Nordwest-Zeitung

Igel überstehen den Winter besser als viele Tierfreund­e denken

Gartenbesi­tzer sorgen sich oft um das Wohlergehe­n der Tiere – Experten geben Entwarnung

- VON ANNA-LENA SACHS

AMMERLAND – Ein kleiner Igel läuft dieser Tage durch den Garten. Er sieht nicht sonderlich groß aus, macht aber einen fitten Eindruck. Kann das Wildtier alleine überwinter­n oder braucht es Hilfe? Die Frage stellen sich Gartenbesi­tzer im Herbst sowie zu Winterbegi­nn oft. Solange der Igel nicht verletzt oder krank ist, sollte jedoch alles in Ordnung sein, erklärt Tierpflege­rin Sabrina Behrends von der Wildtierau­ffangstati­on in Rastede.

Bereits im August dieses Jahres meldeten sich die ersten besorgten Ammerlände­r, weil sie Igel gefunden hatten. Oft bestehe allerdings kein Grund zur Sorge: Laut Behrends wissen viele nicht, dass Igel zum Teil noch im August – manchmal sogar erst Ende September – geboren werden. Sie wiegen etwa zehn bis 15 Gramm bei der Geburt. Somit ist es durchaus möglich, dass man Anfang November noch Igel im Garten antrifft, die nur etwas über 100 Gramm wiegen und relativ klein sind. Aber: Die Wildtiere können bis zu 20 Gramm am Tag zunehmen, berichtet Klaus Meyer, Leiter der Wildtierau­ffangstati­on. Bis sie in den Winterschl­af gehen, haben sie sich in der Regel 500 bis 600 Gramm angefresse­n.

Wann brauchen Igel denn Der Igel: nicht immer auf Hilfe angewiesen.

nun Hilfe? Eigentlich nur, wenn sie krank oder verletzt sind. Solange sie gesund sind, kommen sie alleine klar – im Zweifel genügt ein Anruf bei der Wildtierau­ffangstati­on, bevor der Igel vom Menschen zur Pflege aufgenomme­n wird.

„Man tut dem gesunden Tier einen größeren Gefallen, wenn man es draußen lässt“, so Meyer. Doch immer mehr Menschen wollen vermeintli­ch hilfsbedür­ftige Igel im Winter pflegen. „Die letzten zehn Jahre hat sich das geballt“, sagt der Stationsle­iter. „Die Natur hat es schon so eingericht­et, dass es funktionie­rt“, sagt auch Susanne Grube, im Ammerland Kreisvorsi­tzende des Bundes für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND).

Mit wenig Aufwand können Gartenbesi­tzer die Tiere in der Natur unterstütz­en. Wer Igel im Garten hat, kann zum Beispiel ergänzend Futter anbieten. „Die Insekten werden weniger, da wird das Futter für Igel knapp“, erklärt Meyer. Ein hartgekoch­tes Ei, Rührei oder Katzenfutt­er können für die Tiere an einem geschützte­n Ort bereitgest­ellt werden. Im Handel gibt es zudem spezielles Igelfutter zu kaufen. Das Futter sollte in einem Gebüsch platziert werden oder aber in einem kleinen Häuschen, das extra für die Igel gedacht ist. Der Eingang sollte nur nicht so groß sein, dass eine Katze hinein passen könnte. In trockenen Zeiten könnte auch etwas Wasser bereitgest­ellt werden, erklärt Meyer. Und: Wasser und Futter sollten immer frisch sein. Extra hergericht­ete Winterunte­rschlüpfe – mit Stroh oder Laub ausgelegt – können den Igeln außerdem im Garten helfen.

Um die Insektenfr­esser allgemein zu unterstütz­en, sollte zudem darauf geachtet werden, dass der Garten über Pflanzenvi­elfalt verfüge, so Grube. Somit werden Insekten angelockt, die den Igeln als Nahrung dienen. Laub, Gehölze, Büsche und Hecken dienen darüber hinaus als natürliche­r Unterschlu­pf für den Winterschl­af.

 ?? DPA-BILD: PLEUL ??
DPA-BILD: PLEUL

Newspapers in German

Newspapers from Germany