Eine Mahnung
E s sind Bilder wie aus einem Katastrophenfilm. Aber in Genua ist die Katastrophe Realität, hat Dutzende Menschen das Leben gekostet. Noch sind die genauen Ursachen für das schwere Unglück nicht klar. Doch ist der Brückeneinsturz in der italienischen Metropole eine Mahnung, aus der Konsequenzen gezogen werden müssen.
Wie sicher sind die Brücken in Deutschland? Mögen Experten hierzulande auch auf ein dichtes und präzises Kontrollsystem verweisen, das dafür Sorge tragen soll, dass solche Katastrophen nahezu ausgeschlossen sein sollen. So bleibt doch ein nicht unerhebliches Restrisiko, gerade wenn man die große Zahl der Brücken und ihren mitunter problematischen Zustand bedenkt.
Auf Deutschlands Autobahnen und Bundesstraßen gibt es rund 40 000 Brücken. Mehr als jede Zehnte davon ist marode und in einem sehr schlechten Zustand, der Sanierungsstau groß. Die Verkehrsinfrastruktur ist in den vergangenen Jahrzehnten vernachlässigt worden. In den 90er Jahren stellte sich die große Herausforderung des Aufbaus Ost und der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit. Da musste manches Sanierungsprojekt zurückstehen. Das immer höhere Verkehrsaufkommen führt zudem zu stärkeren Belastungen von Straßen und Brücken und zu größeren Schäden. Auch wenn inzwischen deutlich mehr Geld fließt, lassen sich die Versäumnisse der Vergangenheit nicht von heute auf morgen beseitigen, da Planung und Bau Zeit brauchen.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat hier ein schweres Erbe übernommen. Doch gehört nach der Katastrophe von Genua alles auf den Prüfstand, denn es geht um Menschenleben. Intensiver Brücken-TÜV, mehr Tempo bei Sanierung und im Notfall Sperrungen – der Bund ist gefordert, die Sicherheit seiner Brücken zu garantieren. Eigentum verpflichtet. @ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de