Kopfschütteln über Baltrumer Vorstoß
Insel will aus Nationalpark austreten – „Skurriler geht’s nicht“
BALTRUM/LANGEOOG/WILHELMSHAVEN – Der ungewöhnliche Vorstoß von der ostfriesischen Insel Baltrum hat den alten Streit um Naturschutz im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer angeheizt. Baltrum sollte besser aus dem Nationalpark austreten, heißt es in einem Antrag des CDU-Ortsverbandes. Die vielen Nutzungen durch Tourismus und einheimische Bevölkerung passten nicht zum Schutzziel eines Nationalparks, lautet die Begründung.
„Skurriler geht’s nicht“, kritisiert dagegen Bürgermeister Uwe Garrels (parteilos) von der Nachbarinsel Langeoog den Vorschlag. Die anderen Inseln würden den Baltrumer Weg nicht mittragen.
„So entwickeln wir das nicht, das ist eine Rolle rückwärts“, sagte Garrels, „eine hohe Naturschutzqualität ist für uns wichtig.“Die von Baltrum gewünschte Umwandlung in einen Naturpark hätte jedoch weit weniger Schutzwirkung als ein Nationalpark.
Die Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven hat rechtliche Bedenken und verweist auf die Zuständigkeit des niedersächsischen Landtags in Hannover. „Der Nationalpark ist durch ein Landesgesetz geschützt“, sagte Leiter Peter Südbeck. Um Details der Schutzbestimmungen gebe es zwar immer wieder Konflikte wie etwa beim Streit um die Ausweisung von Kitesurfer-Gebieten. „Wir verfolgen aber das Ziel, gemeinschaftlich nach Lösungen zu suchen“, sagte Südbeck.
Als Hintergrund des CDUAntrages sieht Naturschützer Manfred Knake vom Wattenrat die aktuelle Debatte über die Jagdpachtverträge im Nationalpark auf vier ostfriesischen Inseln. Seit Wochen schwelt dazu ein ungelöster Streit zwischen Umwelt- und Landwirtschaftsministerium in Hannover. „Die Inseljäger befürchten nun weitere Einschränkungen ihres Hobbys, in einem Naturpark wäre die Jagd weniger restriktiv geregelt“, sagt Knake.
Baltrums CDU-Ratsherr Jann Bengen, der auch die Inseljäger vertritt, verteidigt dagegen den Baltrumer Vorstoß. „Wir Friesen gelten als eine geschützte nationale Minderheit, deren Lebensweise besonders geschützt ist. Dazu gehört auch, dass ich Beeren sammeln, reiten und Pferde auf der Weide lassen oder jagen darf“, erklärt Bengen.