E-Offensive trifft VW hart
Jede dritte Stelle in Hannover und Emden entfällt
Elektromobilität und Digitalisierung sorgen für einen Umbruch in der Autobranche. Das bekommen die Beschäftigten nun zu spüren.
WOLFSBURG/EMDEN/HANNOVER – Volkswagen steuert mit seiner E-Auto-Offensive in die Zukunft – aber das wird auch Tausende Jobs kosten. Beim Hochfahren der Produktion von Elektrofahrzeugen könnten an den Standorten Emden und Hannover insgesamt bis zu 7000 Stellen wegfallen, die Rede ist von 4000 in Hannover und 3000 in Emden.
Dies sei jedoch nur möglich, wenn Altersteilzeit-Regelungen voll ausgeschöpft würden, hieß es aus Konzernkreisen. Betriebsbedingte Kündigungen hatte Vorstandschef Herbert Diess zuvor ausgeschlossen. Allerdings kündigte er wegen der verschärften CO2-Grenzwerte für Neuwagen in der EU ein noch härteres Umbauprogramm für den größten Autobauer der Welt an. Der Stellenabbau soll wie in der Beschäftigungssicherung im November vereinbart, über die natürliche Fluktuation und Altersteilzeit geschehen.
Ein VW-Werkssprecher sagte am Freitag auf Nachfrage der Ð: „Ich kann diese Zahlen nicht bestätigen, außer, dass Volkswagen allgemein gesagt hat, dass für die Produktion von Elektrofahrzeugen weniger Mitarbeiter benötigt werden. Für uns gilt die Beschäftigungssicherung bis 2028“, hieß es.
Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste, sagte gegenüber der Ð: „Der Umstieg auf Elektromobilität darf für Emden nicht zum Jobkiller werden. Wir kennen keine konkreten Zahlen und betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2028 ausgeschlossen. Weiter zu spekulieren, bringt nichts außer weiterer Verunsicherung.“Stattdessen sollten sich alle fragen, wie sich möglichst viele Arbeitsplätze bei VW und den Zulieferern erhalten lassen, erklärte Geiken.
Aus dem niedersächsischen Ministerium ließen Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und sein Stellvertreter Bernd Althusmann (CDU) über Regierungssprecherin Anke Pörksen ausrichten, dass sie den Abbau von Arbeitsplätzen bei VW bedauern. Das klare Bekenntnis des Automobilkonzerns zur Elektromobilität und der damit verbundene Umbau der Werke in Emden und Hannover sei aber ein gutes Zeichen für die Zukunftsfähigkeit der niedersächsischen Standorte.
Auch das Emder VW-Werk befindetsichineinemgroßen Umbruch. Um den Standort für den Bau von Elektroautos fit zu machen, soll in den kommenden fünf Jahren mehr als eine Milliarde Euro investiert werden. Ab 2022 sollen die ersten E-Autos vom Band rollen.
Mit dem Wandel zur Elektromobilität hat die ganze Industrie mit bundesweit mehr als 800000 Beschäftigten zu kämpfen. Branchenexperte Stefan Bratzel geht von einem Rückgang der Beschäftigung um 15 Prozent bis 2030 aus.
M an sollte mit Sprachbildern nicht inflationär umgehen, in diesem Fall sei es aufgrund der passenden Umstände allerdings erlaubt: Der Rücktritt von US-Verteidigungsminister James Mattis schlug am Freitag ein wie eine (politische) Bombe – in Washington, aber vor allem auch im Rest der Welt und speziell bei den Nato-Verbündeten. Zuerst die Nachricht, dass US-Präsident Trump seine Truppen aus Syrien und wohl auch aus Afghanistan abziehen will. Jetzt verlässt auch noch derjenige Mann die politische Bühne, der in der US-Regierung für Verlässlichkeit, Treue zu den NatoPartnern und Kompetenz stand. Der Westen sollte gewarnt sein. Trump wird bald einen Mann oder eine Frau als Nachfolger präsentieren, der oder die auf seiner Welle liegt – und die heißt: „America first.“Nato und EU müssen sich zweifellos auf eine noch härtere Gangart aus Washington einstellen.
Ein ganz schlechtes Licht wirft der Rücktritt ein erneutes Mal auf den Umgang innerhalb der US-Regierung. Dort wird die Liste der Demissionen lang und länger. Entweder feuert Trump die Leute, weil sie ihm nicht mehr genehm sind, oder sie schmeißen selbst hin, weil sie eine politische Überzeugung haben, die sie unter dem jetzigen US-Präsidenten nicht umsetzen können. Letztere ehrt es, dass sie daraus die Konsequenzen ziehen und nicht auf ihrem Posten kleben.
Natürlich ist es das Recht eines US-Präsidenten, sich seine leitenden Mitarbeiter auszuwählen. Eine Fluktuation in dieser Häufigkeit darf man allerdings getrost als unprofessionell bezeichnen. Trump dagegen hält das Ganze für völlig normal und wird wie immer versuchen, zum politischen Alltag zurückzukehren.
Dieser könnte allerdings bald ungemütlicher werden: In der Regierungsverwaltung droht der Stillstand, an der Börse bahnt sich ein Kursrutsch an, dazu die vielen Untersuchungen gegen den Präsidenten – all das hat Krisen-Potenzial. Zumal die von Trump initiierte Steuerreform, die nach seinen Worten das größte Wirtschaftswunder aller Zeiten auslösen sollte, nach einem Strohfeuer zu verpuffen droht. So mancher wäre sicherlich nicht unfroh, sollten die US-Bürger ihren Präsidenten irgendwann aus dem Weißen Haus „entlassen“. Zwar sieht es danach zurzeit nicht aus. An Überraschungen aus Washington haben wir uns aber gewöhnt.
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