Nordwest-Zeitung

Trumps Triumph

- VON FRIEDEMANN DIEDERICHS, BÜRO WASHINGTON

M an kann es drehen und wenden, wie man will. Auf das knappste Abstimmung­sergebnis verweisen, mit dem seit über 100 Jahren ein Supreme-Court-Richter bestätigt wurde. Oder auf die Zweifel, die vor allem im linken Lager weiter den Charakter und die Arbeit von Brett Kavanaugh begleiten werden.

Doch unterm Strich bleibt nur dieses Fazit: Dass der umstritten­e Kandidat am Obersten Gerichtsho­f der USA auf Lebenszeit verankert wurde, ist ein Triumph für US-Präsident Donald Trump. Er kann sich gegenüber seiner konservati­ven Basis nun damit rühmen, in seiner Amtszeit bisher zwei Richter nominiert und durchgedrü­ckt zu haben, die von ihrer ideologisc­hen Ausrichtun­g den Republikan­ern entgegen kommen. Damit rückt der Supreme Court voraussich­tlich auf Jahrzehnte nach rechts – mit enormen Auswirkung­en für Politik und Gesellscha­ft im Land.

Trump hat im Tauziehen um Kavanaugh extrem hoch gepokert. Andere Präsidente­n hätten den Kandidaten wohl nach den Missbrauch­s-Vorwürfen und der öffentlich­en Aussage des angebliche­n Opfers fallen gelassen – doch Trump muss geahnt haben, dass ihm die konservati­ven Wähler dies extrem übel nehmen würde. Also ging der US-Präsident aufs Ganze – und gewann, wenn auch nur ganz knapp.

Wie hoch der Preis für dieses Pokerspiel sein wird, wird Trump in vier Wochen bei den Kongresswa­hlen ablesen können. Die Demokraten erhoffen sich dort durch die enorme Wut vieler Frauen einen enormen Popularitä­tsschub, während Trumps Republikan­er von einer „roten Welle“– also ebenfalls einer Sympathiew­oge – an der Basis träumt. Wie es am Ende ausgeht? Mit Prognosen für das tief gespaltene und hoch polarisier­te Land sollte man vorsichtig sein – seit 2016 entgegen fast aller Demoskopen- und Medienmein­ungen Donald Trump gegen Hillary Clinton gewann.

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