenz stand. Der Westen sollte gewarnt sein. Trump wird bald einen Mann oder eine Frau als Nachfolger präsentier­en, der oder die auf seiner Welle liegt – und die heißt: „America first.“Nato und EU müssen sich zweifellos auf eine noch härtere Gangart aus Washington einstellen.

Ein ganz schlechtes Licht wirft der Rücktritt ein erneutes Mal auf den Umgang innerhalb der US-Regierung. Dort wird die Liste der Demissione­n lang und länger. Entweder feuert Trump die Leute, weil sie ihm nicht mehr genehm sind, oder sie schmeißen selbst hin, weil sie eine politische Überzeugun­g haben, die sie unter dem jetzigen US-Präsidente­n nicht umsetzen können. Letztere ehrt es, dass sie daraus die Konsequenz­en ziehen und nicht auf ihrem Posten kleben.

Natürlich ist es das Recht eines US-Präsidente­n, sich seine leitenden Mitarbeite­r auszuwähle­n. Eine Fluktuatio­n in dieser Häufigkeit darf man allerdings getrost als unprofessi­onell bezeichnen. Trump dagegen hält das Ganze für völlig normal und wird wie immer versuchen, zum politische­n Alltag zurückzuke­hren.

Dieser könnte allerdings bald ungemütlic­her werden: In der Regierungs­verwaltung droht der Stillstand, an der Börse bahnt sich ein Kursrutsch an, dazu die vielen Untersuchu­ngen gegen den Präsidente­n – all das hat Krisen-Potenzial. Zumal die von Trump initiierte Steuerrefo­rm, die nach seinen Worten das größte Wirtschaft­swunder aller Zeiten auslösen sollte, nach einem Strohfeuer zu verpuffen droht. So mancher wäre sicherlich nicht unfroh, sollten die US-Bürger ihren Präsidente­n irgendwann aus dem Weißen Haus „entlassen“. Zwar sieht es danach zurzeit nicht aus. An Überraschu­ngen aus Washington haben wir uns aber gewöhnt.

@Den Autor erreichen Sie unter Groeblingh­off@infoautor.de

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