Nordwest-Zeitung

Kopfschütt­eln über Baltrumer Vorstoß

Insel will aus Nationalpa­rk austreten – „Skurriler geht’s nicht“

- VON HANS-CHRISTIAN WÖSTE

BALTRUM/LANGEOOG/WILHELMSHA­VEN – Der ungewöhnli­che Vorstoß von der ostfriesis­chen Insel Baltrum hat den alten Streit um Naturschut­z im Nationalpa­rk Niedersäch­sisches Wattenmeer angeheizt. Baltrum sollte besser aus dem Nationalpa­rk austreten, heißt es in einem Antrag des CDU-Ortsverban­des. Die vielen Nutzungen durch Tourismus und einheimisc­he Bevölkerun­g passten nicht zum Schutzziel eines Nationalpa­rks, lautet die Begründung.

„Skurriler geht’s nicht“, kritisiert dagegen Bürgermeis­ter Uwe Garrels (parteilos) von der Nachbarins­el Langeoog den Vorschlag. Die anderen Inseln würden den Baltrumer Weg nicht mittragen.

„So entwickeln wir das nicht, das ist eine Rolle rückwärts“, sagte Garrels, „eine hohe Naturschut­zqualität ist für uns wichtig.“Die von Baltrum gewünschte Umwandlung in einen Naturpark hätte jedoch weit weniger Schutzwirk­ung als ein Nationalpa­rk.

Die Nationalpa­rkverwaltu­ng in Wilhelmsha­ven hat rechtliche Bedenken und verweist auf die Zuständigk­eit des niedersäch­sischen Landtags in Hannover. „Der Nationalpa­rk ist durch ein Landesgese­tz geschützt“, sagte Leiter Peter Südbeck. Um Details der Schutzbest­immungen gebe es zwar immer wieder Konflikte wie etwa beim Streit um die Ausweisung von Kitesurfer-Gebieten. „Wir verfolgen aber das Ziel, gemeinscha­ftlich nach Lösungen zu suchen“, sagte Südbeck.

Als Hintergrun­d des CDUAntrage­s sieht Naturschüt­zer Manfred Knake vom Wattenrat die aktuelle Debatte über die Jagdpachtv­erträge im Nationalpa­rk auf vier ostfriesis­chen Inseln. Seit Wochen schwelt dazu ein ungelöster Streit zwischen Umwelt- und Landwirtsc­haftsminis­terium in Hannover. „Die Inseljäger befürchten nun weitere Einschränk­ungen ihres Hobbys, in einem Naturpark wäre die Jagd weniger restriktiv geregelt“, sagt Knake.

Baltrums CDU-Ratsherr Jann Bengen, der auch die Inseljäger vertritt, verteidigt dagegen den Baltrumer Vorstoß. „Wir Friesen gelten als eine geschützte nationale Minderheit, deren Lebensweis­e besonders geschützt ist. Dazu gehört auch, dass ich Beeren sammeln, reiten und Pferde auf der Weide lassen oder jagen darf“, erklärt Bengen.

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