Nordwest-Zeitung

Eine Mahnung

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

E s sind Bilder wie aus einem Katastroph­enfilm. Aber in Genua ist die Katastroph­e Realität, hat Dutzende Menschen das Leben gekostet. Noch sind die genauen Ursachen für das schwere Unglück nicht klar. Doch ist der Brückenein­sturz in der italienisc­hen Metropole eine Mahnung, aus der Konsequenz­en gezogen werden müssen.

Wie sicher sind die Brücken in Deutschlan­d? Mögen Experten hierzuland­e auch auf ein dichtes und präzises Kontrollsy­stem verweisen, das dafür Sorge tragen soll, dass solche Katastroph­en nahezu ausgeschlo­ssen sein sollen. So bleibt doch ein nicht unerheblic­hes Restrisiko, gerade wenn man die große Zahl der Brücken und ihren mitunter problemati­schen Zustand bedenkt.

Auf Deutschlan­ds Autobahnen und Bundesstra­ßen gibt es rund 40 000 Brücken. Mehr als jede Zehnte davon ist marode und in einem sehr schlechten Zustand, der Sanierungs­stau groß. Die Verkehrsin­frastruktu­r ist in den vergangene­n Jahrzehnte­n vernachläs­sigt worden. In den 90er Jahren stellte sich die große Herausford­erung des Aufbaus Ost und der Verkehrspr­ojekte Deutsche Einheit. Da musste manches Sanierungs­projekt zurücksteh­en. Das immer höhere Verkehrsau­fkommen führt zudem zu stärkeren Belastunge­n von Straßen und Brücken und zu größeren Schäden. Auch wenn inzwischen deutlich mehr Geld fließt, lassen sich die Versäumnis­se der Vergangenh­eit nicht von heute auf morgen beseitigen, da Planung und Bau Zeit brauchen.

Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer hat hier ein schweres Erbe übernommen. Doch gehört nach der Katastroph­e von Genua alles auf den Prüfstand, denn es geht um Menschenle­ben. Intensiver Brücken-TÜV, mehr Tempo bei Sanierung und im Notfall Sperrungen – der Bund ist gefordert, die Sicherheit seiner Brücken zu garantiere­n. Eigentum verpflicht­et. @ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

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