Schlechter Befund
G eht es nach den gesetzlichen Krankenversicherungen, sollen Ärzte abends und an Samstagen mehr Sprechstunden anbieten, um unter anderem die Notfallpraxen an den Wochenenden zu entlasten. Das klingt richtig und logisch – ist aber in der Schlussfolgerung falsch. Zwar können Menschen immer und überall krank werden, aber in den Praxen der niedergelassenen Ärzte sind Notfälle in der Minderheit. Für die meisten Patienten braucht es keine zusätzlichen Öffnungszeiten, es sei denn, weil das bequemer für sie wäre. Echte Notfälle werden in jeder seriösen Arztpraxis sowieso vorgezogen, wenn sie nicht gleich in der Notaufnahme oder beim Rettungsdienst landen. Wer „patientenfreundlichere“Sprechzeiten fordert, macht ein paar populistische Punkte, verkennt aber den Alltag in der Arztpraxis. Wenn Ärzte am Mittwoch und Freitag ihre Praxis bereits zur Mittagszeit zusperren, verschwinden sie übrigens nur selten auf den Golfplatz. Vielmehr telefonieren sie noch stundenlang Befunden hinterher, sitzen an der vorgeschriebenen Dokumentation oder sind in einer Fortbildung. Ärzte in dieser Hinsicht zu entlasten, wäre eine lohnende Aufgabe für Kassen und Politik – und käme auch den Patienten zugute.
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