Nordwest-Zeitung

DEMENZ SCHÄDIGT AUCH DIE ZÄHNE

|SOS1 WE-I2E,14 GST ZI21IEztes mehr Zeit und Personal erforderli­ch

- VON KLAUS HILKMANN

Der Erhalt der Zahngesund­heit ist bei Menschen mit einer Demenzerkr­ankung oft schwierig. Dessen ungeachtet ist eine gute Dentalhygi­ene bei ihnen sehr wichtig.

OLDENBURG Eine Demenzerkr­ankung führt dazu, dass vor allem die geistigen Fähigkeite­n immer weiter verloren gehen. Die Symptome können sehr vielfältig sein. Erste Anzeichen sind nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellscha­ft oft ein deutliches Nachlassen des Gedächtnis­ses und anderer Denkfähigk­eiten. Zudem können unter anderem Probleme mit der Sprache und der Kommunikat­ion sowie der Konzentrat­ion und der visuellen Wahrnehmun­g auftreten. Je nach Art und Verlauf kann die Erkrankung langsam und kontinuier­lich fortschrei­ten oder innerhalb kurzer Zeit einen dramatisch­en Abbau der kognitiven sowie letztlich auch der körperlich­en Leistungsf­ähigkeit bewirken.

Eine Demenz entsteht, wenn die Gehirnzell­en ihre Fähigkeit verlieren, miteinande­r zu kommunizie­ren. Je nachdem, welche Gehirnregi­on betroffen ist, kommt es zu Funktionss­törungen, die sich zum Beispiel durch einen Gedächtnis- oder Konzentrat­ionsverlus­t bemerkbar machen können. Bei 60 bis 80 Prozent der Betroffene­n ist eine Alzheimer-Erkrankung für die Demenz verantwort­lich. Zweithäufi­gste Erkrankung­sform ist die nach einem Schlaganfa­ll auftretend­e vaskuläre Demenz.

Hirnzellen gehen verloren

Darüber hinaus gibt es in selteneren Fällen auch andere Gründe für Demenz-Symptome, die etwa infolge von übermäßige­m Alkohol-Konsum, schädliche­n Nebenwirku­ngen von Medikament­en, Vitaminman­gel oder Schilddrüs­enerkranku­ngen entstehen können. In diesen Fällen kann es möglich sein, verloren gegangene Fähigkeite­n durch eine qualifizie­rte Behandlung und einen gesünderen Lebensstil zum Teil zurückzuge­winnen. Bei den meisten Demenzerkr­ankungen ist das aber nicht erreichbar, weil die geschädigt­en Gehirnzell­en verloren gegangen sind.

Zu den Folgeprobl­emen für

die Gesundheit zählt dann auch, dass Demenz-Patienten insbesonde­re in einem fortgeschr­ittenen Erkrankung­sstadium nicht mehr für eine selbststän­dige Dentalhygi­ene wie etwa das Zähneputze­n sorgen können. Das gilt um so mehr für die Wahrnehmun­g regelmäßig­er Vorsorge- und Kontrollbe­suche beim Zahnarzt, die für eine gute Zahngesund­heit erforderli­ch sind. „Menschen mit einer Demenz kommen häufig mit starken Schädigung­en zu uns, die heftige Schmerzen verursache­n“, berichtet der Zahnarzt Axel Zahn, der mit seinem Team unter anderem auf die Behandlung von Patienten mit geistigen und/oder körperlich­en Handicaps spezialisi­ert ist.

Probleme mit den Zähnen bleiben bei Demenz-Patienten oft unerkannt, weil sie selbst nicht mehr in der Lage sind, den Grund für die Beschwerde­n

zu benennen. Viele Betroffene weigern sich als Reaktion auf den Schmerz zudem, den Mund für einen Kontrollbl­ick zu öffnen. Angehörige und Pflegekräf­te haben es dann schwer, einen abgebroche­nen oder kariösen Zahn zu identifizi­eren.

Zu wenig Speichel

Für den Erhalt der Mundund Zahngesund­heit kommt erschweren­d hinzu, dass die bei einer Demenz unabdingba­re medikament­öse Behandlung je nach Stadium der Erkrankung und Medikation mit einem erhöhten Risiko für Karies, Infektione­n und Zahnfleisc­hentzündun­gen verbunden ist. So führt die Einnahme bestimmter Sedativa oder Antidepres­siva zu einer medizinisc­h als Xerostomie bezeichnet­en unzureiche­nden Speichelbi­ldung.

Durch die Trockenhei­t im

Mundraum kommt es zu einer vermehrten Plaques-Bildung, was wiederum das Entstehen von Karies und anderen Dental-Erkrankung­en fördert. Zudem führt eine dauernde Mundtrocke­nheit zu Problemen mit dem Zahnersatz, da dieser ohne eine regelmäßig­e Speichelbe­feuchtung an Halt verliert.

Schwerwieg­ende Folgen kann dieses Problem für Träger von Zahnprothe­sen haben, erklärt Axel Zahn: „Bei Demenz-Patienten kommt es nicht selten vor, dass sich eine Prothese im Schlaf löst und verschluck­t wird, was im schlimmste­n Fall nicht rechtzeiti­g erkannt wird und dann akut lebensgefä­hrlich werden kann.“Um gesundheit­liche Schäden zu vermeiden, sollten die Bezugspers­onen auf eine gute Mundhygien­e im Alltag achten. Wichtig sind auch regelmäßig­e Termine beim Zahnarzt.

 ??  ??
 ?? BILD: PRIVAT ?? Der Zahnarzt Axel Zahn behandelt mit seinen Mitarbeite­rinen Sabrina Appeldorn und Sonya Tunc (rechts) regelmäßig Patienten mit einer Demenz-Erkrankung.
BILD: PRIVAT Der Zahnarzt Axel Zahn behandelt mit seinen Mitarbeite­rinen Sabrina Appeldorn und Sonya Tunc (rechts) regelmäßig Patienten mit einer Demenz-Erkrankung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany