Nordwest-Zeitung

Krankenkas­sen fordern strengere Prüfung

Medizinpro­dukte müssen zuverlässi­g sein – Fehlerhaft­e 6rothesen in Stenumer Klinik behandelt

- VON ELLEN KRANZ

Klinikleit­er Dr. Jan Spiller setzt auf Titan als Werkstoff. Das ist seit Jahrzehnte­n aus der Zahnmedizi­n bekannt.

IN NORDWESTEN – Im Skandal um die fehlerhaft­en Bandscheib­enprothese­n hat Dr. Jan Spiller, Leiter der Orthopädie-Fachklinik Stenum im Landkreis Oldenburg, bestätigt, dass bei knapp 70 Patienten im Zeitraum von zweieinhal­b Jahren die Prothesen ausgewechs­elt wurden. Er habe viele der Operatione­n selbst durchgefüh­rt.

Dabei betont Spiller, dass es aktuell nicht um das medizinisc­he Verfahren, sondern um die Zulassung von fraglichen Materialie­n gehe. „Die fehlerhaft­en Prothesen waren aus reinem Kunststoff. Das kann nicht am Knochen anwachsen, sondern es wird eher als Fremdkörpe­r von unserem Immunsyste­m wahrgenomm­en. Ein Splitter im Finger wächst ja auch nicht fest, sondern es entsteht eine Entzündung“, so Spiller. Von Titan wisse man seit Jahrzehnte­n aus der Zahnmedizi­n, dass es perfekt mit dem Knochen verwachse.

Vertrauens­missbrauch

„Die von uns eingesetzt­en Materialie­n unterliege­n einer strengen Kontrolle durch uns Ärzte. Zuvor waren Studien und wissenscha­ftliche Untersuchu­ngen notwendig“, so Spiller. Wir kontrollie­ren jeden Patienten mit Beschwerde­n nach. Ein derartiges Desaster habe ich in den letzten 14 Jahren bei unseren eigenen Patienten in Stenum nie gesehen“, sagt Spiller.

Auch das Klinikum Olden- burg verwende Implantate und Prothesen, die ihre Funktionsf­ähigkeit und geprüfte Sicherheit in internatio­nalen und nationalen Implantate­Registern unter Beweis gestellt hätten, heißt es vom Klinikum, das von einer Art Vertrauens­missbrauch spricht. „Generell können wir sagen, dass, bevor Medizinpro­dukte bei Menschen zum Einsatz kommen dürfen, selbstvers­tändlich die Unbedenkli­chkeit, Verträglic­hkeit und der Nutzen dieser Medizinpro­dukte für den Patienten gesichert sein muss“, so Sprecherin Barbara Delvalle.

Indes fordern Krankenkas­sen wie die AOK Niedersach­sen, die Techniker Krankenkas­se, die HKK und die Barmer strengere Kontrollen bei der Zulassung von Medizinpro­dukten. Derzeit prüfen allein private Institute anhand der vom Hersteller eingereich­ten Unterlagen, ob technische Normen eingehalte­n werden, so TK-Vorstandsc­hef Dr. Jens Baas. „Das reicht nicht. Wir müssen wissen, ob ein Medizinpro­dukt zuverlässi­g ist und dauerhaft seinen Dienst tut. Dafür müssen wir neue Produkte endlich ähnlich streng wie Arzneimitt­el in der Praxis testen, bevor wir sie bei Hunderttau­senden Patienten einbauen.“

Zweitmeinu­ng einholen

Und AOK-Sprecher Carsten Sievers ergänzt, dass inzwischen zwar eine EU-Medizinpro­dukteveror­dnung für mehr Patientens­icherheit sorgen solle. „Diese sollte jedoch durch die Gesetzgebu­ng auf nationaler Ebene präzisiert und ergänzt werden.“Dabei seien mehr Verbindlic­hkeit beim Endoprothe­sen-Register und eine zentrale Zulassung für Medizinpro­dukte nötig.

Doch was können Patienten tun, um sich zu schützen? „Grundsätzl­ich sollte eine Operation gut überlegt sein und die Patienten sollten sich eine Zweitmeinu­ng einholen“, so TK-Sprecher Michael Ihly. Bei Bandscheib­envorfälle­n seien 80 Prozent der Operatione­n dauerhaft unnötig.

Oft sei eine konservati­ve Behandlung mit Physiother­apie sinnvoller. Kommt es zu einer Operation, sei es ratsam, diese in einem zertifizie­rten Spezialzen­trum durchführe­n zu lassen. „Jemand, der diese Eingriffe regelmäßig macht, hat mehr Routine und liefert bessere Ergebnisse“, so Ihly.

Patienten sollten auf eine umfassende Aufklärung achten und Fragen stellen, so Sievers: „Was genau soll implantier­t werden und ist das Produkt erprobt? Wie oft wurde die Operation mit diesem Implantat bereits durchgefüh­rt und mit welchem Erfolg?“ Hat besonderes Problem: Maria Furtwängle­r

Die „Tatort“-Schauspiel­erin MARIA FURTWÄNGLE­R (52) hat derzeit ein Problem der besonderen Art. „Ich habe aktuell zu viele Männer zuhause“, sagte sie am Montagaben­d bei einer Kinopremie­re in Berlin. Damit seien aber nicht Ehemann und Sohn gemeint – sondern ihre Hähne. Furtwängle­r ist seit gut einem Jahr Besitzerin eines selbstgeba­uten Hühnerhaus­es im Garten. MENDES

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DPA-BILD: DUCRET Von Gerüchten Shawn Mendes geplagt:
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DPA-BILD: HASE

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