Trumps Triumph
M an kann es drehen und wenden, wie man will. Auf das knappste Abstimmungsergebnis verweisen, mit dem seit über 100 Jahren ein Supreme-Court-Richter bestätigt wurde. Oder auf die Zweifel, die vor allem im linken Lager weiter den Charakter und die Arbeit von Brett Kavanaugh begleiten werden.
Doch unterm Strich bleibt nur dieses Fazit: Dass der umstrittene Kandidat am Obersten Gerichtshof der USA auf Lebenszeit verankert wurde, ist ein Triumph für US-Präsident Donald Trump. Er kann sich gegenüber seiner konservativen Basis nun damit rühmen, in seiner Amtszeit bisher zwei Richter nominiert und durchgedrückt zu haben, die von ihrer ideologischen Ausrichtung den Republikanern entgegen kommen. Damit rückt der Supreme Court voraussichtlich auf Jahrzehnte nach rechts – mit enormen Auswirkungen für Politik und Gesellschaft im Land.
Trump hat im Tauziehen um Kavanaugh extrem hoch gepokert. Andere Präsidenten hätten den Kandidaten wohl nach den Missbrauchs-Vorwürfen und der öffentlichen Aussage des angeblichen Opfers fallen gelassen – doch Trump muss geahnt haben, dass ihm die konservativen Wähler dies extrem übel nehmen würde. Also ging der US-Präsident aufs Ganze – und gewann, wenn auch nur ganz knapp.
Wie hoch der Preis für dieses Pokerspiel sein wird, wird Trump in vier Wochen bei den Kongresswahlen ablesen können. Die Demokraten erhoffen sich dort durch die enorme Wut vieler Frauen einen enormen Popularitätsschub, während Trumps Republikaner von einer „roten Welle“– also ebenfalls einer Sympathiewoge – an der Basis träumt. Wie es am Ende ausgeht? Mit Prognosen für das tief gespaltene und hoch polarisierte Land sollte man vorsichtig sein – seit 2016 entgegen fast aller Demoskopen- und Medienmeinungen Donald Trump gegen Hillary Clinton gewann.
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